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Didi Mateschitz: "Es ist nicht Salzburgs Aufgabe"

Warum Perez? Warum Fußball in Salzburg auf Kurs ist. Dietrich Mateschitz im Interview!

Didi Mateschitz: Foto: © GEPA

Ob Salzburg, Leipzig oder die Formel 1.

Auch 2020 schrieb Red Bull - wie gewohnt - im Sport viele Schlagzeilen.

Knapp vor dem Jahresende liefert Dietrich Mateschitz eine Bestandsaufnahme.

Auch wenn sich der Red-Bull-Chef dieser Tage in die "Weihnachts-Quarantäne", wie er selbst humorvoll sagt, zurückzog, beurteilt er im LAOLA1-Interview die Lage seiner Teams in Formel 1 und Fußball - und gibt auch Einblicke ins Geschäftsleben.

LAOLA1: Ein kurioses Formel-1-Jahr ging eben zu Ende. Wie sehen Sie die Saison?

Dietrich Mateschitz: Bei AlphaTauri war sowohl die Leistung des Autos als auch von Pierre Gasly sehr gut. Da fällt die Bilanz eindeutig positiv aus. Bei Red Bull Racing sind wir immer näher an Mercedes herangekommen. Max (Verstappen) war immer schnell, ein paar kleine Fehler können immer passieren. Er hat immer die Situation beherrscht, er zeigte, was er kann. Mercedes ist weiterhin eine große Herausforderung, von der Leistung des Autos noch immer voran. So ist es. Max verlor durch Ausfälle viele Punkte, mit denen er spielend Zweiter geworden wäre. Zweiter in der Konstrukteurswertung zu werden, das sind wir schon fast gewohnt, diesmal mit klarem Vorsprung auf die nächsten Teams. Die Saison war sehr wettbewerbsintensiv mit etwas Pech auf unserer Seite, aber insgesamt gut.

LAOLA1: Was erwarten Sie 2021? Kommt Red Bull Racing mit Verstappen/Pérez noch näher an Mercedes heran, können die beiden um den Titel kämpfen?

Mateschitz: Ja. Nächstes Jahr wird noch viel enger. Alle rücken näher zusammen. Wir kommen Mercedes näher, aber McLaren, Aston Martin, Alpine (die neuen Namen von Racing Point, Renault, Anm.) kommen auch näher an uns heran. Der Wettbewerb wird hinter Mercedes ganz intensiv. Und man soll auch AlphaTauri nicht vergessen, Gasly hatte fahrerisch eine sensationelle Saison und jetzt viel Selbstvertrauen. Auch Daniil Kwjat hatte hervorragende Rennen, aber ihm fehlte leider die Konstanz.

LAOLA1: Was entschied für Sergio Pérez und gegen Alex Albon?

Mateschitz: Dass wir nächstes Jahr zwei starke Fahrer brauchen. Pérez ist von der Performance her einer der Besten und hatte noch nie eine Chance in einem Auto wie unserem. Er hat sich diese Chance verdient. Unser Ziel war, das zweite Cockpit bestmöglich zu besetzen – und zwar ausschließlich nach Performance, wer kann mehr Punkte holen?

LAOLA1: Waren die mexikanischen Sponsoren von Pérez ein Thema?

Mateschitz: Ich weiß nicht einmal, wen er alles hat. Das gab keinen Ausschlag. Wenn er Sponsoren mitbringt, ist uns das willkommen, denn es ist keine Mitgift für ein Cockpit, sondern ein Bonus für das Team.

LAOLA1: Haben Ihre thailändischen Geschäftspartner für Albon vorgesprochen?

Mateschitz: Das haben sie noch nie. Das sind Erfindungen von manchen Leuten.

LAOLA1: Der bisherige RBR-Titelsponsor Aston Martin bekommt ja sein eigenes Team, wird Red Bull diesen ersetzen können?

Mateschitz: Ja, durch uns selbst. Aston Martin war ja der Sponsor für den Motor, der werden wir jetzt selbst.

LAOLA1: Das lässt sich finanziell bewerkstelligen?

Mateschitz: Es muss.

LAOLA1: Wird Red Bull mit seinen zwei Teams auch 2022, wenn der aktuelle Partner Honda ausgestiegen ist, weiter in der Formel 1 dabei sein?

Mateschitz: Nach jetzigem Wissenstand ja.

Mateschitz sieht den Red-Bull-Fußball auf Kurs
Foto: © GEPA

LAOLA1: Das heißt also, dass sich Red Bull Technology um den bisherigen Honda-Motor kümmern wird?

Mateschitz: Es gibt verschiedene Möglichkeiten. Wir können eine Partnerschaft mit einem anderen, etablierten Hersteller eingehen oder überlegen, es selbst zu versuchen. Das ist noch nicht entschieden, muss aber bald klar sein. Wir brauchen ein Jahr Vorbereitungszeit.

LAOLA1: Wie lang wurde der Vertrag mit F1-Promotor Liberty zum österreichischen GP verlängert?

Mateschitz: Drei Jahre. Wir wollten uns nicht länger binden, weil man abwarten muss, wie die Zukunft aussehen wird – in der Formel 1, in der Wirtschaft, in der Welt.

LAOLA1: Mit dem Saisonstart mit zwei Rennen ohne Zuschauer ebneten Sie in Spielberg den Weg zu einer F1-Saison. Wie ging sich das finanziell aus?

Mateschitz: Die Veranstaltergebühren basieren auf Zuschauereinnahmen. Wenn es diese nicht gibt, kommt es zu einer Sondervereinbarung zwischen dem F1-Promotor und dem Veranstalter, und diese hatten wir. Das Projekt Spielberg kam gut durch die Zeit.

LAOLA1: Die Formel E ist weiterhin kein Thema?

Mateschitz: Nein.

LAOLA1: Was sagen Sie zur Saison von KTM in der MotoGP?

Mateschitz: Gewaltig. Riesenschritte gemacht, Fahrer gut, Motor, Motorrad auch, einfach: Chapeau! Da muss man zu großartiger Arbeit in einer tollen Partnerschaft gratulieren.

"Jetzt gibt es einen zweiten, dritten, vierten guten Club in Österreich – das war ja unsere ursprüngliche Intention, das Niveau der Liga zu heben. Mit unserer Philosophie, mit der Jugendarbeit. Wenn man schaut, wie gut sich heuer der LASK schlägt, auch Wolfsberg, Rapid bis vor Kurzem noch, das ist gut für die Stärkung der Liga."

Dietrich Mateschitz

LAOLA1: Zum Fußball: Wie beurteilen Sie das Abschneiden von Salzburg und Leipzig, national und international?

Mateschitz: Hervorragend. Im Fußball wäre es falsch – und es passiert auch nicht -, dass man nur gewinnt. Selbst eine lange Serie, die wir hatten, ist irgendwann durchbrochen. Jetzt gibt es einen zweiten, dritten, vierten guten Club in Österreich – das war ja unsere ursprüngliche Intention, das Niveau der Liga zu heben. Mit unserer Philosophie, mit der Jugendarbeit. Wenn man schaut, wie gut sich heuer der LASK schlägt, auch Wolfsberg, Rapid bis vor Kurzem noch, das ist gut für die Stärkung der Liga.

LAOLA1: Sind Sie enttäuscht, dass es Salzburg nicht in die K.o.-Phase der Champions League schaffte?

Mateschitz: Nein, im Gegenteil. Es ist nicht Aufgabe Salzburgs, in der Champions League weit zu kommen. Wir müssen uns qualifizieren, ja, aber wenn in der Gruppe Platz drei gelingt mit dem jüngsten Team der ganzen Champions League, ist das gut, damit können wir in der Europe League spielen und dort versuchen, so weit wie möglich zu kommen. Und Leipzig kam mit dem zweitjüngsten weiter.

LAOLA1: Es wird immer die Bedeutung von Kontinuität im Sport betont, die scheint aber in Fußball-Salzburg nicht möglich – ein Talent nach dem anderen wird abgegeben…

Mateschitz: Das ist Bestandteil des Konzepts, so Talente zu sichten, die ihren Weg machen können. Fast jedes Jahr konnten wir Talente, die weggingen, gleichwertig durch Nachrücker ersetzen. Und man muss die Wertschöpfung dazurechnen. Da muss ich auch sagen, der Schlüssel zum Konzept ist unser tolles Scouting-Team. Wer hätte vor ein paar Jahren gedacht, dass aus Salzburg kommende Talente den Weg machen in die Premier League, Bundesliga, Serie A usw.? Die fallen dir ja gar nicht mehr alle ein. Das war unsere Idee, und sie war hervorragend – für Salzburg, für die Akademie. Die wird von Experten zu den besten der Welt gezählt.

LAOLA1: Wie geht es in Brasilien voran?

Mateschitz: Da sind wir erstmals überregional dabei. Die Akademie dort funktioniert viel besser als früher, als wir nur in Sao Paulo spielten. Jetzt haben die Kids mit Red Bull Bragantino die Chance in einer oberen Liga, das motiviert. Wir bekommen alle Talente dort, die wir wollen.

"Bitte fragen Sie mich nicht! Ich weiß nicht, soll ich lachen, weinen, es ist teilweise unerträglich. Man muss nicht mehr alles verstehen..."

Dietrich Mateschitz

LAOLA1: Wie sind Sie durch das Coronajahr gekommen, welche Wünsche haben Sie?

Mateschitz: Wir sind mit dem Unternehmen kontrolliert und ohne wirklichen Schaden zu nehmen durch dieses Jahr gekommen. Die Produktion, die Logistik, die Rohstofflieferung, die Distribution, das alles blieb aufrecht. Von der Nachfrage her war kein Unterschied zu den letzten Jahren. Wirtschaftlich passt es also.

LAOLA1: Gab es Kurzarbeit bei Red Bull?

Mateschitz: Nie. In der Gastronomie, bei meinen Privatunternehmen, gab es ebenfalls keine.

LAOLA1: Wie ging es Ihnen privat?

Mateschitz: Meine privaten Befindlichkeiten? Bitte fragen Sie mich nicht! Ich weiß nicht, soll ich lachen, weinen, es ist teilweise unerträglich. Man muss nicht mehr alles verstehen…

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