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Sonnenfinsternis in Graz

Gerade erst wurde der Trainer-Vertrag verlängert, doch das Klima bei Sturm ist vergiftet.

Sonnenfinsternis in Graz

Nur drei Runden nach der Verlängerung des Vertrags von Trainer Franco Foda brennt in Graz der Hut. Der Sportchef macht nun Druck, auch weil er offensichtlich das Gefühl hat, es würde bei den Schwarz-Weißen nicht gemeinsam an einem Strang gezogen.

Unglaublich, eigentlich. Nur drei Runden nachdem beim SK Sturm der Vertrag mit Franco Foda um zwei Jahre bis 2019 verlängert worden ist, hängt der Verein in den Seilen wie ein angeschlagener Boxer. Im Frühjahr setzte es drei Niederlagen in ebenso vielen Spielen und großteils wurden inferiore Leistungen abgeliefert. Dass plötzlich das Wort Krise über den Schwarz-Weißen schwebt, hat irgendwie alle auf dem falschen Fuß erwischt.

Aber warum eigentlich? Wenn man die nackte Statistik bemüht, hat die Talfahrt im Spätherbst 2016 längst begonnen. Aus den letzten zwölf Spielen wurden nur elf Punkte geholt. Es ist also nicht so, als wären schlechte Leistungen wie die Sintflut über den SK Sturm hereingebrochen. Das Wasser ist eher langsam gesickert und jetzt geht der Kübel eben über. Bei neun dieser zwölf Spiele waren Uros Matic und Bright Edomwonyi übrigens noch mit von der Partie. Das sei all jenen ins Stammbuch geschrieben, die jetzt die Milchmädchenrechnung anstellen und die Performance ausschließlich am Fehlen dieser Spieler festmachen.

Sich trotz Verschwiegenheitsvereinbarung mit dem Hinweis auf ein geringeres Gehalt selbst in ein besseres Licht zu rücken, ist ein Foul. Das ist der 'alte Foda', die Ich-AG, dem sein eigenes Ansehen und Standing über alles geht.

Überraschend kam die Krise wohl eher deshalb, weil allerorts von Top-Neuverpflichtungen und einer super Vorbereitung schwadroniert wurde. Dem Vernehmen nach war die Stimmung prächtig, Foda ließ wissen, er habe noch nie so gerne mit einer Mannschaft gearbeitet. Es hatte außerdem den Anschein, Sportchef Günter Kreissl und Foda hätten sich – trotz aller persönlichen Differenzen – im Zuge der langwierigen Verhandlungen zur Vertragsverlängerung zusammengerauft. Beide Seiten zeigten sich in der Winterpause auch zunehmend überzeugter voneinander. Viel war von Wertschätzung und „Fachmann sein“ die Rede.

Aber dann, schon bei der Präsentation der Verlängerung, wieder die erste Irritation: Nachdem der Geschäftsführer Sport zunächst über die Verschwiegenheit hinsichtlich Vertragsdetails sprach, posaunte Foda in seinem Statement frank und frei heraus, er wäre dem Verein entgegengekommen und würde jetzt sogar weniger verdienen. Günter Kreissls Miene neben ihm auf dem Podium sprach Bände. Auch bei Präsident Christian Jauk soll diese Aussage alles andere als gut angekommen sein.

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Die jüngste Niederlage in St. Pölten veranlasste Kreissl nun dazu, sich Luft zu machen und vor allem seinen Trainer gehörig in die Pflicht zu nehmen. Dieser hätte die Alleinverantwortung und müsste nun auch für einen Weg aus diesem Schlamassel sorgen. Sollte es nun am Samstag gegen Altach auch nicht mit einem Erfolgserlebnis klappen, wolle er „umrühren. Dass da auch – oder vor allem - die Personalie des Trainers gemeint ist, liegt nach den jüngsten Aussagen auf der Hand.

In unglaublich kurzer Zeit hat sich die aufziehende Morgendämmerung zwischen Kreissl und Foda wieder verfinstert und es geht eher in Richtung Sonnenfinsternis. Vor allem die Rolle von Franco Foda löst mehr und mehr Kopfschütteln aus. Sich trotz Verschwiegenheitsvereinbarung bei einer Pressekonferenz mit dem Hinweis auf ein geringeres Gehalt selbst in ein besseres Licht zu rücken, ist ein Foul. Das ist der „alte Foda“, die Ich-AG, dem sein eigenes Ansehen und Standing über alles geht. Diese mangelnde Sensibilität sickert nun auch wieder in anderen Bereichen durch. Nichts mehr zu bemerken, vom „neuen Foda“, den er selbst bei seiner Rückkehr angekündigt hatte.

Es sollen etwa nicht immer alle nötigen Informationen bis zum Sportchef gelangen und auch von Auffassungsunterschieden hinsichtlich der gewählten Aufstellungen ist die Rede.

Beim Bauernbundball, einer vielbeachteten Veranstaltung in Graz, zeigte sich Foda demonstrativ mit Ex-Geschäftsführer Gerhard Goldbrich. Es ist kein Geheimnis, dass die beiden vor Goldbrichs – nicht ganz freiwilligem – Abgang ein sehr gutes Verhältnis hatten. Auch das ist ein Foul, weil der Trainer ganz genau weiß, wie das im Verein wahrgenommen wird. Zudem brodelt die Gerüchteküche im Umfeld der Grazer, es sollen etwa nicht immer alle nötigen Informationen bis zum Sportchef gelangen und auch von Auffassungsunterschieden hinsichtlich der gewählten Aufstellungen ist die Rede.

Präsident Christian Jauk hat sich bisher tapfer zurückgehalten und sich nicht eingemischt, was ihn große Anstrengung gekostet haben muss. Er versucht, seine geschaffene Struktur mit zwei Geschäftsführern, die am Ende des Tages ja auch für die Entscheidungen haften, mit Leben zu erfüllen. Er hält daran fest, obwohl während der schwierigen Vertragsverhandlungen der eine oder andere an ihn herangetreten sein soll, er solle sich doch einschalten. Jauk hätte aber auf seinen Geschäftsführer Sport verwiesen. Lange wird er sich die Mätzchen des Trainers aber wohl nicht mehr in aller Stille ansehen.

Entweder Foda unterliegt einem akuten Größenwahn und meint, er könne hier einen internen Machtkampf für sich entscheiden. Oder er hat schlicht nicht verstanden, was sein Verhalten bewirken könnte.

Unterm Strich bleibt schlicht und einfach der Verdacht im Raum, dass Foda die neue Hierarchie nicht akzeptieren kann und Kreissl, wo er nur kann, zu umgehen versucht. Was er damit bezweckt, oder was er sich erwartet, bleibt dabei ein Rätsel. Entweder er unterliegt einem akuten Größenwahn und meint, er könne hier einen internen Machtkampf für sich entscheiden. Oder er hat schlicht nicht verstanden, was sein Verhalten bewirken könnte. Kreissl hätte wohl kein Pressestatement abgegeben und Druck auf seinen Trainer ausgeübt, hätte er das Gefühl, dieser würde mit ihm an einem Strang ziehen und gemeinsam am Weg aus der Krise arbeiten. Eines ist jedenfalls gewiss, wie an dieser Stelle zig Mal angemerkt: Fodas wahres Gesicht zeigt sich immer erst in einer Krisensituation.

In jedem Fall spitzt sich die Lage an der Mur zu. Die beiden anstehenden Heimspiele gegen Altach und Rapid dürften Schicksalsspiele für den Grazer Langzeittrainer werden. Viele sprachen nach seiner erneuten Verlängerung schon von „Pragmatisierung“. Aufgrund der Tabellenplatzierung und dem Fußball, der teilweise 2016 gezeigt wurde, war eine Verlängerung trotz einiger Fragezeichen – insbesondere jenem, ob Kreissl und Foda miteinander können und wollen – ohne wirklich sinnvolle Alternative. Man sieht aber wieder, wie schnell sich im Fußball die Vorzeichen ändern können. Mittlerweile wackelt Fodas Stuhl bedenklich. Und: Leisten kann man sich bei Sturm eine Beurlaubung nach den Transfers im Winter auch.

Jürgen Pucher war Gründungsmitglied der Plattform „Sturm12.at“ und hat dort über Jahre hinweg mit seiner Kolumne „12 Meter“ die Diskussionen rund um den Grazer Verein und den österreichischen Fußball extrem bereichert. Nun beschäftigt er sich als Betreiber der Podcast-Plattform "blackfm.at" mit den Geschehnissen bei den Schwarz-Weißen. Bei LAOLA1 verfasst er in regelmäßigen Abständen Gastkommentare zum Geschehen im heimischen Kick.

Kontakt: blackfm1909@gmail.com

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