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Der zweite Anzug passt nicht

Koller Kontinuitäts-Linie hat auch Nachteile. Das zeigte die Türkei-Pleite:

Der zweite Anzug passt nicht

Als Nummer 10 der Welt gehört Österreich mittlerweile zum erweiterterten Kreis der besten Nationalmannschaften.

Was jedoch zur Spitze ganz oben fehlt, zeigte die 1:2-Pleite gegen die Türkei: Es ist die Kadertiefe, die Qualität in der Breite.

Den Ausfall einzelner Schlüsselspieler mag das ÖFB-Team gut verkraften können. Fehlen jedoch mehrere Leistungsträger auf einmal, bekommt die Mannschaft Probleme. Der zweite Anzug sitzt lange nicht so gut wie der erste.

Wenn der ein oder andere ausfällt, kriegen wir das hin“

Gegen die Türkei hatte die Elf von Marcel Koller das Spiel zunächst relativ gut im Griff. Zwar tat man sich gegen das forsche Forechecking des türkischen 4-1-4-1-Systems schwer, doch Chancen des Gegners wurden kaum zugelassen.

Spielerisch konnte vor allem die linke Seite mit Marko Arnautovic Impulse setzen. Indes machte sich in der Zentrale und auf dem rechten Flügel die Abwesenheit von Stammspielern bemerkbar.

Dieser leichte Qualitätsverlust konnte zunächst aber noch abgefedert werden.

„Wir haben seit vier Jahren großteils dieselbe Stammelf zusammen. Wenn davon der ein oder andere ausfällt, kriegen wir das hin“, erklärt Marcel Koller mit einem Verweis auf das verletzungsbedingte Fehlen von David Alaba in den beiden erfolgreichen Quali-Spielen gegen Russland.

Koller beeinflusst das Spiel

Problematisch wurde es für das ÖFB-Team erst nach dem Führungstreffer der Türken. Davor hatte Koller mit einer kleinen Umstellung im Mittelfeld das Spiel zu Gunsten seiner Mannschaft beeinflusst.

Indem Alaba auf die Zehner-Position ging und Zlatko Junuzovic die neu angenommene Sechser-Rolle offensiver interpretierte, konnte die türkische Pressing-Formation besser bespielt werden. Die Druckphase nach der Pause fand durch den Fehler eines weiteren ÖFB-Ersatzmannes jedoch ein jähes Ende.

Ramazan Özcans Aussetzer führte zum 2:1 der Türkei. Danach fehlte es an frischen Kräften von der Bank, die das Spiel noch einmal drehen hätten können.

Fehlende Alternativen

Mit den Auswechslungen von Junuzovic und Alaba verlor das österreichische Spiel schlagartig an Kreativität. Die Stärke von Lukas Hintereseer, der als neuer Zehner ins Spiel kam, liegt eher in seiner Dynamik als im Passspiel.

Auch Stefan Ilsanker fehlt es an den nötigen Fähigkeiten, um den Spielaufbau im Stile von Julian Baumgartlinger zu lenken. So blieb in den letzten 15 Minuten viel an Alessandro Schöpf hängen, der jedoch noch Zeit braucht, sich im A-Team zurechtzufinden.

Letztlich präsentierte sich Kollers Mannschaft aus diesen Gründen spielerisch zu schwach, um den Rückstand noch einmal auszugleichen.

Der Nachteil von Kollers Kontinuität

„Wenn man völlig durchwechselt, haben wir halt doch nicht die gleiche Qualität“, erkennt auch der Teamchef die Probleme mit dem zweiten Anzug. „Natürlich müssen wir uns noch steigern, da ist jeder einzelne gefordert.“

Gleichzeitig zeigt die Problematik jedoch auch den Nachteil von Kollers Personalpolitik auf. Da der Schweizer fast immer auf dieselben Profis setzt, stehen ihm nur wenige Alternativen zur ersten Elf zur Verfügung.

Andererseits ist der Pool an möglichen Nationalspielern in Österreich auch relativ gering.

Insofern bleibt zu hoffen, dass bis zur EURO alle Kicker gesund bleiben. Denn das ÖFB-Team kann sich den Ausfall mehrerer Schlüsselspieler nicht leisten.

 

Jakob Faber/Alexander Karper/Peter Altmann

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