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Der Vater zahlt: So hält Stroll Williams am Leben

Kanadier beim Heimspiel zurückhaltend: "Geld eröffnet Möglichkeiten."

Der Vater zahlt: So hält Stroll Williams am Leben

Lance Stroll hat in der Formel 1 schon eine eigene Tribüne. Dabei fährt der 19-Jährige erst seine zweite Saison in der Königsklasse.

Bei seinem Grand Prix in seiner Heimatstadt Montreal rasen Stroll und seine Fahrerkollegen am Wochenende auch an den Zuschauerrängen mit dem rot-weißen LS-Logo vorbei. Dabei hat es der Williams-Pilot erst einmal aufs Podest geschafft - als Dritter im Vorjahr in Baku.

Dennoch nutzen die Organisatoren des WM-Laufs in Kanada ihn als Lokalmatador und dementsprechend für PR-Zwecke. "Die Fans sind nicht ganz so verrückt wie damals zu den Ären von Gilles und Jacques Villeneuve", sagte Promoter Francois Dumontier.

"Wir spüren aber, dass das Land in Lance Stroll wieder einen Formel-1-Piloten hat." Das Wochenende auf dem Circuit Gilles Villeneuve sei deshalb wie im Vorjahr mit 100.000 Zuschauern ausverkauft.

Skepsis begleittet Williams-Duo

Stroll selbst wirkt ob der Aufmerksamkeit ein wenig schüchtern. Flotte Sprüche sind von ihm zumindest in der Öffentlichkeit nicht zu hören.

Er antwortet auf Fragen bei Pressekonferenzen eher vorsichtig. Die Zurückhaltung ist verständlich. Sein Einstieg in die Formel 1 wurde mit einiger Skepsis begleitet, hatten ihn doch vor allem die Millionen seines Vaters, des Mode-Milliardärs Lawrence (u.a. Tommy Hilfiger), den Sprung in die Königsklasse ermöglicht.

Jacques Villeneuve, Ex-Weltmeister und Sohn von Ferrari-Legende Gilles, nannte ihn einen Bezahlfahrer und meinte das ganz bewusst abfällig. Dabei ist es gängige Praxis, dass ein Geldgeber einem Günstling ein Cockpit bei einem finanzschwachen Team in der Formel 1 kauft.

Auch Strolls russischer Teamkollege Sergej Sirotkin ist dank der Sponsoren beim chronisch in Geldproblemen steckenden Williams-Rennstall. Im Fall Stroll ist es eben der Vater, der für den Sohn zahlt.

"Geld eröffnet Möglichkeiten"

Auch der kanadische Force-India-Ersatz- und Testfahrer Nicholas Latifi musste sich nach seinem Trainingseinsatz am Freitag kritische Fragen gefallen lassen, weil sein Vater im Vormonat für 272 Millionen US-Dollar (231,41 Mio. Euro) zehn Prozent der Anteile an der McLaren Group übernommen hat.

"Mein Vater hat ein Investment getätigt, das nichts mit meiner Rennfahrerkarriere zu tun hat. Ich will es mit meinen Leistungen auf der Strecke in die Formel 1 schaffen", betonte der 22-Jährige.

"Geld eröffnet Möglichkeiten", gestand dagegen Stroll junior am Beginn seiner F1-Karriere. Geld kaufe aber keine Siege, fügte er selbstbewusst hinzu. Die notwendige Superlizenz für die Formel 1 habe er sich hart erarbeitet. In der Tat gewann er unter anderen den italienischen Formel-4-Titel 2014 und wurde Formel-3-Champion 2016.

Und auch in seinem Rookie-Jahr 2017 in der Formel 1 schlug er sich achtbar. Im Heimrennen in Montreal holte er mit Platz neun erstmals Punkte, im chaotischen Grand Prix von Aserbaidschan schaffte es der Teenager sogar auf Platz drei und wurde am Ende seiner Debütsaison mit insgesamt 40 Punkten immerhin Gesamt-Zwölfter.

Ohne Strolls Geld hätte es Williams sehr schwer

In diesem Jahr ist eine Wiederholung kaum möglich. Der einstmals ruhmreiche Williams-Rennstall, für den Jacques Villeneuve 1997 den WM-Titel holte, hat kein Geld, um das Auto noch groß zu verbessern. Die Zukunft des Privatteams ist ungewiss.

Daher wirken Fragen an Geschäftsführerin Claire Williams nach einer Vertragsverlängerung für Lawrence Stroll unfreiwillig komisch. Denn ohne die kolportierten 40 Millionen US-Dollar (34,03 Mio. Euro) von Papa Stroll wird Williams nur schwer überleben können.

Andererseits: Sollte Williams pleitegehen, würde sein Sohn kein Cockpit mehr haben.

Bei einem Spitzenteam wie Mercedes, Ferrari oder Red Bull würde er nicht unterkommen, allenfalls ein anderes finanzschwaches Team könnte bereit sein, einen Platz zu verkaufen. Die Organisatoren des Kanada-Grand Prix würde es freuen, wenn ihnen Stroll erhalten bliebe - nicht nur der Tribüne wegen.


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