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"Weiß, was das eine oder andere bewirken kann"

Koller vor Irland über eigene Zukunft und den Vorteil von Geheimnissen:

Ein interessanter Aspekt an Auslands-Reisen mit dem Nationalteam ist, dass Journalisten-Kollegen aus dem Land des Gegners völlig unbefangen Fragen stellen, die in der Heimat vermeintlich schon zu Genüge diskutiert sind. Für sie ist ja quasi das erste Mal.

Und irgendwie ist sie ja auch aus der Perspektive der Iren aufgelegt - die Frage an Marcel Koller, wie viel persönlichen Druck er denn hinsichtlich seiner Zukunft verspüre, ob der Druck einer ganzen Nation auf seinen Schultern lasten würde.

"Ich bin schon lange genug im Geschäft und weiß natürlich, was das eine oder andere bewirken kann. Ich gehe aber grundsätzlich vom Positiven aus", antwortet der Schweizer.

Junuzovic zur Lage der Nation:

(Text wird unter dem Video fortgesetzt)


Heißt übersetzt: Natürlich ist dem langjährigen Erfolgs-Coach bewusst, dass sein 50. Länderspiel gleichzeitig sein letztes sein könnte, wenn die Mission in Dublin (ab 18 Uhr LIVE) schief geht. Zumindest ist anzunehmen, dass im Fall der Fälle denkbar unangenehme Fragen an die ÖFB-Spitze gestellt werden, dann allerdings nicht mehr von den irischen Journalisten.

Nur keine Trainingsweltmeister

Koller hat jedenfalls alles in seiner Macht stehende getan, damit dieses Horror-Szenario graue Theorie bleibt. "Wir haben die Mannschaft gut vorbereitet", verspricht er rund 24 Stunden vor dem Spiel im Aviva Stadium.

Wie es die Mannschaft umsetzt? Davon hängt nun möglicherweise nicht nur die Job-Sicherheit des Teamchefs ab, sondern ganz sicher die weiteren Chancen auf eine Teilnahme an der WM 2018 in Russland.

"Es ist alles Makulatur, wenn du nur ein Trainingsweltmeister bist. Du musst versuchen, dieses Vertrauen, diese Möglichkeiten, diese Fähigkeiten auf den Platz zu kriegen", betont Koller, der aufgrund der angespannten Personalsituation zwangsläufig auf die eine oder andere wenig erprobte Kraft setzen muss.

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"Irgendwann beginnst du immer! Egal ob es das erste oder zweite Länderspiel ist - je besser du es machst und deine eigenen Fähigkeiten ausnützt, desto eher kannst du ein großer Spieler werden", will der Eidgenosse von potenziellen Nachrückern kein Lampenfieber sondern den Nachweis, dass er zurecht auf sie vertraut, sehen.

Denn: "Du musst eine gewisse Ruhe und Überzeugung auf den Platz bringen. Ob da jetzt 50.000 oder 5.000 Zuschauer sind, spielt keine Rolle. Es geht um die individuelle Qualität, die ein Spieler haben muss, um überzeugt zu sein: 'Ich kann das jetzt bringen!' Im Training kann man diese Qualität erahnen, aber schlussendlich zeigt sich in solch einem Stadion gegen solch einen Gegner, ob einer die Qualität hat, um ganz oben mit dabei zu sein."

Die große ÖFB-Unbekannte als Vorteil

Dass David Alaba über diese Qualität verfügt, hat der Bayern-Star schon oftmals nachgewiesen. Wo er dies am Sonntag tun soll, ist bekanntlich eine der spannendsten Fragen im Personalpoker.

Koller tut auch den irischen Journalisten nicht den Gefallen, dass er auch nur ansatzweise verrät, was er mit dem 24-Jährigen vor hat, und meint lediglich: "Für uns ist natürlich wichtig, dass er in der Position spielt, wo er dem Team am meisten bringen kann. Im Spiel werden wir sehen, wo er auflaufen wird."

Dass sich niemand verplaudert hat und es gelungen ist, die taktischen und personellen Pläne weitestgehend geheim zu halten, freut den ÖFB-Coach ohnehin diebisch. Dreier- oder Viererkette? Wer spielt wo? Irlands Teamchef Martin O'Neill musste tendenziell Extraschichten einlegen, um auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein.

"Es ist schon ein Vorteil, wenn sich der Gegner im Vorfeld nicht darauf vorbereiten kann, weil er nicht genau weiß, wie wir spielen. Wir haben viele Positionen, die vielleicht auch anders und durch Spieler, die noch nicht so oft gespielt haben, besetzt sein könnten", betont Koller und weiß aus eigener Erfahrung, dass diese Gegner-Analyse bisweilen keine einfache Angelegenheit ist:

"Auf einen Kontrahenten bereitet man sich meistens in der Zeit vor einem Lehrgang vor. Wenn es darum geht, kurzfristig die Elf zu analysieren, ist es für einen Trainer relativ schwierig, wenn ein Spieler das erste Mal spielt oder zuvor vielleicht nur ein Länderspiel absolviert hat, einzuschätzen, wie gut er drauf ist oder welche Qualitäten er hat."

Wer soll die Tore erzielen?

Egal ob Florian Kainz, Konrad Laimer, Florian Grillitsch oder ein anderer der unerfahrenen Kadermitglieder - wie genau sie im ÖFB-Dress ticken, wissen die Iren nicht. Blöderweise weiß man es halt im rot-weiß-roten Lager auch nicht.

Wie auch immer: Egal ob Routinier oder "Anfänger" - Dublin wäre ein idealer Ort, um in eine Heldenrolle zu schlüpfen. Zum Beispiel als Torschütze.

Zehn Treffer hat Österreich seit Beginn der EURO 2016 erzielt - die Schützen von acht dieser Tore fehlen diesmal in Person von Marko Arnautovic (4), Marc Janko (2), Alessandro Schöpf und Marcel Sabitzer (je 1). Anwesend sind lediglich Martin Hinteregger (Torschütze in Georgien) und Martin Harnik (Moldawien).

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Ein gewisser Druck lastet so gesehen auf Guido Burgstaller, der als zentraler Angreifer erwartet wird, seinem ersten Länderspiel-Tor aber immer noch hinterherläuft. "Man hat gesehen, dass er jetzt mehr Ruhe in seinem Spiel und in seiner Position vor dem Tor hat. Es ist natürlich gerade für einen Goalgetter wichtig, dass er nicht hektisch wird, wenn der Ball reinkommt, und vielleicht einen Tick schneller ist als der Verteidiger", baut Koller auf die Qualitäten des Schalke-Legionärs.

"Wir sollten das jedoch nicht auf einen Spieler fokussieren", sieht er gleichzeitig nicht nur den Kärntner in der Pflicht, "es ist wichtig, dass jeder Tore schießen kann, wenn er in die Position kommt. Es gilt, sehr fokussiert und konzentriert zu sein und nicht zu viele Möglichkeiten auszulassen, weil ich überzeugt bin, dass wir nicht zehn bekommen werden. Gerade in einem Auswärtsspiel muss man versuchen, die erste Möglichkeit zu nutzen - und wenn das nicht geht, dann zumindest die zweite. Dazu ist jeder aufgefordert."

Motivationshilfe durch Keane

Ebenso ist jeder aufgefordert, zu wissen, was im Aviva Stadium auf ihn zukommt.

Koller dürfte dankbar für die Motivationshilfe durch Roy Keane sein. Sollte einer seiner Schützlinge vorher noch nicht gewusst haben, mit welcher Intensität die Iren zu Werke gehen, sollte es nach der Kriegs-Rhetorik des irischen Co-Trainers und Ex-Internationalen klar sein.

"Im Fußball sollte man nicht über Krieg sprechen", mahnt der Schweizer zwar, meint jedoch auch: "Ich verstehe es, ich weiß, was er den eigenen Spielern mitgeben möchte. Diese Aussagen waren für die einheimische Mannschaft gedacht, dass sie alles reinschmeißen und uns mit einer harten aber hoffentlich fairen Spielweise einschüchtern sollen. Deswegen wird es für uns wichtig, dass wir gerüstet sind und wissen, was auf uns zukommen könnte."


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