news

Peter Schöttel: "Fahren mit Foda zur WM"

ÖFB-Sportdirektor hält am Teamchef fest und sucht Schuld bei den Spielern.

Peter Schöttel: Foto: © GEPA

Die Stimmung rund um das österreichische Nationalteam war schon einmal besser. Zwar erreichte die Elf von Teamchef Franco Foda im Sommer erstmals in der Geschichte das Achtelfinale bei einer Europameisterschaft, die darauffolgenden Auftritte in der WM-Qualifikation haben die Euphorie um das Nationalteam aber von einem Moment auf den anderen zertrümmert.

Foda, der schon vor dem Turnier außerhalb des ÖFB nicht unumstritten war, geriet nach den teils inferioren Auftritten gegen Israel und Schottland noch mehr ins Kreuzfeuer der Kritik. Der designierte ÖFB-Präsident Gerhard Milletich sagte kurz nach seiner Kür im ORF, dass bereits nach Alternativen zu Foda gesucht werden soll.

Für ÖFB-Sportdirektor Peter Schöttel käme eine solche Suche jedoch nicht überraschend, ist er doch für alle Szenarien gerüstet, so unwahrscheinlich sie auch erscheinen mögen.

"Von meiner Herangehensweise ist es so, dass ich mir in meiner Funktion immer Gedanken machen muss, über jegliche Personalsituation in meiner Abteilung. Ich muss ja auch damit rechnen, dass der Teamchef ein Angebot bekommt, das er nicht abschlagen kann. Auch dann muss man als Verband, und ich speziell als Sportdirektor, vorbereitet sein. Von der Art und Weise hat sich für meine Arbeit in den letzten Wochen nicht viel verändert", erklärt Schöttel bei einer Pressekonferenz des ÖFB.

Zwar wären vor allem die Ergebnisse und Leistungen speziell im letzten Lehrgang unbefriedigend, der Wiener glaubt aber an eine Trendwende mit Foda.

"Ich persönlich bin guter Dinge, dass es mit Franco Foda weiter geht, dass wir mit Franco Foda zur Weltmeisterschaft fahren. Das ist das große Ziel, das wir alle haben", sagt Schöttel.

Diskussion um Foda für Schöttel unverständlich

Mit sieben Punkten nach sechs Spielen ist das ÖFB-Team in der WM-Qualifikation aber schon ins Hintertreffen geraten. Auf den makellosen Tabellenführer Dänemark, der derzeit den einzigen fixen Qualifikationsplatz besetzt, fehlen Foda und Co. bereits elf Punkte. Der von Schottland okkupierte Playoff-Platz ist vier Punkte entfernt.

Derzeit besteht für das ÖFB-Team die größte Hoffnung wohl darin, dass vier der fünf besser klassierten Nations-League-Gruppensieger über die WM-Qualifikation Tickets für das Turnier oder die Playoffs sichern. Dann würde auch das ÖFB-Team in die Playoffs rutschen.

Dass nach den Niederlagen gegen Israel und Schottland viel Kritik auf Foda hereinbrach, empfindet Schöttel als unfair, viel mehr lanciert der 54-Jährige Kritik an den eigenen Spielern.

"Wir haben aus meiner Sicht nach dem Spiel gegen Israel eine Systemdiskussion gehabt, die ich nicht ganz verstanden habe. Ich glaube, wir hätten eher eine Diskussion führen sollen, was Effizienz, was Entschlossenheit, was Durchsetzungsvermögen betrifft und das vorne und hinten", so Schöttel, der individuelle Fehler der Teamkicker moniert.

"Ich war selber Abwehrspieler und habe auch den einen oder anderen Fehler gemacht, aber ich hab so viele individuelle Fehler im letzten Lehrgang gesehen, von sehr erfahrenen Spielern." Dazu zähle laut Schöttel auch das Verschwenden von Torchancen.

"Das ist etwas, wo ich mir schwer tue, dass man das dem Teamchef umhängt", äußert der Wiener sein Unverständnis. Auch das Abschneiden bei der Europameisterschaft sei durchaus Verdienst von Franco Foda gewesen.

"Ich tue mir dann auch schwer, wenn im Nachklang der Europameisterschaft versucht wird, den Erfolg ausschließlich den Spielern zu geben und den Teamchef da nicht mit einzubeziehen. Das finde ich einfach unfair", gibt Schöttel an.

Der Teamchef trage zwar in vielen Bereichen die Letztverantwortung, aus Schöttels Sicht sei es aber "extrem, wie der Teamchef im Moment für viele Dinge verantwortlich gemacht wird, für die er wenig kann."

Erklärungsversuche für Israel- und Schottland-Schlappen

Auch im ÖFB hat man sich zu den womöglich folgenschweren Niederlagen in Israel und gegen Schottland Gedanken gemacht. Laut Schöttel analysiere man die Spiele des ÖFB-Teams genau und werte viele Daten aus.

"Es gibt kaum einen Parameter beim Israel-Spiel, der daraufhinweist, außer das Endergebnis, dass Israel gewonnen hat", sagt Schöttel, der in seiner Aussage aber gleich den einzigen Indikator herausstreicht, der letztendlich von Gewicht ist.

"Wir sind in den ersten 15 Minuten, ich weiß nicht wie oft vor dem Tor gestanden. Die Gegner treffen mit den ersten zwei Schüssen. Vorne hat es aus meiner Sicht an der Entschlossenheit gefehlt, nicht daran, dass wir uns keine Torchancen herausgespielt haben, ganz im Gegenteil. Israel hat sehr viel angeboten, wir haben es nur nicht ausgenutzt. Hinten haben wir auch große individuelle Fehler gemacht, die uns so im Normalfall nicht passieren, die auch sehr erfahrenen Spielern passiert sind", nimmt Schöttel erneut die Kicker in die Pflicht.

Aktuell herrsche im Team der Glaube vor, dass man etliche Chancen bekommen würde und man die Tore lieber schön erzielen möchte, mutmaßt der ÖFB-Sportdirektor. Die 0:1-Niederlage gegen Schottland würde mit der 2:5-Pleite gegen Israel Hand in Hand gehen, ist Schöttel überzeugt.

"Das zweite Spiel gegen Schottland war dann unter dem Schock des Israel-Spiels zu sehen. Da haben wir uns auch schwer getan, haben uns auch das Tor de facto selber gemacht und wenig Lösungen gefunden. Ich glaube auch, dass das Schottland-Spiel anders gewesen wäre, wenn uns das in Israel nicht das zweite Mal passiert wäre".

Noch keine Teamchef-Suche

Dass angesichts der Faktenlage in der WM-Qualifikation nach einem neuen Teamchef gefordert wird, dürfte niemanden überraschen. Auch Foda und Schöttel nicht, die lange genug im Fußball-Geschäft unterwegs sind. Auf die Fahndung nach einem Ersatz für den Deutschen hat sich Schöttel jedenfalls noch nicht begeben, man hätte noch Vertrauen zu Foda.

"Ich gehe sicher davon aus, dass meine Bewertung einen großen Einfluss haben wird, wenn irgendwann ein neuer Teamchef gesucht wird. Aus meiner Sicht ist es noch nicht soweit", so Schöttel, der hier wohl das Offensichtliche betont. Es wäre ein Armutszeugnis für Verband und Sportdirektor, sollte dieser in der Teamchefsuche keinen großen Einfluss haben.

Am Anforderungsprofil für den Teamchef feile er jedenfalls kontinuierlich. "Ich habe natürlich am Profil des Teamchefs weiter gearbeitet und auch die eine oder andere Meinung in der Zwischenzeit eingeholt. Aber ich bin erstens guter Dinge, dass wir das Ruder wieder rumreißen können und zweitens, sehr auf diesen Lehrgang fokussiert".

Das Länderspiel-Doppel soll so etwas wie eine Trendwende einläuten, hofft Schöttel. Auch mit Gruppenplatz zwei habe man noch nicht abgeschlossen.

"Wir haben immer noch die Chance, auch Zweiter in der Gruppe zu werden. Das ist nach wie vor das Ziel, das wir anstreben. Wir haben Teilbereiche, in denen wir uns verbessern müssen. Das Wichtigste wird sein, diese mannschaftliche Geschlossenheit auf das Feld zu bringen. Dass die Spieler Qualität haben, wissen wir."

"Es geht jetzt einmal darum, diesen Lehrgang positiv zu bewältigen, gegen Färöer zu gewinnen und in Kopenhagen eine Top-Leistung zu bringen und auch zu punkten", definiert Schöttel die Zielsetzung für das Länderspiel-Doppel im Oktober.

Es könnte das letzte für Franco Foda sein. Vor den Länderspielen im November wird Gerhard Milletich Kraft seiner Kollegen der anderen Landesverbände zum ÖFB-Präsidenten gekürt. Da könnten bereits Nägel mit Köpfen gemacht werden.

Kommentare