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Klub-WM: Vom Stiefkind zum Super-Turnier?

Die Klub-WM hat eine bewegte Geschichte hinter sich, mit offener Zukunft:

Klub-WM: Vom Stiefkind zum Super-Turnier? Foto: © getty

Bis 16. Dezember läuft sie noch, die FIFA-Klub-Weltmeisterschaft in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Der Bewerb löste 2005 den Toyota Cup, auch bekannt als Weltpokal, ab.

Doch die Klub-Weltmeisterschaft erfährt vor allem in Europa stiefmütterliche Behandlung. Ein ungünstiger Termin im Fußball-Kalender gepaart mit Austragungsorten, die mehrere Zeitzonen entfernt sind - so gilt die Klub-Weltmeisterschaft als Bewerb zweiter Klasse.

Die FIFA hat allerdings große Pläne mit dem Bewerb. Ein Bewerb, dessen Entstehung nicht reibungslos verlief.

ÖFB-Klubs spielten in der ISL

1960 fand zum ersten Mal ein Spiel um den Weltpokal statt.

Lediglich die Sieger der europäischen und südamerikanischen Klubbewerbe duellierten sich um den neugeschaffenen Titel. Real Madrid nannte sich nach dem Triumph gegen Penarol aus Montevideo Weltmeister. Der FIFA gefiel dieser Umstand nicht sonderlich, da nur Klubs der UEFA und CONMEBOL antraten, daher die Bezeichnung "Weltmeister" Etikettenschwindel darstelle.

Stattdessen zertifizierte der Weltverband die International Soccer League, welche im selben Jahr in den USA ins Leben gerufen wurde. Sogar österreichische Mannschaften durften an diesem Turnier teilnehmen.

Rapid Wien wurde 1960 und 1961 eingeladen, 1962 und 1963 kam der Wiener Sportklub in den Genuss. 1964 vetrat der 1. Schwechater SC Fußball-Österreich. Und 1965 wurde der Bewerb eingestampft.

Der lange Weg zur Klub-WM

1963 wollten die UEFA und CONMEBOL, dass der Weltpokal ebenfalls zertifiziert wird, doch die FIFA bestand darauf, dass auch Mannschaften aus anderen Kontinenten teilnehmen dürfen.

In den folgenden Jahrzehnten wurde auch der Stern des Weltpokals dunkler. 1980 fand sich mit Toyota ein Sponsor, das Spiel wurde nach Japan verlegt und der Bewerb in "Toyota Cup" umgetauft.

2000 stellte die FIFA dann nach langer Vorbereitungszeit ihr eigenes Turnier auf die Beine: Corinthians krönt sich im Heimatland Brasilien zum ersten offiziellen Klub-Weltmeister.

2001 hätte die zweite Ausgabe in Spanien starten sollen, sogar die Auslosung ging von statten. Die FIFA musste das Turnier kurzerhand jedoch absagen, da Marketingpartner ISL seine Pforten schloss. Der Weltverband zahlte daraufhin Entschädigungen an die Vereine und Veranstalter aus. Auch 2002 und 2003 konnte der Bewerb nicht über die Bühne gehen.

2004 konnten sich UEFA, CONMEBOL, Toyota und FIFA darauf einigen, den Weltpokal und die Klub-WM zu vereinen. Durch diese Einigung entstand auch das derzeitige Format: Die Vertreter der UEFA und CONMEBOL bekommen Freilose bis zum Semifinale. Die FIFA erkennt darüber hinaus alle Weltpokalsieger als Klub-Weltmeister an.


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Der Weg zum Super-Turnier

Doch die FIFA-Klub-WM leidet unter Problemen, der Zeitpunkt des Turniers ist ungünstig, vor allem im Jahr 2017.

Champions-League-Sieger Real Madrid muss den Ligabetrieb für eine Woche unterbrechen und in die Vereinigten Arabischen Emirate zum Turnier reisen. Nach dem Finale gegen Gremio Porto Alegre am 16. Dezember, steht eine Woche später der Clasico gegen Barcelona auf dem Programm.

2021 soll die FIFA-Klub-Weltmeisterschaft deshalb in neuem Glanz erscheinen. Das Turnier soll dann alle vier Jahre im Sommer stattfinden und den ebenfalls ungeliebten Confederations Cup ablösen. Die neue Klub-WM würde wohl bis zu 20 Tage dauern. Das Projekt "Super-Klub-WM" gilt als Liebkind des FIFA-Präsidenten Gianni Infantino.

Anstatt der derzeit sieben Starter, soll das Teilnehmerfeld auf 24 ausgeweitet werden. Infantino ist vergrößerten Teilnehmerfeldern bekanntlich nicht abgeneigt, so wurde unter seiner noch jungen Präsidentschaft die FIFA Weltmeisterschaft auf 48 Mannschaften aufgebläht - 2026 gibt es die Premiere.

Ganze zwölf Mannschaften aus Europa sollen an der neuen Klub-WM teilnehmen. Kann so eine "Super-Klub-WM" das Ansehen des Wettbewerbs steigern?

Macht eine Super-Klub-WM Sinn?

Fakt ist, dass die europäischen Mannschaften ihren Pendants aus allen Erdteilen haushoch überlegen sind, sowohl finanziell als auch fußballerisch. Südamerikanische Klubs würden in einem Turnier mit Gruppenphase Außenseiter sein, ganz zu schweigen von Teams aus anderen Kontinenten.

Das derzeitige Format begünstigt einen nicht-europäischen Sieger, denn in einem Spiel über 90 Minuten kann es immer zu Überraschungen kommen. Ob ein Semifinale bestehend aus vier europäischen Mannschaften Jubelstürme in anderen Kontinenten auslöst, ist fraglich.

Auch die zusätzliche Belastung im ohnehin vollen Fußball-Kalender dürfte für Kritik sorgen - vor allem bei den Spielern selbst. So kommt es nicht überraschend, dass nicht überall die Idee der neuen Klub-WM auf Gegenliebe stößt. Reinhard Grindel, Präsident des DFB spricht sich gegen eine terminliche Verlegung der Klub-WM aus.

Auch der Weg zum Super-Turnier dürfte also steinig sein, so wie der Rest der Geschichte der Klub-WM auch.


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