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Ervin Omic - Der österreichische Juve-Kapitän

Er hat mit Ronaldo trainiert und die Lehren aus der Karriere seines Bruders gezogen.

"Es ist eine große, schöne Aufgabe, Kapitän des größten Vereins in Italien zu sein. Das ist eine Riesenehre. Es ist bisher noch nie passiert, dass ein Ausländer Juventus-Kapitän wurde", erzählt Ervin Omic.

Der junge Österreicher trägt seit der U17 die Schleife von Juventus, war zuletzt Spielführer der U19, die es auch bis ins Halbfinale der UEFA Youth League geschafft hat.

Hierzulande fliegt der 19-Jährige ein wenig unter dem Radar. Dabei galt er vor seinem Wechsel zu Juventus im Jänner 2019 als eines der größten Talente im Nachwuchs des FC Red Bull Salzburg.

Bald beim WAC?

Zudem ist der Oberösterreicher schon seit der U15 Kapitän des ÖFB-Jahrgangs 2003, der in dieser Woche in die U19-EM in der Slowakei startet.

Diesen Sommer läuft Omics Vertrag in Turin aus. LAOLA1-Informationen zufolge steht das Talent kurz vor einem Wechsel in die Bundesliga zum Wolfsberger AC. Omic selbst sagt nur: "Ich konzentriere mich auf die EM, lasse mich von nichts anderem beeinflussen."

Ein Leader auf dem Platz

Über andere Themen gibt sich der Oberösterreicher da schon wesentlich auskunftsfreudiger. Etwa über seine Rolle als Leader, die er in diversen Mannschaften einnimmt. "Ich bin von klein auf ein Spieler, der laut ist, der mit seinen Kollegen spricht, der sie pusht. Das ist einfach in mir drinnen, das kommt von alleine", sagt er.

Der Youngster präsentiert sich als eloquenter junger Mann, höflich, gut gelaunt. Man kann rasch verstehen, warum er den Ruf hat, ein Lieblingsschüler der meisten seiner Trainer zu sein.

U19-Teamchef Martin Scherb sagt über ihn: "Er hatte bei uns immer eine Führungsrolle inne. Ein Leader am Platz, der immer schaut, dass die Balance zwischen den Mannschaftsteilen stimmt. Er unterstützt mich als Trainer auch außerhalb des Spielfelds sehr."

Die Balance am Feld

Für die Balance auf dem Platz sorgt Omic als Sechser. Einst eher auf der Zehn daheim, fühlt sich der ÖFB-Legionär inzwischen auf der Position vor der Abwehr am wohlsten.

Er selbst beschreibt sich so: "Ich habe in meinem Spiel zwei unterschiedliche Phasen. Ich kann das Spiel von hinten aufbauen, mit dem Ball gut umgehen und ich bin einer, der in der Defensive die Drecksarbeit macht, der viel läuft und in die Zweikämpfe geht. Wenn es dem Team hilft und sein muss, bin ich gerne auch mal der dreckige Spieler."

Die Lehren aus dem Leben seines Bruders

Sein Abgang aus Salzburg sei damals "eine schwere Entscheidung" gewesen. "Aber Juventus ist etwas Großes. Deshalb habe ich den Schritt nach Italien gewagt. Ich habe es noch keinen Tag bereut", sagt Omic.

"Mich persönlich hat Paulo Dybala am meisten überzeugt. Was er mit dem Ball macht, ist nicht von dieser Welt"

Er ist dem Beispiel seines Bruders gefolgt. Denis Omic, rund vier Jahre älter, wechselte 2015 aus der Akademie der SV Ried zur AS Roma. Wegen einer schweren Knieverletzung musste er 2018 seine Karriere beenden. Heute arbeitet er als Coach beim Nachwuch in Ried.

"Er ist der wichtigste Mensch in meinem Leben. Er hat mir mit seinen Erfahrungen sehr viel weitergeholfen. Er ist mein größter Kritiker und mein größter Supporter", sagt Omic über seinen großen Bruder.

Dieser ist auch der Grund dafür, dass er aktuell mittels Fernstudiums seine schulische Ausbildung abzuschließen versucht. "Ich habe wie viele andere gedacht: Ich konzentriere mich auf den Fußball und mache die Schule nebenbei. Nach seiner Erfahrung ist mir klar geworden, dass es im Fußball richtig schnell gehen kann. Deswegen ist es mir wichtig, die Schule zu beenden", sagt das Talent.

Unbeschreibliche Momente mit Ronaldo und Co.

Apropos Schule. In seiner italienischen Schule saß er einst auch, als er zum ersten Mal die Nachricht bekam, dass er bei den Juve-Profis mittrainieren werde.

"Es war unbeschreiblich. Ich hatte gar keine Zeit, darüber nachzudenken. In der Kabine sind gleich die erfahrenen Spieler auf mich zugekommen, haben mir alles gezeigt. Da habe ich gemerkt, dass das eine große Familie ist", berichtet er.

Vor allem Miralem Pjanic, der Juve 2020 zum FC Barcelona verließ und zuletzt an Besiktas verliehen war, nahm in unter seine Fittiche: "Er hat mir sehr, sehr viel geholfen. Wir sind immer noch viel in Kontakt. Er ist wie ein Bruder für mich geworden."

Und sonst? "Es ist unglaublich, was für eine Maschine Ronaldo ist, welche Mentalität er hat. Mich persönlich hat Paulo Dybala am meisten überzeugt. Was er mit dem Ball macht, ist nicht von dieser Welt", schwärmt Omic.

Was fehlt noch?

Zwar trainierte der Sechser regelmäßig mit den Profis. Doch bei Juve den Durchbruch zu schaffen, ist freilich ganz schwer. Sein Nachwuchstrainer Andrea Bonatti meine, dass ihm "noch ein bisschen die Schnelligkeit, die Spritzigkeit" fehlen würden, berichtet Omic.

Mit 19 Jahren kann der nächste Schritt nur Erwachsenen-Fußball heißen. Und wie es aussieht, führt ihn dieser nach Kärnten in die Bundesliga.

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