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"Sündenbock" Özcan: "Kein Wenn und Aber"

Özcans ÖFB-Patzer kein Einzelfall. Routinier hadert, Kollegen nehmen ihn aber in Schutz.

"Da gibt es kein Wenn und Aber: Das war ein Fehler von mir, aber das Leben geht trotzdem weiter."

ÖFB-Torhüter Ramazan Özcan nahm die Schuld am 2. Gegentreffer beim 1:2 gegen die Türkei ganz klar auf seine Kappe.

Der Ingolstadt-Legionär entschuldigte sich nach dem Schlusspfiff bei seinen Kollegen, bekam von diesen aber Rückendeckung.

"Jeder macht Fehler! Wir wissen, dass Rambo ein sehr guter Tormann ist. Das kann er vergessen und wir vergessen das natürlich auch", verteidigte ihn Marko Arnautovic.

Eine Geschichte mit Missverständnissen

Der Fehlpass des mittlerweile 31-jährigen Routiniers direkt auf Arda Turan, der den Patzer eiskalt mit einem Heber bestrafte, schmerzt trotzdem.

Irgendwie ist die ÖFB-Karriere des Vorarlbergers mit türkischen Wurzeln noch keine glückliche.

Bereits bei seinem Debüt gegen Italien 2008 leistete sich der Schlussmann einen Faux-Pas, der ihm noch lange Zeit nachhing.

Auf seine zweite Chance musste er sechs Jahre warten. Doch nur zwei Minuten nach seiner Einwechslung in Innsbruck gegen Island zur Halbzeit kassierte er schon einen Gegentreffer.

Auch beim bisher letzten Auftritt gegen die Schweiz war Özcan nicht frei von Schuld, auch wenn dem unglücklichen Gegentreffer von damals ein Fehler David Alabas voranging.

„Der Fehlpass hat die Niederlage verursacht“

Sein 6. Einsatz im ÖFB-Trikot sollte ihm wieder neue Chancen eröffnen. Dafür bekam er gegen die Türkei den Vorzug gegenüber Robert Almer. Und dann das:

„Es geht mir nicht gerade gut. Es war ein Fehlpass, der die Niederlage verursacht hat. Trotz allem: Fußball besteht aus Fehlern, jetzt habe ich einen gemacht. Ich denke aber, dass ich stark genug bin, um wiederaufzustehen“, rechtfertigte sich der „Sündenbock“.

Teamchef Marcel Koller tat es als „schweren Fehler“ ab und äußerte sich nicht weiter. Werbung in eigener Sache war es dennoch nicht. Vor allem in Hinblick auf die EURO.

Denn wenn es in letzter Zeit tatsächlich eine Diskussion um die Nummer eins im Tor gab, dürfte diese vorerst beendet sein.

„Manuel Neuer ist es auch schon passiert“

Eigentlich würden die ansprechenden Leistungen in der deutschen Bundesliga für Özcan sprechen. Doch im Nationalteam will es einfach nicht funktionieren. Trotzdem will der Keeper die Aktion nicht überbewerten.

„So dramatisch würde ich es nicht machen. Man sieht, dass die Jungs gerne mit mir hinten rausspielen, dass wir die Bälle nicht einfach vorbolzen.“

Das bestätigte auch Florian Klein, der seinen Schlussmann in Schutz nahm: „Wir wollten hinten rausspielen – es ist auch Rambos große Stärke, dass er ein Tormann ist, der das sehr gut kann. Manuel Neuer ist es auch schon passiert, dass er solche Schnitzer macht. Da wird er den Kopf sicher nicht in den Sand stecken. Natürlich ist es ein blöder Fehler und schaut blöd aus. Aber das gehört dazu. Er ist trotzdem mental so stark, dass er das locker wegsteckt.“

„Da will man am liebsten raus aus dem Stadion“

Keiner wollte Özcan einen Vorwurf machen. Das spricht für die mannschaftliche Geschlossenheit. Trotzdem war allen klar, dass man sich diesmal selber geschlagen hatte – durch individuelle Fehler.

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Doch während sich Arnautovic an eine vergebene Chance gegen Deutschland erinnerte, wo er hinterfragt wurde, kannte auch Aleksandar Dragovic das Gefühl aus seiner Kluberfahrung: „Da will man am liebsten raus aus dem Stadion.“

Als Torhüter werden Fehler dieser Art jedoch meist eiskalt in Gegentore umgemünzt. „Dass es dann gleich bestraft wird, ist doppelt bitter. Aber kein Vorwurf an ihn. Er wollte das Spiel machen, wollte rausspielen. Ab und zu muss man riskieren, dann kommen manchmal Fehler. Das passiert jedem“, beruhigte Zlatko Junuzovic.

„Das wirft ihn nicht aus der Bahn“

Trotzdem sind sich alle einig, dass es bei Rambo nicht viel Aufmunterung benötigt. Zu gefestigt sei dieser, um sich von Rückschlägen fertig machen zu lassen.

„Rambo ist mittlerweile so erfahren, dass er das selber sehr gut einschätzen kann. Natürlich hat es aufmunternde Worte von der ganzen Mannschaft gegeben. Es ist ihm keiner böse“, kennt ihn Lukas Hinterseer als Teamkollege bei Ingolstadt wohl am besten.

Dieser gab aber auch zu: „Wenn das vor fünf, sechs Jahren passiert wäre, hätte er sich das mehr zu Herzen genommen. Mittlerweile hat er so viel miterlebt in seiner Karriere, dass ihn das nicht aus der Bahn wirft.“

Das darf er schon am Samstag gegen Schalke unter Beweis stellen. Im ÖFB-Team wird er wohl noch ein Weilchen auf seine nächste Chance warten müssen.


Alexander Karper/Peter Altmann/Jakob Faber

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