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Frauen in Formel-1-Cockpits? Bitte (noch) warten

Aktuell gibt es nur eine einzige Pilotin im Umfeld der Formel 1. Die neue Formula 1 Academy mit Geschäftsführerin Susie Wolff soll das ändern.

Frauen in Formel-1-Cockpits? Bitte (noch) warten Foto: © GEPA

Die Formel 1 war lang eine Männerwelt. Abgesehen von den Grid Girls. Und die gibt es jetzt auch nicht mehr.

Dafür aber Frauen als Technikerinnen in fast schon jedem Team, als FIA-Rennkommissarin, als Marketingexpertin oder in ebenfalls schon fast allen Presseabteilungen. Selbst unter den Chefs gab es eine Zeit lang - es ist nicht lang her - 20 Prozent weibliche, als Claire Williams und Monisha Kaltenborn an der Spitze von Williams bzw. Sauber standen.

Nur bei den Fahrerinnen hapert es in der Formel 1, ganz im Gegensatz zur Indycar-Serie, in der Danica Patrick einst als erste Siegerin für Furore sorgte (und nicht nur als Pin-up auf dem Cover von Sports Illustrated) und in manchen Indy-500-Rennen bis zu fünf Damen im 33er-Feld dabei waren.

Seit Lella Lombardi 1976 auf dem Österreichring ihren zwölften und letzten WM-Lauf bestritt, schaffte es keine Frai mehr in die Startaufstellung – nachdem Divina Galica, Desiré Wilson und Giovanna Amati (letztere 1992) in den Qualifikationen scheiterten. Vor Lombardi war Maria Teresa de Filippis in den 1950ern die erste F1-Pilotin. In der jüngeren Vergangenheit kamen Katherine Legge (Minardi), Simona de Silvestro und Tatjana Calderon (beide Sauber) zu Testeinsätzen. Wie auch Maria de Villota, die 2012 bei einem Test im Marussia auf dem Flugplatz Duxford so schwer verunglückte, dass sie ein Jahr später verstarb.

Die Südafrikanerin Wilson, jetzt 69 Jahre alt, schrieb aber doch ein wenig Motorsportgeschichte. In der kurzlebigen britischen F1-Meisterschaft ("Aurora Series") gewann sie 1980 das Rennen in Brands Hatch in einem Wolf von Theodore Racing gegen Giacomo Agostini, Geoff Lees, Eliseo Salazar, Pier-Carlo Ghinzani usw. Das hat keine andere Dame erreicht.

Aktuell nur eine einzige Frau im Umfeld der Formel 1

Aktuell nur eine einzige Frau im Umfeld der Formel 1

Und dann gibt es noch Susie Wolff. Der 3. Juli 2015 wird selbst Formel-1-Fans kaum in Erinnerung sein, der Gattin von Mercedes-Sportchef Toto und früheren Rennfahrerin aber sehr wohl. Sie bestritt damals ein weiteres Freitag-Training, für Williams im FW 37 von Valtteri Bottas im britischen Grand Prix in Silverstone. Es war das letzte Mal, dass eine Pilotin an einem Rennwochenende ein F1-Auto steuerte.

Die einzige junge Frau im aktuellen Umfeld der Formel 1 ist die dreimalige Meisterin der W Series (ausschließlich Frauen), die Britin Jamie Chadwick: Die 24-Jährige ist seit 2019 Entwicklungsfahrerin von Williams und Mitglied der dortigen Fahrerakademie. So weit wie Wolff kam sie aber noch nicht.

Die neue Formula 1 Academy und Wolffs Vision

Nun überstand die 2019 gegründete W Series die Saison 2022 aus finanziellen Gründen nicht, doch es gibt eine neue Meisterschaft für junge Frauen: "Die Formula 1 Academy ist mehr als die frühere W Series, da die Formel-1-Organisation dahintersteht. Und die Möglichkeit für einen Aufstieg bietet", erklärt Susie Wolff.

Die 40-Jährige, zuletzt Chefin des Formel- E-Teams Venturi (jetzt Maserati MSG), ist seit 1. März Geschäftsführerin der F1-Akademie. "Mein Fokus liegt auf der Vision, was durch diese Akademie wie erreicht werden kann, welche Partner wir gewinnen können", erläutert sie. "Wir wollen die bestmögliche Basis bieten, um Talente zu fördern und sie in ihrer Karriere zu unterstützen." Das soll sowohl auf den Rennstrecken bei Tests und Rennen als auch abseits durch physisches Training und mentale Förderung passieren.

Gefahren wird in Formel-4-Autos von Tatuus (mit 1,4-Liter-Turbo von Autotecnica, 174 PS), die fünf Teams mit viel Erfahrung in Nachwuchsklassen (u. a. ART, Carlin, Prema) für insgesamt 15 Pilotinnen einsetzen. An sieben Rennwochenenden werden 21 Läufe ausgetragen.

"Die Siegerin wird beim Aufstieg in eine höhere Serie unterstützt, wobei offen ist, ob das die Formula Regional Europe oder Formel 3 ist, das hängt auch vom Niveau ab", erklärt Wolff, die aber keine Beraterin für die Fahrerinnen sein wird.

Prognose: Keine F1-Pilotin in den nächsten drei bis fünf Jahren

Jede Pilotin bekommt 150.000 Euro Zuschuss von der Formel-1-Organisation, muss weitere 150.000 selbst beitragen, der Rest der Saisonkosten wird von den jeweiligen Teams getragen. Die Saison wird am 28. und 29. April auf dem Red Bull Ring beginnen und endet im Oktober in Austin im Rahmen des F1-GP der USA.

Da die Akademie erst heuer beginnt, wird es noch dauern, bis eine mögliche F1-Kandidatin gefunden ist. Susie Wolff bleibt realistisch: "Die Chancen sind derzeit noch gleich null, es wird in den nächsten drei bis fünf Jahren noch keine Pilotin geben. Jamie Chadwick zum Beispiel hat enorm viel Talent, hat aber nicht die Unterstützung bekommen, die sie verdient hätte. Damit erging es ihr ziemlich genau wie mir damals. Und das wollen wir mit der Akademie ändern."

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