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"System Hirscher" sorgt für Umdenken im ÖSV

ÖSV-Präsident sagt "Wohlfühloase" den Kampf an und setzt auf Einzel-Initiativen.

Marcel Hirscher dominiert nicht nur die Konkurrenz im Gesamtweltcup, sondern er sorgt mit seinem bestens funktionierenden "System" auch für ein Umdenken beim ÖSV.

Hirschers Ehrgeiz, das innovative Denken des Ausnahmekönners und die hervorragende Arbeit der Mannschaft rund um den 27-jährigen Salzburger, führen dazu, dass Peter Schröcksnadel beim ÖSV eine Struktur-Korrektur vornehmen will und wird.

Der 75-jährige Tiroler ist der Bernie Ecclestone der Alpen. Seit 1978 ist der streitbare Unternehmer im heimischen Skiverband tätig. Im Jahr 1990 übernahm er als Präsident die alleinige Verantwortung und modelte den ÖSV zu einem echten Erfolgsmodell um.

Unter "Schröcksi" hat sich das Rennsport-Budget vervielfacht. Der ehrgeizige Funktionär, selbst noch bei Senioren-Bewerben als Rennläufer aktiv, kennt seit Jahrzehnten nur ein Ziel: Österreich muss die Ski-Nation Nummer 1 auf der Welt sein. Der Gewinn der Weltcup-Nationenwertung ist Schröcksnadel ähnlich heilig, wie den Chefs der besten Formel-1-Teams der Gewinn des Konstrukteurs-Titel.

Dafür waren im ÖSV stets starke Weltcup-Mannschaften erforderlich. Frei nach dem Motto Masse statt Klasse ist die Nationen-Kristall-Kugel alljährlich auch deshalb nach Österreich gewandert, weil hinter den Zugpferden etliche Platzfahrer die notwendigen Punkte holten. Inzwischen ist die mannschaftliche Geschlossenheit verloren gegangen. Ein radikaler Generations-Wechsel bei den Damen verbunden mit großem Verletzungspech und eine stark gewachsene Konkurrenz bei den Herren, sorgen dafür, dass die Nationenwertung längst keine g'mahte Wies'n mehr ist.

Schröcksnadel merkt auch, dass die heimischen Schulen und Ski-Klubs nicht mehr für den notwendigen und üppigen Nachwuchs an Talenten sorgen. Österreich ist diesbezüglich zwar immer noch gesegnet, doch mit den ÖSV-Rohdiamanten soll zukünftig anders verfahren werden.

Die "Einzel-Zellen" innerhalb des Verbandes sollen vermehrt und forciert werden. Dass es solche "Sonder-Einheiten" von Günther Mader über Hermann Maier bis Marcel Hirscher immer wieder gegeben hat, ist bekannt. Ab sofort sind kleinere Gruppen mit intensiver Betreuung und Unterstützung durch den Verband aber offensichtlich das Allheilmittel, um auch künftig den Status als weltbeste Ski-Nation zu verteidigen.

Für Peter Schröcksnadel ist das jedenfalls eine der wichtigsten Erkenntnisse der letzten drei Jahre. Die Struktur-Korrektur ist somit eingeleitet. Die Kader-"Wohlfühloase" im ÖSV soll der Vergangenheit angehören. "Schröcksi" rüstet für die Zeit nach Hirscher und will nebenbei seinem möglichen Nachfolger den Weg in die neue ÖSV-Zukunft ebnen.

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