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Zukunft? Die EURO-Helden haben ein Plus bei Foda

Teamchef fordert Sieg gegen Top-Nation. Was Foda richtig "angekotzt" hat:

Für die Zukunft heißen die weitestgehend positiven Auftritte des ÖFB-Teams bei dieser EURO, dass die Erwartungshaltung nicht gerade geringer wird.

Das ist nicht zwingend etwas Schlechtes, schließlich wünscht sich Teamchef Franco Foda höchstpersönlich, dass dieser Teamgeist, diese Energie und die Kraft weiter zu spüren sind.

"Die Mannschaft hat gelebt. So muss es weitergehen! Es war ein tolles Ereignis, aber wir haben in der WM-Quali noch einiges aufzuholen. Mit genau diesem Geist müssen wir auch die Spiele im September bestreiten", fordert der 55-Jährige.

Auch mit diesem Personal? 

Normalerweise bedeutet das Ende von einem Turnier-Zyklus den Start in eine neue zweijährige Periode, was Nationaltrainer gerne zu Adaptionen ihrer Aufgebote verwenden. Der September-Lehrgang ist in normalen Zeiten immer wieder einer, bei dem jüngere Kräfte befördert werden.

Die aktuellen Zeiten sind bekanntlich nicht normal, schließlich befindet sich Österreich bereits seit März in der WM-Qualifikation und hat dort im Herbst einiges gutzumachen.

Dies spricht dafür, am funktionierenden Aufgebot wenig zu ändern.

Ein Plus für die EM-Teilnehmer

(Text wird unter dem Video fortgesetzt)

"Man muss klarerweise immer die Augen offen halten. Es gibt den einen oder anderen Spieler, der für die Zukunft sehr interessant sein wird. Wir werden in den Wochen vor dem Lehrgang wieder Spieler anschauen und beobachten", lässt Foda die Türe für etwaige Nachrücker offen.

Klar sei jedoch auch: "Die Mannschaft, die jetzt zusammen war, hat natürlich schon auch irgendwo ein Plus, weil sie einfach toll gespielt und die Kaderzusammenstellung perfekt gepasst hat."

Damit spielt der Deutsche mutmaßlich auch auf den Umstand an, dass das Zusammengehörigkeitsgefühl in einem Aufgebot mitunter ganz wesentlich von der Laune jener abhängt, die weniger zum Einsatz kommen.

Öffentlich monierte bei dieser EURO nur Florian Grillitsch seine Rolle als Reservist. Aber wenn ein Spieler dann derart performt, wie es der Hoffenheim-Legionär bei seiner ersten Chance getan hat, wird sich der interne Unmut darüber in Grenzen halten.

Wechsel zu Roter Stern kein Nachteil für Dragovic

Das eine oder andere Kadermitglied hat den 30. Geburtstag schon länger hinter sich, als Beispiel seien Andreas Ulmer (35) und Christopher Trimmel (34) genannt. Je nach Leistung im Verein könnte ihnen zu Gute kommen, dass schon bald der harte Kampf ums WM-Ticket weitergeht und etablierte Kräfte gefragt sind.

Und auch beim einen oder anderen Dauerbrenner denkt Foda nicht daran, die ÖFB-Karriere von sich aus zu beenden. Marko Arnautovic (32) und Aleksandar Dragovic (30) etwa sind zwar längst im Karriere-Stadium des Routiniers angekommen, die EURO hat jedoch ihren Wert für das Nationalteam gezeigt.

Bei Dragovic lässt der ÖFB-Chefcoach erst gar keine Zweifel ob des Wechsels zu Roter Stern Belgrad in eine schwächere Liga aufkommen.

"'Drago hat mich damals im Vorfeld des Wechsels kontaktiert. Für mich persönlich hat er keine Auswirkungen, im Gegenteil. Er spielt international. Wenn er seine Leistungen bringt, wird er weiter ein Thema beim Nationalteam sein. Denn hier hat er immer seine Leistung gebracht, die ich von ihm erwartet habe, obwohl er in Leverkusen nicht regelmäßig gespielt hat", betont Foda.

Foda hofft auf Arnautovic-Transfer

"Letztendlich ist es seine Entscheidung, aber klar wäre es wünschenswert. Ich hoffe auch aufgrund der kurzen Wege, dass es eine Möglichkeit gibt und er wieder in Europa spielt."

Franco Foda

Bei Arnautovic wiederum rückt der Transfer zum FC Bologna näher, was der Deutsche sehr begrüßen würde: "Letztendlich ist es seine Entscheidung, aber klar wäre es wünschenswert. Ich hoffe auch aufgrund der kurzen Wege, dass es eine Möglichkeit gibt und er wieder in Europa spielt."

Arnautovic sei nach wie vor ein ganz wichtiger Spieler für das Nationalteam: "Einmal wegen seiner Präsenz außerhalb des Platzes. Er ist halt auch ein Stimmungsmacher und hat die gewisse Lockerheit. Vor allen Dingen dann aber auch durch seine Präsenz auf dem Platz."

Sowohl Dragovic (94 Länderspiele) als auch Arnautovic (91) sollten also die Hunderter-Schallmauer ins Visier nehmen können.

Bachmann bleibt die Nummer eins

Noch eher am Beginn seiner ÖFB-Karriere steht Daniel Bachmann. Der Torhüter hat bei der EURO die Erwartungen voll erfüllt und wird auch im Herbst im ÖFB-Tor stehen, wenn es nach Foda geht:

"Wenn er fit ist, wird er natürlich auch im September spielen. Denn er hat bestätigt, was wir uns von ihm erwartet haben. Er hat bei Watford eine gute Saison gespielt, ist in die Premier League aufgestiegen. Jetzt muss er in der Premier League diese Leistungen bestätigen und auch spielen. Aber er hat sich keinen Fehler erlaubt, wirkte sehr souverän. Sollte nichts Außergewöhnliches passieren, ist davon auszugehen, dass er im September spielen wird."

Wer entwickelt sich durch Transfer zu Top-Klub weiter?

Für die Weiterentwicklung einzelner Spieler kann auch der Transfer-Sommer entscheidend werden. Gerüchte gibt es um diverse Kadermitglieder. So könnten etwa Marcel Sabitzer, Christoph Baumgartner, Florian Grillitsch oder Sasa Kalajdzic den nächsten Schritt wagen.

"Vielleicht gibt es für den einen oder anderen Spieler die Möglichkeit, in eine ganz große Liga wie Premier League oder Serie A zu wechseln und den nächsten Schritt zu gehen. Warum auch nicht? Ich wünsche und gönne es jedem Spieler", sagt Foda.

Bei der EM baute er auf 21 Legionäre aus der deutschen Bundesliga. David Alaba hat sich bekanntlich bereits für einen Tapetenwechsel entschieden: "David hat den Schritt nach Madrid gewagt. Real ist einer der Top-Vereine in Europa oder auf der ganzen Welt."

Entwickeln sich weitere Kadermitglieder entsprechend weiter, könnte auch der Druck auf die etablierten Kräfte wieder größer werden. Den spätestens bei diesem Turnier hat sich gezeigt, dass der Kampf um einen Stammplatz kein allzu großer ist. Stehen alle zur Verfügung, ist es nicht so schwer zu erraten, wer zum Zug kommt.

Was Foda "angekotzt" hat

Möglicherweise war es für Foda manchmal schwieriger zu entscheiden, welche drei der 26 EM-Teilnehmer nicht im 23-köpfigen Spieltags-Kader aufscheinen können. Eine Regelung, die der Teamchef von Seiten der UEFA überdacht wissen möchte:

"Es war super, dass wir 26 Spieler nominieren konnten. Aber - und das betrifft alle EM-Trainer - dass wir drei davon auf die Tribüne setzen mussten, war für mich eine schwierige Entscheidung, bei der es mich jedes Mal auf gut Deutsch angekotzt hat, sie den Spielern mitzuteilen. Denn alle sind wichtig, jeder lebt seine Rolle in der Mannschaft. Es gab eigentlich nie Leistungsgründe bei dieser Entscheidung."

"Julian hat als Kapitän bei uns eine ganz wichtige Rolle eingenommen, deswegen habe ich ihn auch nominiert, obwohl er lange verletzt war."

Gegen die Niederlande und die Ukraine musste etwa Julian Baumgartlinger auf der Tribüne Platz nehmen, allerdings aufgrund seiner Adduktorenblessur. Letztlich reichte es für den Kapitän nur zu einer Einsatzminute beim Auftakt gegen Nordmazedonien.

Dennoch war der 33-Jährige für Foda ein entscheidendes Puzzleteil: "Julian hat als Kapitän bei uns eine ganz wichtige Rolle eingenommen, deswegen habe ich ihn auch nominiert, obwohl er lange verletzt war. Ich habe ihm auch immer wieder mitgeteilt, dass er stolz darauf sein muss, dass er innerhalb von vier Monaten nach so einer langen Verletzung zurückgekommen ist. Leider hat er nach den Kurzeinsätzen in England und im ersten EM-Spiel einen Rückschlag erlitten. Trotzdem war er extrem wichtig."

Jetzt auch einmal eine Top-Nation besiegen

Das Nationalteam wusste spätestens gegen die Ukraine und Italien auch ohne den Kapitän zu begeistern. Der größte Fehler wäre jedoch, sich darauf auszuruhen.

"Die Anerkennung für den österreichischen Fußball ist auch im Ausland riesengroß", verdeutlicht Foda, der bei etwaigen Rückschlägen im Prozess der Weiterentwicklung um Geduld bittet. Aber unterm Strich müsse diese Weiterentwicklung jedoch auch bemerkbar sein:

"Ich hoffe einfach, dass wir jetzt einen guten Schritt in die richtige Richtung gemacht haben. Jetzt gilt es dann aber, auch mal gegen Top-Nationen ein Spiel zu gewinnen. Das muss jetzt irgendwann der nächste Schritt sein - aber step by step. Man sieht, wir können mithalten und hätten Italien auch besiegen können. Wenn die Mannschaft weiter mit dieser Gier, dieser gewissen Lockerheit und Begeisterung spielt, habe ich keine Bedenken für die Zukunft."


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