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Martin Hinteregger und die fehlende Lockerheit

Verteidiger über mäßige ÖFB-Leistungen, Lehren aus 2016 und Trainer-Rochade.

Martin Hinteregger und die fehlende Lockerheit Foto: © GEPA

Lockerheit. Es war das Schlagwort eines sichtlich entspannten Martin Hintereggers bei einem ÖFB-Medientermin am Sonntag.

Die Lockerheit, die der Frankfurt-Legionär zur Schau gestellt hat, fehlte dem ÖFB-Team bei den letzten Auftritten. Diese gelte es nun zurückzugewinnen, um den Grundstein für eine erfolgreiche Europameisterschaft zu legen, weiß der 28-jährige Innenverteidiger.

"Jetzt geht es gegen England und gegen die Slowakei darum, dass wir die Lockerheit und die Leichtigkeit bekommen, um dann vor allem Nordmazedonien zu schlagen", blickt Hinteregger auf die kommenden Aufgaben des ÖFB-Teams voraus.

Die vergangenen Auftritte der Nationalmannschaft sollen als mahnendes Beispiel dienen. "Ich hoffe, dass das ein bisschen eine Warnung war. Das war nicht nur der letzte Lehrgang, sondern die zwei, drei Lehrgänge davor, wo wir zwar gewonnen haben, aber nicht überragend gespielt haben. Deswegen hoffe ich, dass das jedem die Sinne geschärft hat", sagt Hinteregger.

Testspiele als Stresstest

Das Testspiel im englischen Middlesbrough am 2. Juni wird das erste ÖFB-Länderspiel seit der 0:4-Klatsche gegen Dänemark in der WM-Qualifikation Ende März. Damals fehlte Hinteregger neben anderen ÖFB-Stammkräften verletzungsbedingt, der Frankfurt-Legionär will wieder voll angreifen, das beginne schon bei den Testspielen, so der Kärntner.

2016 hätte das Team nach durchwachsenen Leistungen in den Vorbereitungsspielen gedacht, dass man den Schalter rechtzeitig vor der Endrunde umlegen könne. "Das war nicht der Fall", bilanziert Hinteregger, der eine Umkehr sehen will: "Deswegen müssen wir das jetzt andersrum machen und da schon die ersten Akzente setzen. Es ist zwar nur ein Testspiel, aber es ist extrem wichtig, da wir in den letzten Spielen spielerisch nicht überzeugt haben."

Dabei soll auch die abhandengekommene Lockerheit im ÖFB-Team zurückkehren. "Es geht in den zwei Spielen darum, die Lockerheit hineinzubekommen. Wir hatten die Leichtigkeit nicht, obwohl wir die Einzelspieler haben. Das gilt es jetzt in den Testspielen hineinzubekommen. Es sind wichtige Spiele für uns, um das erste Spiel bei der EM erfolgreich zu bestreiten."

Und genau dieses erste EM-Spiel am 13. Juni gegen Nordmazedonien könnte für die Mannschaft von Teamchef Franco Foda entscheidend werden. Ein Sieg wäre mindestens die halbe Miete für einen Einzug ins Achtelfinale. Alles andere würde das ÖFB-Team gegen die Niederlande und Ukraine stark unter Druck setzen.

Über die Euphorie vor der Endrunde 2016 sagt Hinteregger: "Wir waren damals schon gefühlt im Achtelfinale, bevor wir das erste Spiel gespielt haben." Vor fünf Jahren sei es in der Öffentlichkeit nur darum gegegangen, wie weit das ÖFB-Team bei der Europameisterschaft kommen würde, so Hinteregger.

EM 2016 auf leichte Schulter genommen

Der Kärntner absolvierte bei der EURO 2016 alle drei Gruppenspiele des ÖFB-Teams über 90 Minuten, so ist er einer der Veteranen im Aufgebot von Franco Foda. Jüngere Spieler, die erstmals an einer Endrunde teilnehmen, können aber ebenfalls von den Lehren der verpatzten Endrunde in Frankreich profitieren.

"Die haben das die letzten Monate und Jahre mitbekommen. Wir haben schon öfter darüber gesprochen, was dort passiert ist, wie das abgelaufen ist". 2016 habe man die Endrunde auf die leichte Schulter genommen, so Hinteregger. "Wir haben in den letzten ein, zwei Jahren viel darüber geredet. Jeder weiß, worauf es ankommt, dass wir uns wirklich auf die Testspiele fokussieren müssen", warnt Hinteregger erneut.

Persönlicher Knackpunkt vor dem Turnier 2016 war für Hinteregger die fehlende Spielpraxis bei Borussia Mönchengladbach. Dieses Problem besteht für den Stammspieler von Eintracht Frankfurt heuer definitiv nicht.

Hinteregger käme in sehr guter Form zum Team, wie er angibt, selbiges treffe auf einige seiner Teamkollegen zu. "Die Meisten sind mit wirklich guter Form hergekommen, das ist auch wichtig. Ich hoffe, dass wir die spielerische Leichtigkeit wieder bekommen. Dass wir Spieler, das was wir können, gemeinsam auf den Platz bringen."

Dies spiegle sich auf auf dem Trainingsplatz wider. "Die Trainings sind stark, da ist ein extremes Tempo dahinter. Das stimmt mich schon mal positiv". Der Kärntner hofft, dass Kapitän Julian Baumgartlinger und Marko Arnautovic "richtig fit" werden. "Dann denke ich, dass es gut ausschaut", so der Deutschland-Legionär.

Vorfreude auf Oliver Glasner

Wenn Hinteregger nach der Europameisterschaft wieder zu Eintracht Frankfurt zurückkehrt, wird ein anderer Trainer an der Seitenlinie stehen. Adi Hütter setzt seinen Weg bei Borussia Mönchengladbach fort, stattdessen wird Ex-Wolfsburg-Coach Oliver Glasner das Zepter in der Main-Metropole übernehmen. Den 46-Jährigen kennt Hinteregger noch aus der gemeinsamen Zeit bei Red Bull Salzburg, wo Glasner als Co-Trainer engagiert war.

"Er war damals unter Roger Schmidt der perfekte Co-Trainer, hat das hervorragend gemacht. Dass er sich so als Cheftrainer weiterentwickelt hat, ist außergewöhnlich", streut Hinteregger seinem neuen Trainer schon im Vorhinein Rosen. Glasner wollte Hinteregger vor zwei Jahren nach Wolfsburg lotsen, nun arbeiten die beiden in Frankfurt doch noch zusammen.

Seinem ehemaligen Trainer Hütter ist Hinteregger jedenfalls zu Dank verpflichtet, er habe den Innenverteidiger zu dem Spieler gemacht, der er heute sei. "Vor zweieinhalb Jahren war ich noch ein ganz anderer Spieler als ich heute bin. Da hat der Adi Hütter einen sehr großen Anteil", so Hinteregger, der den Abgang von Hütter sehr schade findet, seine Beweggründe aber nachvollziehen kann.

"Aber ich kann es zu 100 Prozent nachvollziehen, weil, wenn man die Chance hat, mit Max Eberl zusammenzuarbeiten, ist es sehr schwer, nein zu sagen. Daduch, dass ich Max auch kennengelernt habe und weiß, was das für eine fantastische Persönlichkeit ist. Jetzt kommt schon der nächste alte Bekannte, der mich hoffentlich wieder eine Stufe höher pushen wird."

Vielleicht erweist Martin Hinteregger Fußball-Österreich einen Gefallen und findet die nächste Stufe seines ohnehin schon auf hohem Niveau stattfindenden Spiels schon vor der neuen Saison mit Oliver Glasner und Eintracht Frankfurt. Das ÖFB-Team könnte davon nur profitieren und die Schmach von 2016 vergessen machen.

EURO 2020 - Spielplan der Gruppe C mit ÖFB-Team>>>


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