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Nigerianischer Abfahrtsheld müsste man sein

Thomas Zajac kritisiert Sport-Österreich, hat dabei aber nur zum Teil recht.

Nigerianischer Abfahrtsheld müsste man sein

“Wir sind weit weg von einer Sportnation“, kritisiert Segel-Ass Thomas Zajac im aktuellen „Sportmagazin“ die allgemeine Einstellung der Österreicher zum Sport.

Seine Feststellung basiert vor allem auf der teils durch manche Medien unterstützten Schlammschlacht gegenüber den sogenannten „Olympia-Touristen“ in Rio. „Es ist ein Zeichen, wenn man seine Sportler so durch den Dreck zieht.“

Womit der 31-Jährige, der in Rio gemeinsam mit Partnerin Tanja Frank die erste ÖOC-Medaille bei Sommerspielen seit 2008 holte, sicherlich nicht Unrecht hat. Die Art und Weise, wie bei den Olympischen Spielen mit den eigenen Athleten umgegangen worden ist, entbehrt jedem Respekt und Achtung gegenüber den Teilnehmern.

Schließlich ordneten die meisten Sportler viele Jahre ihres Lebens alles dem großen Ziel „Olympia“ unter. Inklusive zahlreicher Entbehrungen privater oder beruflicher Natur und finanzieller Investitionen, die nicht immer von Förderungen der öffentlichen Hand gedeckt werden. Verhöhnende Worte aufgrund fehlender Medaillen-Gewinne sind in solchen Situationen dementsprechend fehl am Platz.

Ob es in anderen Ländern wie Ungarn oder Polen – wie Zajac behauptet - wirklich Usus ist, stolz auf jeden einzelnen Teilnehmer zu sein, wage ich allerdings ebenso zu bezweifeln, wie die höhere finanzielle Einträglichkeit von Medaillen-Gewinnen. 11.000 Euro ÖOC-Prämie stehen natürlich in keinem Verhältnis zur jahrelangen Schufterei, die Zajac für seinen Rio-Erfolg absolvieren musste, sind aber im internationalen Vergleich klassisches Mittelfeld. In manchen Ländern gibt es weniger (norwegische Athleten bekommen gar nichts), in manchen etwas mehr (Ungarn und Südkorea zahlen Olympia-Siegern ab dem 35. Lebensjahr eine Zusatzpension).

Der große Reichtum wird schlussendlich so gut wie jedem Gewinner einer olympischen Bronze-Medaille verwehrt bleiben. Nigerianische Abfahrtshelden und einbeinige 100-Meter-Sprinter ausgenommen.

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