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ÖFB-Frauen: Mit mentaler Stärke zur Sensation

Spielerisch unterlegen, aber konzentriert - so ging es ins Halbfinale.

ÖFB-Frauen: Mit mentaler Stärke zur Sensation Foto: © GEPA

120 Minuten gegen einen spielstärkeren Gegner dagegengehalten. Und im Duell Frau gegen Frau Nerven bewahrt.

Die ÖFB-Damen haben mit dem 5:3-Sieg im Elfmeterschießen über Spanien und dem Halbfinale bei der EURO 2017 das nächste Kapitel ihres Märchens geschrieben – und dabei mentale Stärke bewiesen, die bei routinierteren Teams auf diesem Level selten zu sehen ist.

"Ich bin stolz, Trainer dieser Mannschaft zu sein", fasste ein bemüht stoisch wirkender Dominik Thalhammer nach dem Spiel zusammen.

Spanien spielen lassen, darauf reagieren

Die 90 regulären Minuten boten genau jenes Bild, welches in beiden Lagern erwartet wurde.

Die Spanierinnen exerzierten ihren Ballbesitz-Fußball, verstanden es aber nur in der ersten Hälfte, halbwegs in die Nähe von Manuela Zinsberger zu kommen. Die österreichische Torfrau sah sich häufig durch Fangaufgaben hoher Bälle geprüft.

Der österreichische Plan, Druck auf die Ballführenden auszuüben, um anschließend schnell umschalten zu können, wollte aber ebensowenig aufgehen.


Le Schladi blieb beim Elferschießen nicht so locker:

(Text wird unterhalb fortgesetzt)


"Wir sind nicht so oft in die Pressing-Situationen gekommen, wie wir wollten, weil wir zu weit auseinandergestanden sind", waren auch beim Coach Nerven gefragt.

Elfmeterschießen ist nicht nachzustellen

Nach der Pause besserte sich das Bild, kamen die Ibererinnen zu weniger, Rot-Weiß-Rot zu mehr Strafraumszenen, das torlose Unentschieden war letztlich trotzdem leistungsgerecht.

Und schon in der Verlängerung zeigte sich, dass man im Kopf für solche Situationen gerüstet ist.

Extra trainiert wurde Elfmeterschießen zuvor nicht, dennoch blieb man mit fünf aus fünf getroffenen Versuchen souverän.

"Es ist immer so eine Frage, ob man diese Situation wie am Platz im Training nachstellen kann. Das glaube ich nicht. Wichtig ist, dass man einen Plan hat, und den haben wir hervorragend umgesetzt", begründete Thalhammer dieses Vorgehen.

Einfach eine Ecke aussuchen

Den Grundstein für das Weiterkommen legte der gehaltene Versuch von Manuela Zinsberger gegen Silvia Meseguer.

"Klar war ich mir sicher, dass der mir gehören wird, sonst hätte ich ihn nicht gefangen. Man muss sich eine Ecke aussuchen und mit vollem Elan hinspringen", grinste die Schlussfrau der ÖFB-Truppe.

"Ich bin einfach sprachlos. Ich weiß nicht, wie mental stark wir sind. Aber scheinbar unglaublich", fand die Legionärin vom FC Bayern keine Worte.

Ball im Netz war "einfach geil"

Die große Aufgabe, das Kunststück auch zu Ende zu bringen, blieb letztlich Sarah Puntigam überlassen.



Mit etwas Bauchweh, war Spaniens Keeperin Sandra Panos doch noch dran, setzte sie den Ball zur Entscheidung in die Maschen – und durfte danach jubelnd zu ihren Kolleginnen abdrehen.

"Wir waren generell alle voll locker drauf, irgendwie war ich mir sicher, dass ich ihn reinmache. Ich habe mir das vorher noch ein paar Mal bildlich vorgestellt. Und dass er dann drin war, war einfach nur geil", lachte die entscheidende Elferschützin.

"Jede kämpft für jede, wir sind gut befreundet und das macht echt viel aus", meinte Puntigam.

"Relax, just do it!"

Nun geht es im Halbfinale (Do., 20:45 Uhr) überraschenderweise gegen Dänemark – ein Gegner, an den man gute Erinnerungen hat. Der letzte Test vor der Endrunde ging in Wr. Neustadt 4:2 gewonnen.

In den Niederlanden zeichnete sich Österreich allerdings durch die defensiven Tugenden aus, wie Thalhammer noch einmal unterstrich: "Wir haben bei der EM gegen Topteams nur ein Tor bekommen, aber haben noch viel Potenzial nach vorn."

Das Selbstvertrauen wird der Teamchef nicht aufbauen müssen, vielmehr war er darum bemüht, den Erfolg nur als Momentaufnahme verstanden zu wissen. So seien die Däninnen zwar nicht unschlagbar, hätten aber immerhin Deutschland besiegt.

Die Devise wird von Nina Burger und Kolleginnen jedenfalls weitergetragen: "Relax, just do it. Das ist unser Spruch."

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