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Ricciardo siegte "wie Apollo 13"

Der Monaco-Sieg mit stumpfen Waffen treibt Ricciardos Marktwert weiter nach oben.

Ricciardo siegte Foto: © GEPA

Am Vormittag ein "Catch" von Tom Brady, am Nachmittag ein eleganter Bauchfleck in den Pool, am Abend Champagner-Dinner beim Fürsten: Der Sonntag war für Daniel Ricciardo nach seinem erstmaligen Sieg beim Grand Prix von Monaco besonders aufregend. Der Australier war trotz "Bummelfahrt" in einem angeschlagenen Red Bull der verdiente Sieger. "Es war das beste Wochenende meiner Karriere", jubelte der 28-Jährige.

Ricciardo sprach damit an, dass er dank des maßgeschneiderten RB14 das gesamte Geschehen in seiner Wahlheimat Monaco von Beginn weg dominiert hatte. Rundenrekorden im Training und Qualifying folgte freilich ein kurioses Rennen, in dem er einen Leistungsverlust von 160 PS sowie die Bremsprobleme an seinem angeschlagenen Rennauto meisterhaft managte und dennoch zum Sieg cruiste.

"So wie Daniel das Problem gehandhabt hat, hätte er auch in Apollo 13 sein können", machte Teamchef Christian Horner klar, dass man angesichts der massiven Probleme kurz vor der Aufgabe stand.

Die Konkurrenz beschwerte sich

Die Konkurrenz murrte freilich über das magere Tempo des Führenden. "Das war nicht wirklich Rennfahren", maulte WM-Leader Lewis Hamilton nach Platz drei. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass das spannend war beim Zuschauen", sagte der Mercedes-Pilot.

Auch der zweitplatzierte Ferrari-Star Sebastian Vettel wirkte mürrisch. "Daniel war trotz aller Probleme schneller als wir", konnte auch er sich nicht wirklich erklären, ob die Reifen Schuld hatten, dass der halb-kaputte Red Bull nicht zu überholen war.

Tatsächlich war 2018 die Aufregung eher rund um das Rennen durch die Gassen des Fürstentums angesiedelt gewesen. Schauspieler Hugh Grant, NBA-Star Dwyane Wade und vor allem NFL-Superstar Tom Brady zogen die Blicke auf sich. Ricciardo hat vor dem Rennen einen von Boot zu Boot geworfenen Football Bradys gekonnt gefangen.

Jede Runde wie ein Sieg

Dass der Australier dann auch der hochverdiente Monaco-Sieger war, stand aber für alle außer Zweifel.

"Natürlich hat uns die Strecke in die Hände gespielt. Und man hat gesehen, dass unser Chassis selbst bei einem massiven PS-Verlust sensationell gut ist", sagte der 28-Jährige, der nach Problemen am sogenannten MGU-K (dient zur Rückgewinnung der Bremsenergie) noch vor der 30. Runde massiven Leistungsverlust bekam und plötzlich fast 30 km/h langsamer war. Dass er die Gänge sieben und acht bewusst nicht mehr nutzte, sprach für sich.

Horner erinnerte das an Michael Schumachers Barcelona-Siegesfahrt 1994 ohne 5. Gang. "Ich musste viel lupfen, um die Bremsen zu schonen. Jede einzelne Runde ohne weitere Probleme war wie ein kleiner Sieg", gestand Ricciardo nach dem Rennen.

Aber selbst er gab zu: "Die meiste Zeit war ich nur noch am Cruisen. So etwas geht wohl nur in Monaco." Selbst als es kurz vor Schluss auf der Strecke krachte, blieb das folgenlos. "Bei einem Safety Car wäre ich beim Restart vielleicht verwundbar gewesen."

So viele Siege wie Vettel und Hamilton

Gefeiert wurde danach in der Energy Station ausgiebig. Nachdem das Team von Dietrich Mateschitz nach dem 100. und 150. auch beim 250. GP-Start gewonnen hatte, landeten alle Teammitglieder vollbekleidet im Pool und trugen ihren Helden dort auf Händen.

Wer weiß, wie lange sie Ricciardo noch haben. Während Dauer-Crasher Max Verstappen derzeit selbst teamintern kritisiert wird, ist der westaustralische Pilot aus Perth die heißeste Aktie am Fahrermarkt. Ferrari und Mercedes haben ein Auge auf den italienisch sprechenden Sohn eines Sizilianers geworfen.

"Mal schauen, was die anderen so denken. Ich kann mich ja nicht selbst bezahlen", kommentierte Ricciardo das Interesse mit seinem typischen Grinser. Wie Hamilton und Vettel hat er nach sechs Rennen zwei Saisonsiege zu Buche stehen. "Ich denke, ich habe mich in den ersten sechs Rennen ganz ordentlich verkauft."

Dass ihn Mercedes-Teamchef Toto Wolff gleich zum gefährlichen Titelkonkurrenten machte, schmeichelte ihm. "Es ist nicht unmöglich, aber nicht mein wichtigster Gedanke. Lewis hat einen Riesenvorsprung auf mich", verwies Ricciardo darauf, dass Hamilton 14 Punkte vor Vettel aber schon 38 vor ihm liegt. "Wenn wir wirklich mitmischen wollen, müssen wir vor der Sommerpause auch auf einem anderen Kurs beweisen, dass wir gewinnen können", forderte Ricciardo deshalb von Red Bull.

Hamilton als Ricciardo-Manager?

Kanada gilt zwar auch als Stadtrennen, der Kurs auf der Insel Notre Dame ist aber deutlich mehr eine Powerstrecke und zum Überholen geeignet. Das Reifenangebot ist aber das gleiche wie in Monaco, also inklusive Hypersoft.

Ricciardo glaubt dennoch, auch dort bestehen zu können. Mit jedem Rennen schraubt der lebenslustige Australier aus dem Red Bull Nachwuchsprogramm derzeit seinen Marktwert nach oben.

Auf das Angebot Hamiltons, er werde für ihn den neuen Vertrag verhandeln, reagierte Ricciardo in Monaco schlagfertig und ließ Spekulationen zu: "Wenn Lewis am Saisonende aufhört, kann er ja mein Manager werden."

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