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Wolfgang Knaller rechnet mit Ex-Kollegen ab

"Genug ist genug!" Rundumschlag des Tormann-Trainers und Ex-ÖFB-Goalies.

Wolfgang Knaller rechnet mit Ex-Kollegen ab Foto: © GEPA

Wolfgang Knaller hat sich noch nie ein Blatt vor den Mund genommen. Der 57-jährige Kärntner ist bekannt dafür, immer seine Meinung zu sagen. 

Nach seiner Kündigung beim SKN St. Pölten blieb eine Stellungnahme des Tormann-Trainers bisher aus. Frei nach dem Motto "Genug ist genug" meldet sich Wolfgang Knaller jetzt zu Wort.

Der Ex-Teamtormann, der zwischen 1991 und 1998 insgesamt 26 Mal in die ÖFB-Auswahl berufen wurde und vier Länderspiele bestritt sowie auf knapp 500 Bundesliga-Partien (Admira und Austria Wien) verweisen kann, ist Liga-Rekord-Goalie und Admiras Jahrhundert-Tormann.

Die Berichterstattung rund um den Wechsel von Jürgen Macho von St. Pölten zu Rapid veranlasste Knaller nun, seine Gedanken in die Tasten zu klopfen. Knaller reagiert dabei unter anderem auch auf einen LAOLA1-Bericht und will seine Antwort wie folgt veröffentlicht haben:

"Ich hatte das Glück, mein Tormannspiel in über 800 Profi-Spielen national und international entwickeln zu können. Dieses erlebte und gelebte Wissen habe ich in weiterer Folge mit meinen Trainer-Ausbildungen erweitert. Die Kombination aus meiner aktiven Laufbahn und der jetzt schon fast 15-jährigen Arbeit mit Torhütern aller Altersstufen belegen meine Qualitäten als Tormann-Trainer.

Daher habe ich den unqualifizierten Berichten und Aussagen einiger Personen in und rund um den SKN St. Pölten im letzten Jahr bis heute keine Bedeutung beigemessen, schließlich spiegelt es ja nur die Qualität und den Charakter dieser Personen wider.

Genug ist genug! Ich habe mir - ob als Spieler oder Trainer - über Jahrzehnte hinweg alles hart erarbeiten müssen. Diesen Weg und meine Arbeit lasse ich mir nicht kaputt machen, nur weil ein Spieler jetzt nicht den Charakter und die Qualität besitzt, meine Arbeit beurteilen zu können. Vielleicht aber hatte dieser Realitätsverlust auch nur damit zu tun, um einem möglichen Wechsel zu seinem Verein und seinem Trainer nach Hütteldorf nicht zu schaden...

Ich habe vier Jahre mit Christoph Riegler gearbeitet

Jeder Spieler und Trainer während meiner vierjährigen Tätigkeit beim SKN St. Pölten weiß, was es an Substanz gekostet hat, und was notwendig war, um Christoph Riegler zu entwickeln. Das was Herr Riegler dabei mit mir als Tormann-Trainer durchmachen musste, war nichts anderes als einen Tormann in jeder Phase seines Tormannspiels zu verbessern. Die größte Herausforderung aber war es, Christoph Riegler in seiner Persönlichkeit zu entwickeln, ohne darauf näher einzugehen.

Meine Arbeit am Platz, meine Expertisen und Video-Analysen überzeugten den Trainer 2014. Sie brachten Christoph Riegler in das SKN-Tor, nachdem der Cheftrainer die beiden Torhüter aufgrund meiner Informationen einen Monat lang beobachtet hatte. Jeder Trainer danach wollte Riegler auf die Bank setzen, immer wieder war es meine Experten-Meinung, die das verhinderte. Bis zu jenem Zeitpunkt als Riegler nach einem kapitalen Aussetzer im Herbst 2017 auf der Bank landete.

In der Winter-Vorbereitung 2018 wurde - ohne mich zu informieren - ein neuer Tormann (Filip Dmitrovic, Anm.) zum Verein geholt. Ich erfuhr davon im selben Moment wie die beiden Torhüter im Kader. Danach war klar, welcher Tormann auf der Tribüne sitzen wird. Diese Zeit nutzte ich, um Riegler in vielen Bereichen zu verbessern.

Als ich überzeugt war, dass er jetzt soweit ist, war es wieder mein Weg zum Chef-Trainer (Oliver Lederer, Anm.) und meine über viele Tage und Nächte erarbeitete Expertise, die den Trainer überzeugen konnte. Meine Überzeugungsarbeit hat Riegler also wieder zurück ins SKN-Tor gebracht. Meine Arbeit war in weiterer Folge auch ausschlaggebend für die positive Entwicklung von Christoph Riegler. Der Trainer wurde kurz darauf durch Didi Kühbauer ersetzt.

Obwohl die Mannschaft in den ersten Spielen kaum Punkte holte, brachte Riegler sehr gute Leistungen. Dieser Trend setzte sich weiter fort und Riegler hatte großen Anteil an den Siegen vor der Relegation. Ab diesem Zeitpunkt spielte er auf einem sehr hohen Niveau. Nicht nur bis Ende der Saison und in der Relegation 2018, sondern auch während der gesamten Herbst-Saison 2018/2019. 

"Didi Kühbauer sprach vom besten Tormann in Österreich"

Dafür war ganz bestimmt nicht Didi Kühbauer verantwortlich, der in dieser Zeit - nach eigenen Worten - nicht einmal gesehen hat, wie ich mit den Torhütern gearbeitet habe. Egal. Kühbauer stellte nach den Relegations-Spielen öffentlich fest, dass Riegler für ihn der beste Tormann in Österreich sei. Indirekt waren Rieglers Leistungen auch mitentscheidend, dass Kühbauer beim SKN St. Pölten eine Vertragsverlängerung bekam. Eine Begründung für meine Kündigung ist für mich daher also nicht in der Qualität meiner Arbeit zu finden.

Die Entwicklung von Christoph Riegler zu einem sehr guten Bundesliga-Tormann fand auch nicht in den drei Wochen Saison-Vorbereitung unter Jürgen Macho statt, sondern in den vier Jahren davor unter mir, Wolfgang Knaller. Aber vielleicht ist der noch in der UEFA-Tormann-Trainer-Ausbildung befindliche Magic Macho nach einem Jahr Trainertätigkeit in der Wienerliga ja ein Zauberer - wer weiß?

Während der Meisterschaft kann ein Trainer große Veränderungen schwer umsetzen, in einer Winter-Vorbereitung aber ist dann doch einiges möglich.

"Jürgen Macho schmückt sich mit fremden Federn"

Wenn man sich mit fremden Federn schmückt, dann geht das meisten nach hinten los. Christoph Riegler jedenfalls konnte - außer in zwei, drei überragenden Spielen im Frühjahr - nicht mehr an die Leistungen vom Herbst 2018 anschließen.

Dies zu erkennen, dafür bedarf es aber einer entsprechenden Qualität des Spielers und des Trainers. Sie können Verbesserung und Entwicklungsmöglichkeiten sehen. Das heißt, wenn der Trainer nicht erkennt, dass der Tormann was falsch macht und der Tormann das schon gar nicht so empfindet, dann sind sich die Beteiligten einig, dass der Tormann gut gespielt hat.

Der negative Trend im Frühjahr 2019 war für mich ein Rückschritt, von dem von mir hinterlassenen Ausgangsniveau. Leider hatten die Entscheidungsträger beim SKN St. Pölten auch nicht die Qualität, dies zu erkennen. Aber das steht auf einem anderen Blatt Papier und ist für mich abgehakt.

Vielleicht habe ich aber auch nur durch die über 500 Profi-Spiele mehr an Erfahrung einen anderen Blickwinkel als der neue Rapid-Tormann-Trainer. So gesehen wünsche ich viel Erfolg beim Erfahrungen sammeln, auch im Umgang mit den Trainer-Kollegen."

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