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Korkmaz über Karriere: "Ich bereue gar nichts"

Vom Rapid-Star zum Legionär bis zu Karabakh - Kritik prallt an Ümit Korkmaz ab.

Korkmaz über Karriere: Foto: © GEPA

Wenn das Stadion zu lautstarken "Ü-Ü-Ümit-Sprechchören" ansetzte, war Ümit Korkmaz gerade drauf und dran seine Gegenspieler zu vernaschen.

Damals, in seiner Rapid-Zeit, wo er nach Anfängen bei Slovan und den Rapid-Amateuren binnen kürzester Zeit vom Nobody zum Shootingstar avancierte.

Eine große Karriere schien vorgezeichnet, doch trotz Stationen in Deutschland und der Türkei muss sich der mittlerweile 32-Jährige oft anhören, dass er zu wenig aus seiner Laufbahn als Fußballer gemacht habe.

Mittlerweile spielt der Flankenflitzer nach seiner kurzen Bundesliga-Rückkehr in St. Pölten in der Regionalliga bei Karabakh Wien.

Die Gründe für den Absturz des 10-fachen ÖFB-Teamspielers und EURO-2008-Teilnehmers? Verletzungen pflasterten seinen Weg, auch die eine oder andere Weichenstellung wurde hinterfragt. Doch diese Kritik prallt an Korkmaz komplett ab: "Wenn ich das alles noch einmal erleben darf, würde ich es sofort wieder machen. Genau gleich."

Für ihn ist klar: "Ich bereue gar nichts!" Schon gar nicht seinen bisher letzten Wechsel in die dritte Liga. Außerdem sieht er sich noch nicht am Ende seines Weges.

Im LAOLA1-Interview spricht Korkmaz offen und ehrlich über seinen oft kritisierten "Karriere-Abstieg", Erfahrungen, die er nicht missen möchte und seinen Wechsel zu Karabakh, wo er noch einiges vor hat.


LAOLA1: Wie zufrieden bist du aktuell, bei Karabakh Wien zu sein?

Ümit Korkmaz: Ich bin zufrieden hier. Ich bin sehr herzlich aufgenommen worden und ich bin wieder in Wien. Das zählt für mich am meisten, ich liebe Wien.

LAOLA1: Für viele kam die Entscheidung überraschend, dass du vom Bundesliga-Verein St. Pölten zu Karabakh in die Regionalliga gegangen bist. Warum ist diese Entscheidung so gefallen?

Korkmaz: Die war ganz einfach. Es gab ein paar Angebote, aber es hätte sich für mich nicht ausgezahlt. Ehrlich gesagt wollte ich in meiner Karriere noch einmal ein oder mehrere Erfolgserlebnisse haben. Ich wollte nicht gegen den Abstieg spielen, das habe ich drei Jahre lang in der Türkei. Das ist kein schönes Gefühl, immer hinterher zu laufen. Manchmal muss man auch ein paar Stufen zurücksteigen, damit man höher herauskommt. Somit war das die richtige Adresse für mich.


So schwärmt Ümit Korkmaz noch vom 7:0 gegen Salzburg:


LAOLA1: Das heißt, es fehlte ein passendes Angebot? Auch aus einer Rückkehr zu deinem Herzensverein Rapid wurde bisher nichts.

Korkmaz: Ich war frei zu dieser Zeit, aber wahrscheinlich haben auch Trainer-, Vereins- oder persönliche Vorstellungen nicht gepasst. Da bin ich keinem böse, das ist der Fußball. Ich wollte in Wien oder zumindest in der Nähe bleiben. Ich habe dann die Vorstellungen von Karabakh gehört und gesagt: Warum nicht Teil von etwas Großem werden?

LAOLA1: Deine Karriere ist aber nicht immer nach Wunsch verlaufen. Bei Rapid gelang dir der Durchbruch, du warst in Deutschland, hast aber wenig gespielt, und dann in der Türkei. Wie blickst du selber auf deine Karriere zurück?

Korkmaz: Ich habe eine sehr schöne, sehr gute Karriere. Manchmal wird gesagt, dass ich oft verletzt war oder nicht gespielt habe. Aber ich habe früher bei Slovan HAC gespielt, das darf man nicht vergessen. Dann bin ich zu den Rapid-Amateuren und von dort zu den Profis, Eintracht Frankfurt, VfL Bochum, Ingolstadt. Unzufrieden bin ich überhaupt nicht. Ich nehme heute alle Verletzungen mit, wenn ich noch einmal so ein Leben haben könnte. Sechs oder sieben Operationen, egal. Klar könnte es anders laufen. Vielleicht hätte ich nach Frankfurt noch einen Transfer machen, noch höher spielen und noch mehr verdienen können. Aber es war nicht der Fall. Ich habe viele Arbeitsunfälle gehabt, die gehören dazu. Aber ich bereue keine Verletzung, ich bereue gar nichts!

LAOLA1: Hast du dir somit auch nie Gedanken gemacht, was kommen hätte können, sondern akzeptierst, wie es gekommen ist?

Korkmaz: Auf jeden Fall. Man kann natürlich sagen, es hätte anders sein können, aber ich bin jetzt hier – alles andere spielt keine Rolle. Was hinter mir ist, ist hinter mir. Wenn ich das alles noch einmal erleben darf, mache ich es sofort wieder - genau gleich.

LAOLA1: War es trotzdem schwierig, dass du in der Türkei vielleicht ein bisschen aus der öffentlichen Wahrnehmung in Österreich verschwunden bist, bevor du wieder zurück wolltest?

Korkmaz: Nein, ich habe eigentlich überhaupt keine Probleme damit gehabt. Ich war in der Türkei, ich habe auch sehr gute Leistungen gebracht und viele Tore gemacht. Natürlich wird die türkische Liga in Europa nicht so hervorgehoben, so dass man mich jetzt jeden Tag sieht. Aber das spielt keine Rolle. Ich habe nicht fürs Fernsehen gespielt. Ich habe gespielt, weil es mein Job ist.

LAOLA1: War St. Pölten für dich ein Knackpunkt, nachdem du gesagt hast: Jetzt muss ich mir genau überlegen, was ich noch machen will?

Korkmaz: Ja, ich habe mich auch sehr früh entschlossen. Ich hatte ein halbes Jahr Vertrag und dann noch eine Option auf zwei, drei Jahre. Ich wollte nach Wien zurück. Manche Sachen haben mir persönlich nicht gepasst. Schlussendlich haben wir uns friedlich getrennt.


"LAOLA1 On Air - Der Sport-Podcast" mit Peter Pacult, Stefan Maierhofer, Erwin "Jimmy" Hoffer, Ümit Korkmaz, Christian Thonhofer, dem damaligen Salzburg-Goalie Timo Ochs und Thomas Trukesitz, der das Spiel für "Premiere", heute "Sky", kommentiert hat.


LAOLA1: Da hat es auch gut gepasst, dass einige Freunde und Wegbegleiter bereits bei Karabakh spielten. Haben sie dich denn überredet?

Korkmaz: Ich kenne hier alle persönlich. Ich habe mit ihnen geredet und habe mich einmal mit dem Geschäftsführer getroffen, der mir erzählt hat, welche Projekte er hat und dass er Ziele hat. Dann habe ich gesagt: Okay, ich will dabei sein!

LAOLA1: Was begeistert dich an dem Projekt hier Karabakh Wien?

Korkmaz: Sie sind vier Mal hintereinander aufgestiegen, jetzt sind wir in der Regionalliga. Wenn wir es wieder schaffen - und ich bin überzeugt, dass wir den Aufstieg schaffen -, dann wird das ein Vorzeigeverein, bei dem die Leute sagen: Die haben es geschafft, von der fünften in die zweite Liga! Wenn ich dabei sein kann, ist das in meiner Karriere ein sehr großer Schritt.

LAOLA1: Wie geht es bei dir weiter? Du bist jetzt 32 Jahre alt. Wie lange willst du noch spielen und wie fit fühlst du dich?

Korkmaz: Ich bin sehr fit und fühle mich sehr wohl. Ich hatte jetzt zum Glück seit acht, neun Monaten keine Verletzung mehr. Wie lange ich spielen will? Das ist eine gute Frage. Wollen kann man mit 50 auch noch. Aber wenn es nicht geht, muss man zum richtigen Zeitpunkt aufhören. Wenn der Nachwuchs und die Jungen aufholen, muss man sich dann irgendwann eingestehen und sagen: Okay Ümit, es reicht! Aber es geht noch, und für die zweite Liga reicht es auch noch.

LAOLA1: Heißt das, du kannst dir auch vorstellen, dass Karabakh möglicherweise deine letzte Station wird und du den Weg bis zum Schluss mitgehst?

Korkmaz: Auf jeden Fall, wenn die Herrschaften mit mir planen. Ich fühle mich sehr wohl hier, ich bin in Wien zu Hause und mir liegt der Verein auch sehr nahe. Ich würde es durchziehen! Aber vielleicht spiele ich auch noch einmal bei Slovan, wo alles angefangen hat.


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