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"Ich bin kein Freund von radikalen Schritten"

Der ÖFB-Kapitän spricht sich gegen radikale Schritte aus. Ob das auch für die Dreierkette gilt?

Da gegen Moldawien gesperrt, nimmt Julian Baumgartlinger innerhalb des ÖFB-Teams derzeit seine Aufgaben als "Non-Playing-Captain" wahr.

"Wir hatten jetzt schon einige Besprechungen. Der Teamchef hat 2017 zwar nicht als Neustart ausgerufen, aber als Beginn eines Jahres, das sehr positiv für uns werden und neu geschrieben werden kann. Wir haben die Chance, 2017 wieder zu unserem Jahr zu machen", gibt der 29-Jährige das Motto vor.

Baumgartlinger fällt nicht unter die Kategorie bequemer Kapitän.


Wenn ihm etwas missfällt, spricht er es deutlich an und schlüpft in die Rolle des Mahners.

Radikal oder behutsam?

Mittlerweile im ÖFB-Umfeld beinahe schon zum geflügelten Wort wurde seine Kritik in einem lesenswerten "Standard"-Interview: "Im Moment des Erfolgs wurde verpasst, den nächsten Schritt zu setzen."

Der Erfolg ist dem Nationalteam 2016 bekanntlich abhanden gekommen. Somit stellt sich die Frage, wie intensiv die nächsten Schritte in Zeiten des Misserfolgs sein müssen, damit 2017 wirklich das Jahr des ÖFB-Teams wird - radikal oder doch eher behutsam?

"Ich bin kein Freund von radikalen Schritten, dafür müsste man zu viel Positives zur Seite legen, denn vieles war trotzdem noch gut", stellt Baumgartlinger klar und verdeutlicht, dass im Herbst zwar die Ergebnisse nicht gestimmt hätten, es aber dennoch positive Elemente im ÖFB-Spiel gegeben hätte.

"Wir haben auch im Herbst und nach der EURO viel geredet und analysiert, gerade auch als Mannschaft. Was ich gesagt habe, ist auf uns alle bezogen gewesen. Wir haben uns im Erfolg eventuell von einer Welle tragen lassen, auch wir als Spieler, nicht genau hingeschaut, nicht genau reflektiert und uns nicht gefragt: 'Was genau brauche ich, wenn es im Sommer wieder um alles geht?' Das ist jetzt der Fall. Wir haben auch im Herbst versucht, Kleinigkeiten zu justieren, die sich im Ergebnis leider noch nicht manifestiert haben", betont der Leverkusen-Legionär.

Eine Dreierkette wäre nicht radikal

"Flexibilität in der Aufstellung ist nichts Radikales, sondern etwas Übliches."

Julian Baumgartlinger

Jetzt sei im neuen Länderspiel-Jahr der Zeitpunkt, wieder "diese Konsequenz zu zeigen, keine Chancen zuzulassen, dem Gegner nicht die Möglichkeit zu bieten, in Führung zu gehen. Wir sind in fast jedem Spiel in Rückstand geraten. Das sind Punkte, die für das Moldawien-Spiel ganz wichtig sein werden."

Setzt Teamchef Marcel Koller seine Überlegungen tatsächlich in die Tat um und schickt seine Elf mit einer Dreierkette ins Spiel, wäre dies wohl das deutlichste Signal einer Erneuerung im neuen Länderspiel-Jahr.

Als radikalen Schritt würde Baumgartlinger eine System-Umstellung jedoch nicht einordnen: "Flexibilität in der Aufstellung ist nichts Radikales, sondern etwas Übliches. Im Vereins-Fußball ist es einfacher, aber mittlerweile üblich, deswegen wäre es nichts Radikales."

Kommunikative und integrative Aufgaben

Am Freitag gemeinsam mit dem ebenfalls gesperrten Alessandro Schöpf auf der Tribüne zu sitzen, wird für den defensiven Mittelfeldspieler kein leichter Gang: "Es ist schon schwierig, da ich sehr gerne arbeite und am Platz mithelfe, deswegen tut es mir einerseits Leid. Andererseits habe ich viel Vertrauen in die Mannschaft, wenn ich sehe, dass viele Spieler in Form sind. Ich mache mir keine Sorgen und bin überzeugt, dass es trotzdem super funktionieren wird."

Baumgartlinger selbst bleibt vorerst ohnehin nichts anderes übrig, als sich auf die klassichen Aufgaben eines Non-Playing-Captains zu konzentrieren:

"Gerade jetzt, wenn ich selbst nicht eingreifen kann, ist Kommunikation sehr wichtig, im Vorfeld gerade auch mit jenen Spielern zu sprechen, die noch nicht so viel Länderspiel-Erfahrung haben. Da versuche ich integrativ zu sein. Auch der Trainer hat in Besprechungen versucht, unsere Prinzipien und unsere Philosophie näherzubringen. Das ist auch meine Aufgabe als Führungsspieler. Im Training versuche ich mit viel Energie die Trainings-Qualität und die Spannung zum Spiel hin hochzuhalten, damit wir gut vorbereitet sind."






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