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460 Millionen teures F1-Spektakel legt Las Vegas lahm

Der Grand Prix von Las Vegas will neue Maßstäbe setzen und sich so im Rennkalender etablieren. Das sorgt allerdings für Zoff im Spielerparadies.

460 Millionen teures F1-Spektakel legt Las Vegas lahm Foto: © getty

Mehr als 40 Jahre nach den beiden Flop-Veranstaltungen in Las Vegas will die Formel 1 im Spielerparadies Standards setzen und einen neuen Fixpunkt im Rennkalender schaffen.

1981 und 1982 veranstaltete die Königsklasse des Motorsports auf dem Parkplatz hinter dem Caesars-Palace-Hotel schon einmal einen Grand Prix, der weder bei den Fahrern noch vor Ort ankam.

"Die Strecke auf dem Parkplatz des Caesars Palace war ganz anders als das, was wir hier vorhaben. Aber das ist alles Teil des Vermächtnisses und der unglaublich reichen Geschichte, die die Formel 1 hat", sagt Cheforganisatorin Renee Wilm der Deutschen Presse-Agentur vor dem vorletzten Grand Prix des Jahres am Sonntag. Man wolle einen ganz neuen Standard für das Fan- und Kundenerlebnis an einem Rennwochenende setzen.

Zoff im Spielerparadies

"In einer Stadt, die dafür bekannt ist, ein Höchstmaß an Qualität in Bezug auf Essen, Trinken und Unterhaltung zu bieten, ist der Luxus und Glamour, den Las Vegas tagtäglich bietet, ein perfektes Gegenstück zu uns in der Formel 1", erläutert Wilm, die beim Formel-1-Rechteinhaber Liberty Media eigentlich Chefin der Rechtsabteilung ist. Das Medienunternehmen betraut sie mit der Organisation dieses so wichtigen Rennens.

Der Grand Prix führt diesmal an den berühmten Hotelanlagen auf dem Las Vegas Boulevard vorbei, dem sogenannten Strip.

Probleme gibt es im Vorfeld des spektakulären Projekts im Spielerparadies genug. Bei dem umgerechnet rund 460 Millionen Euro schweren Vorhaben herrscht immenser Zeitdruck, man musste sich mit der anspruchsvollen Nachbarschaft arrangieren, ein Streik der Beschäftigten im Hotel- und Gaststättengewerbe wurde erst kurzfristig abgewendet.

Zudem kommt der Verkehr rund um den Innenstadtkurs während des Grand-Prix-Wochenendes vorübergehend zum Erliegen.

Nicht zuletzt deshalb leistet die Formel-1-Chefetage Abbitte bei den genervten Nachbarn. "Ich möchte mich bei allen Einwohnern von Las Vegas entschuldigen. Wir wissen Ihre Nachsicht und Ihre Bereitschaft uns zu dulden, zu schätzen", äußert der Vorstandschef des Rechteinhabers Liberty Media, Greg Maffei.

Insel für die Formel 1 wird zur logistischen Herausforderung

Auch Wilm ist sich bewusst, dass die Formel 1 in der Stadt der Sünde einiges durcheinanderbringt. "Man muss sich vor Augen halten, dass man im Grunde eine Stadt lahmlegt, die rund um die Uhr in Betrieb ist, man schließt viele Geschäftszweige, darunter 60.000 Hotelzimmer. Der Umfang der Verkehrsplanung, der Sicherheitsplanung und der allgemeinen logistischen Planung, die erforderlich war, um dieses Ereignis zu organisieren, war wirklich monumental", erklärte Wilm.

"Für das, was wir hier tun, gibt es auch kein Drehbuch. Dies ist wirklich eine einzigartige Veranstaltung. Wir haben uns alle zu 100 Prozent dem Ziel verschrieben, diese Veranstaltung so spektakulär wie möglich zu gestalten."

Vor allem der Verkehrsfluss wird eine Herausforderung - nicht zuletzt für die zahlreichen Angestellten im Dienstleistungssektor, die zur Arbeit pendeln.

Der geschlossene Strip und die Sperre von drei Meilen öffentlicher Straßen kreieren eine Art Insel für die Formel 1. Um auf diese Insel zu gelangen, hat man keine Kosten und Mühen gescheut. "Wir mussten Behelfsbrücken errichten, die sehr kostspielig sind und bei ihrer Errichtung logistische Probleme verursacht haben", sagte die Cheforganisatorin.

Ecclestone: "Ich wollte damals auch, dass wir auf dem Strip fahren"

Für den mittlerweile 93-jährigen Ex-F1-Zampano Bernie Ecclestone ist es ein später Traum, der wahr wird. "Ich wollte damals auch, dass wir auf dem Strip fahren. Ich wollte sichergehen, dass die Leute, die die Fernseher einschalten, sofort wissen, dass wir in Vegas und nicht in der Wüste fahren."

Er selbst würde aber kein Geld darauf verwetten, das der Schauplatz in der Formel 1 gekommen ist, um zu bleiben. Auch wegen der weit höheren Preispolitik als etwa bei den anderen US-Rennen in Miami und Austin.

Ecclestone hebt aber auch den völlig veränderten Stellenwert im Vergleich zu vor 40 Jahren hervor. "Damals hat in Amerika keiner die Formel 1 gekannt. Netflix hat da extrem viel verändert und auch die Leute, die die Formel 1 gekauft haben."

Liberty Media hat 2017 die kommerziellen Rechte erworben, und auch die sehr erfolgreiche Doku-Serie "Drive to survive" hat einen Popularitätsschub in den USA und weltweit gebracht.

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