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Das bringt die neue Formel-1-Ära 2022

Alles neu macht 2022! Die Formel 1 ändert ihr Gesicht - und damit das Racing?

Das bringt die neue Formel-1-Ära 2022 Foto: © GEPA

Die Formel 1 hat 2021 zu einem neuen Höhenflug angesetzt. Eine der spannendsten Saisons aller Zeiten brachte der "Königsklasse" viel an verlorener Aufmerksamkeit zurück, nachdem Mercedes jahrelang alles in Grund und Boden fuhr.

Die Weichen wurden schon vorher auf "mehr Spannung" und Chancengleichheit gestellt. 2022 tritt jene Revolution des Reglements in Kraft, die schon für 2021 angedacht war und durch die Corona-Pandemie ein Jahr nach hinten verschoben wurde.

Sie bringt die größte Änderung im Aussehen der Autos und - so die Hoffnung der FIA und Liberty Media - womöglich ein engeres Feld mit sich. Klar ist: Die Herausforderungen, aber genauso die Chancen werden sich für Teams und Fahrer neu gestalten.

Wie die neuen Autos aussehen, offenbart sich jetzt nach und nach. Haas hat das neue Auto bereits präsentiert (HIER nachlesen>>>), am Mittwoch folgt Red Bull Racing (ab 17:00 Uhr im LIVE-Stream bei LAOLA1), Donnerstag kommt Aston Martin dran. Die weiteren Teams folgen in den Tagen bis zum ersten Test Ende Februar.

Was ändert sich im Detail? Und welche Hoffnungen werden in die Änderungen gesteckt? LAOLA1 hat eine Übersicht:

 

Neue Aerodynamik

2022 bringt die größten optischen Änderungen der Autos seit Beginn der Hybrid-Ära 2014 mit sich. Schon äußerlich heben sich die neuen Autos mit flüssigerer Liniengestaltung - so zumindest die ersten Eindrücke - deutlich von ihren Vorgängern ab.

Front- und Heckflügel sind deutlich simpler geworden
Foto: © GEPA

Front- und Heckflügel wirken futuristischer, sind aber deutlich simpler im Aufbau - während die "Bargeboards" hinter den Vorderreifen komplett wegfallen. Dementsprechend wird weniger Abtrieb erzeugt - ein durchaus gewollter Effekt, um die Autos etwas schwieriger fahrbar zu machen, sie zu verlangsamen und die Bedeutung der "Komponente Fahrer" wieder zu erhöhen. Ein Teil des verlorenen Abtriebs wird aber durch die Erhöhung des "Ground Effects", des erzeugten Abtriebs durch den Unterboden ganz im Vorbild früherer Formel-1-Jahrzehnte, gleich wieder hereingeholt.

Durch die "Flügel-Reduzierung" tritt nämlich ein zweiter, gewollter Effekt ein: Die Reduzierung der "Dirty Air", der Luftverwirbelungen hinter einem fahrenden Auto, sowie die Anfälligkeit eines nachfahrenden Autos für eben diese. Durch die hochentwickelten, aber komplexen Konstruktionen der letzten Jahre war dichtes Hintereinanderfahren speziell in Kurven kaum mehr möglich, wodurch die Anzahl an Überholmanövern deutlich litt.

Auch zwei weitere Änderungen, die optisch sofort ins Auge stechen, dienen in erster Linie dieser Reduktion der "Dirty Air": Flügelchen über, sowie Radkappen auf den Rädern - immer ein Bereich, der für besonders viele Luftverwirbelungen sorgte.

Neue Reifen

Die Reifen: Alt (links) und neu (rechts) im Vergleich
Foto: © GEPA

13 Zoll haben ausgedient, 18 Zoll sind in! Der lang gehegte Wunsch von Reifenhersteller Pirelli wird endlich umgesetzt, denn die größeren Räder haben deutlich mehr Relevanz für die Massenproduktion, sind sie doch deutlich näher an "herkömmlichen" Autoreifen dran.

Für die Formel 1 bedeuten sie aber eine enorme Änderung: Die 18-Zoller sind schwerer, bringen mehr Schwungmasse mit sich und haben nicht nur dadurch enormen Einfluss auf die Performance. Ganz allgemein bringt er weniger Grip mit sich und wird alleine durch diese beiden Faktoren rund zwei Sekunden pro Runde (!) kosten.

Auch für die Konstrukteure ändert sich alles, denn die flacheren Seitenwände fangen deutlich weniger Unebenheiten ab und geben viel mehr dieser Kräfte an das Auto ab. Die Aufhängungs- und Dämpfungssysteme bekommen so mehr Arbeit, werden komplett neu konstruiert und gleichzeitig einfacher gestaltet. Auch die Bremsen werden zwangsläufig größer und erhalten einen simpleren Aufbau.

Und dann haben die neuen Pneus auch eine ganz banale Aufgabe: Einen cooleren Look zu schaffen und ein jüngeres Publikum auch optisch zu begeistern.

Neue Technik-Details

Radkappen machen den Look noch futuristischer
Foto: © GEPA

Nicht nur aufgrund der schwereren Räder wird das Minimalgewicht der Fahrzeuge um 25 Kilogramm angehoben. Es beträgt nun mit Fahrer 768 Kilo - so viel wie noch nie. Auch eine großzügigere Gestaltung des Cockpit-Bereichs und ein weiterer Fortschritt in Sachen Crash-Strukturen tragen dazu bei.

Auf Seiten der Motoren und des Getriebes ändert sich hingegen (vorerst) überraschend wenig. Die Entwicklung des Getriebes wird vorerst eingefroren, das Motorenkonzept bleibt vorerst gleich, wird erst in absehbarer Zukunft wieder auf den Kopf gestellt. Allerdings müssen die Hersteller ab 2022 die gleichen Spezifikationen für ihre Werks- und Kundenteams stellen, vorbei die Zeit des "B-Materials" für die Kunden.

Auf dem Weg in die erhoffte Klimaneutralität wird 2022 ein Minischritt gemacht, zehn Prozent Anteil des Treibstoffs wird aus Bio-Ethanol, einer erneuerbaren Energiequelle, bestehen.

Die Kostenbremse

Der "Budget Cap" wurde zwar bereits eingeführt, wirklich greifen wird die Obergrenze erst in diesen Jahren. 2022 sinkt die Grenze auf 140, 2023 dann auf 135 Millionen US-Dollar. Viel Geld, im Vergleich zu den früheren Budgets der Top-Teams aber langsam in einem greifbaren Rahmen - und vor allem in einem finanzierbaren.

Die Chancengleichheit des identen Spielraums für alle Beteiligten soll die "Königsklasse" nicht nur sportlich näher zusammenrücken lassen. Sondern auch neue Rennställe und Investoren mit der Aussicht, Top-Teams in absehbarer Zeit herausfordern zu können, anlocken. Auch die "Nachzügler" gehen nicht leer aus, denn die Formel 1 soll für kein Team mehr ein Minusgeschäft darstellen. Künftig sollen alle Teilnehmer aus ihrem Engagement finanziellen Profit schlagen können.

Um die Budgetgrenze einhalten und weiter senken zu können, werden immer mehr Teile standardisiert. 2022 betrifft dies vor allem den Bereich des Benzinflusses, etwa Pumpen, Schläuche und Durchflussmesser.

Allerdings gibt es auch Ausnahmen von der Kostenbremse. So fallen etwa das Gehalt der drei bestbezahlten Mitarbeiter, der Fahrer, die Antrittsgelder und die Marketingkosten unter keine Einschränkung.

Das erhofft sich die Formel 1

Die Laufrichtung der Formel 1 ist klar: Ein Schritt zurück in Sachen technischer Finesse, zwei Schritte nach vorn in Sachen Racing und Zuschauer-Zuspruch.

Dem lange gehegten Vorwurf, moderne F1-Autos könnten - wie von Niki Lauda einst unverwechselbar charmant formuliert - von "Affen gefahren werden", möchten die Verantwortlichen entgegenwirken. Weniger Abtrieb bei gleichbleibender Power wird in Verbindung mit den neuen Reifen ganz andere Anforderungen an die Fahrer mit sich bringen, die ihren Fahrstil komplett adaptieren müssen.

Überholen soll deutlich einfacher werden und damit wieder mehr Geschehen in den Rennen Einzug halten - freilich war bei Ausformulierung der neuen Regeln die Spannung der Saison 2021 noch nicht absehbar. 

Zusammen mit der Kostenbremse soll die Formel 1 in Sachen Sport mittelfristig einfach mehr bieten als bisher. Eine Hoffnung, die natürlich erst den Wahrheitsbeweis antreten muss.

Denn während die Erwartung langsamerer Autos - auch ein Sicherheitsaspekt - ebenfalls ins Feld geführt wurde und Berechnungen einen Zeitverlust von 3,5 bis hin zu sechs Sekunden pro Runde prognostizierten, gehen neuere Einschätzungen hinsichtlich der Innovationsfindigkeit der Konstrukteure schon wieder von einem Nullsummenspiel aus.

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