Die erste Hälfte der Saison ist vorbei und nun geht es nach der kurzen Sommerpause der Formel 1 an diesem Wochenende (27.-29.8.) endlich mit dem Rennen in Belgien weiter. Für die Spannung im Titelkampf sorgt wieder einmal ein Finne: Valtteri Bottas. Der Nachfolger des letztjährigen Weltmeisters Nico Rosberg hat sich bisher gut bewährt. Bei der Fahrerwertung liegt Bottas aktuell auf Platz 3 und könnte seinem Teamkollegen sogar den Rang ablaufen. Wie stehen die Chancen für einen vierten finnischen Champion?

Vor der Saison haben die Experten dem finnischen Fahrer nach seinem Wechsel von Williams zu Mercedes nicht allzuviel zugetraut. Vor allem nicht, dass er Lewis Hamilton das Wasser reichen könnte. Nun sieht es so aus, als ob Bottas sogar um die Weltmeisterschaft mitfahren kann:

Die Leistungen auf dem Asphalt zeigen, dass Bottas nicht nur mithalten, sondern seinen Teamkollegen, immerhin dreifacher Weltmeister, und auch die restliche Konkurrenz hinter sich lassen kann. Auch innerhalb des Teams fühlt sich der Finne anscheinend wohl und von zwischenmenschlichen Problemen unter den Teamkollegen, wie bei Hamilton und Rosberg, hört man kaum was.

Eigenen Angaben zufolge werde Bottas auch nicht anders behandelt als Hamilton. Sie erhalten beide die gleichen Wagenteile, den gleichen Treibstoff und das gleiche Motoröl. Von einer Rangordnung, mit einer Teamorder-Ausnahme, bzw. von einem Nr.1- und einem Nr.2-Fahrer kann bei Mercedes also nicht die Rede sein. „Die Stimmung im Team ist gut. Das ist positiv. Wir arbeiten alle gut zusammen“, sagt Bottas. Mit Hamilton scheint er auch ein gutes Verhältnis zu haben: „Lewis ist definitiv der beste Teamkollege, den ich je hatte.“ Gute Voraussetzungen also für den Finnen, um im Silberpfeil in der zweiten Saisonhälfte noch einmal voll anzugreifen.

Zur Person Valtteri Bottas:

• Alter: 27
• Geburtsort: Nastola, Finnland
• Größe: 173 cm, Gewicht: 70 kg
• 2007: Debüt in der Nordeuropäischen Formel Renault (Platz 3)
• 2008: Meister in der Nordeuropäischen Formel Renault und im Formel Renault Eurocup
• 2009: Teilnahme an der Formel-3-Euroserie (Platz 3)
• Seit 2010 Testfahrer in der Formel 1
• 2011: Meister in der GP3-Serie
• 2013: Stammfahrer bei Williams (Platz 17)
• Daraufhin beendete er die nächsten Saisons auf Platz 4 (2014), Platz 5 (2015) und Platz 8 (2016)
• 2017: Wechsel zu Mercedes

Der Ausblick im Titelkampf

In dieser Saison sind noch neun Rennen zu fahren. Das ergibt eine maximal mögliche Punktzahl von 225 Punkten, so dass zumindest für die drei bestplatzierten Fahrer noch alles möglich ist. Vettel hat nur 14 Punkte Vorsprung auf Hamilton und mit nochmals 19 Punkten Abstand folgt Bottas. Der Druck an der Spitze ist immens und kein Fahrer kann sich einen Ausfall erlauben, wenn der Weltmeistertitel das Ziel sein soll.

Auf den kommenden Strecken ist vor allem Höchstgeschwindigkeit gefragt, so dass Mercedes einen kleinen Vorteil gegenüber Ferrari genießt und das kleine Punktepolster von Vettel durchaus in Gefahr ist. Auf der Strecke in Belgien und eine Woche später in Monza/Italien werden die Fans und Experten erste Eindrücke davon erfahren. Auch in Mexiko, Abu Dhabi und Japan könnte sich Ferraris Schwäche beim Highspeed bemerkbar machen. Der Grand Prix von Singapur dürfte hingegen eher Ferrari liegen.

Die Form spricht für Bottas, die Erfahrung nicht

Daneben ist natürlich auch die Entwicklungsarbeit der Teams in den letzten Wochen und Monaten extrem wichtig für den Ausgang der kommenden Rennen. Mercedes hatte bei mehreren Rennen Probleme und konnte sich häufig nicht mit den Reifen anfreunden. Ob sie es jetzt besser verstehen, das Arbeitsfenster der Rennreifen zu treffen, wird sich bereits am kommenden Wochenende zeigen. Derweil hat sich gezeigt, dass der kühle Finne besser mit dem Boliden zurechtkommt als der temperamentvolle Brite, wenn der Silberpfeil Probleme aufweist. Vorteil Bottas?

Fakt ist, dass Bottas in den letzten fünf Rennen von den Titelkandidaten die meisten Punkte geholt hat:

• Vettel: 73 Punkte / 1 Sieg
• Hamilton: 84 Punkte / 2 Siege
• Bottas: 94 Punkte / 1 Sieg

Die Form spricht also für den Finnen. Inwieweit die kurze Sommerpause Einfluss darauf hat, wird sich zeigen. Darüber hinaus könnte Bottas „hungriger“ auf Erfolge sein. Zum einen wurde Hamilton bereits drei Mal Formel-1-Weltmeister, zum anderen hat Bottas nur einen Vertrag für diese Saison bei Mercedes. Empfehlen für eine Fortführung des Engagements kann er sich in erster Linie mit guten Leistungen auf der Strecke.

Jedoch wird es nicht leicht gegen die Schwergewichte der letzten Jahre. Ein schneller Fahrer ist er aber allemal und als Finne bleibt er ohnehin cool, auch wenn der Druck im Titelkampf zunimmt. In puncto Erfahrung kann Bottas trotz seiner 88 Grands Prix nicht mithalten. Ein Vergleich der aktuellen Titelkandidaten verdeutlicht dies:

Für das teaminterne Duell und die Weltmeisterschaft rechnet sich Bottas selbst ebenfalls gute Chancen aus: „Es sind noch neun Rennen zu fahren. Und ich glaube daran, dass ich Lewis und Sebastian schlagen kann. Ich habe das dieses Jahr ja schon bei beiden geschafft. Es gibt kein Limit für mich, wenn ich weiter hart arbeite.“ Die Chancen waren für Bottas noch nie so gut wie jetzt, nach Keke Rosberg, Mika Häkkinen und Kimi Räikkönen der vierte finnische Weltmeister zu werden.