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Die Gründe für Rosbergs plötzlichen Erfolg

Nico Rosberg ist der Mann der Stunde in der F1. Die Gründe für seinen plötzlichen Erfolg:

Die Gründe für Rosbergs plötzlichen Erfolg

Grand Prix der USA in Austin, Texas, 2015.

Nico Rosberg leistet sich neun Runden vor Schluss in Führung liegend einen fatalen Fehler und rutscht von der Strecke. Sein Teamkollege Lewis Hamilton zieht vorbei und sichert sich den Rennsieg sowie seinen dritten WM-Titel. Vor der Siegerehrung eskaliert der Zwist zwischen den beiden Mercedes-Piloten, sie bewerfen sich gegenseitig mit Sponsoren-Kappen.

Rosberg wird als zu schwach und nicht reif für den großen Triumph abgestempelt. Es war der wohl schwärzeste Tag in der bisherigen Karriere des Deutschen.

Das war am 25. Oktober 2015. Sechs Monate später ist Rosberg der Mann der Stunde in der Formel 1, hat saisonübergreifend sechs Rennen gewonnen.

Was macht Rosberg plötzlich so stark?

1. Disziplin

Ein Erfolgsfaktor ist mit Sicherheit Rosbergs Disziplin. Der 30-Jährige ist ein harter Arbeiter, ehrgeizig und zielstrebig. Wilde Partys wie sein Teamkollege Hamilton, der ein ausschweifendes Jetset-Leben führt, leistet sich der Deutsche kaum.

"Der Weg in die Weltspitze ist unglaublich lang, beschwerlich und schmerzhaft. Die Betonung liegt auf Schmerz. Man muss mit der immensen Belastung, vor allem psychisch, zurechtkommen. Nico musste viele Tiefs durchschreiten, um dorthin zu gelangen, wo er diese Saison ist“, erklärt der zweifache Weltmeister Mikka Häkkinen gegenüber "spox.com".

2. Reife

"Die Physis und das Talent waren immer vorhanden. Er hat sich fantastisch entwickelt, er ist zu einem Mann geworden."

Mika Häkkinen über Rosberg

Auch mental scheint Rosberg, der in der Vergangenheit immer wieder Nerven zeigte, enorm gereift zu sein. „Ich spüre einfach, dass ich mich sehr weiterentwickelt habe. Ich kämpfe im dritten Jahr hintereinander um den Titel. Vielleicht habe ich jetzt erst die nötige Erfahrung“, meint der 30-Jährige.

"Die Physis und das Talent waren immer vorhanden. Jetzt hat er das Ziel klar vor Augen und sagt voller Überzeugung: Ja, ich will Weltmeister werden", merkt Häkkinen an. „Wenn ich ihn heute sehe, bin ich sehr stolz auf ihn. Er hat sich fantastisch entwickelt. Er ist zu einem Mann geworden."

3. Familie

Das liegt vielleicht auch an seiner privaten Situation. Seit 2014 ist der Sohn von Keke Rosberg mit Langzeit-Partnerin Vivian Sibold verheiratet, am 30. August vergangenen Jahres kam Tochter Alaia zur Welt.

"Ich habe privat eine sehr schöne Zeit und ich bin überzeugt, dass mir das auch in meinem Beruf helfen wird, der Kopf spielt in dem Sport eine große Rolle", sagt Rosberg gegenüber "vip.de". "Wenn ich an der Rennstrecke mit noch mehr Zufriedenheit und Gelassenheit anreise, dann kann ich schnellere Zeiten fahren."

4. Schwächelnde Konkurrenz

Derzeit fährt der Doppel-Vizeweltmeister seinen Konkurrenten um die Ohren. Diese hätten sich bisher laut Rosberg allerdings "selbst abgeschossen". Besonders bei Lewis Hamilton sei "nichts geradeausgelaufen". Sein Teamkollege, der Dominator der letzten Jahre, zieht im internen Duell der Silberpfeile seit seinem dritten WM-Titel immer den Kürzeren.

"Das Team hat im Winter die Mechaniker-Crew zwischen seinem Auto und meinem getauscht. Er hat meine Jungs, ich habe seine. Und plötzlich geht bei ihm alles kaputt - und bei mir läuft's", sagt Rosberg mit einem leichten Grinser.

Harter Kampf erwartet

Von Überheblichkeit ist trotz seiner Siegesserie bei Rosberg aber keine Spur. Er erwartet im Laufe der Saison noch einen engen Kampf um die WM-Krone – allen voran gegen seinen Teamkollegen.

„Ich denke nicht so viel darüber nach, was er macht. Lewis zu besiegen, ist eine große Herausforderung. Er ist genauso fokussiert wie früher, fährt immer noch auf dem gleichen Level. Lewis wird sehr, sehr stark zurückkommen“, glaubt Rosberg. "Aber ihn zu schlagen, gibt mir am meisten Freude."

Keine Genugtuung

Genugtuung ob seines derzeitigen Erfolges empfindet Rosberg aber nicht. „Natürlich freut es mich, dass es gerade so gut läuft und ich die vergangenen Rennen gewonnen habe. Aber Genugtuung ist das nicht. Das würde ja bedeuten, dass ich mich permanent damit beschäftige, was in den vergangenen Jahren passiert ist“, erklärt der Mercedes-Pilot.

„Dem ist aber nicht so. Ich bin glücklich im Jetzt: Das Auto funktioniert super, zu Hause habe ich eine großartige Frau und ein gesundes Kind. Dafür empfinde ich große Dankbarkeit. Im Moment blicke ich einfach von Rennen zu Rennen, konzentriere mich auf meine Aufgaben und versuche, diese bestmöglich zu erledigen. Diese Einstellung hat für mich bislang gut funktioniert"

Zu früh, um zu träumen

Trotz seiner Siegesserie will Rosberg vom WM-Titel aber noch nichts wissen. "2015 zählt nicht", betont der Deutsche immer wieder. "Es sind noch 450 Punkte zu vergeben, ich habe 36 Punkte Vorsprung, das ist noch so ein langer Weg.“

"Ich versuche gerade, jeden Moment aufzusaugen und zu genießen. Ich hatte noch nie in meiner Karriere so viel Spaß am Rennfahren.“

„Es ist viel zu früh, von Titeln zu träumen. Wir haben gerade einmal drei Rennen absolviert, vor uns liegen noch 18. Die drei bisherigen liefen allerdings perfekt. Ich versuche gerade, jeden Moment aufzusaugen und zu genießen. Ich hatte noch nie in meiner Karriere so viel Spaß am Rennfahren“, sagt Rosberg.

Auch wenn es bis zu seinem ersten WM-Titel noch ein weiter Weg ist, die drei Siege zum Saisonstart sind quasi eine Garantie für den Triumph. Gewann ein Fahrer in der Vergangenheit die ersten drei Grands Prix, wurde er am Ende des Jahres nämlich immer Weltmeister.

Daniela Kulovits

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