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ÖFB-Erkenntnisse: Das war gut, das war schlecht

Foda-Debüt ist geglückt. Diese Punkte fielen auf, diese werden nun relevant:

ÖFB-Erkenntnisse: Das war gut, das war schlecht Foto: © GEPA

Der Auftakt in die Teamchef-Ära von Franco Foda und seine Erkenntnisse.

Zumindest das Spielglück scheint beim 2:1 gegen Uruguay zum ÖFB-Team zurückgekehrt zu sein. "Das war ein Spiel, das wir in der Quali wahrscheinlich verloren oder in dem wir unentschieden gespielt hätten", vermutet Torhüter Heinz Lindner, "das Quäntchen Glück kommt aber nicht von ungefähr, das haben wir uns erarbeitet."

Glück ist im Fußball bekanntlich ein schwer zu definierender Parameter. Schon eher beurteilen lässt sich, dass Foda in seiner ersten Übungswoche seine Schützlinge erreicht hat, wenngleich auf dem Feld bei weitem nicht alles so umgesetzt wurde, wie es sich der Deutsche gewünscht hätte.

Laut Kapitän Julian Baumgartlinger sei jedoch von Tag eins an zu spüren gewesen, dass es jetzt wieder in die richtige Richtung geht: "Es ist ein Neustart, der Reset muss positiv sein. Wir müssen die Energie, die ein Neustart natürlich bedingt, als Mannschaft unbedingt aufrecht erhalten. Das ist unsere Aufgabe. Der Trainer und sein Staff helfen uns dabei."

LAOLA1 nennt einige Punkte, die beim Uruguay-Spiel ins Auge gestochen sind beziehungsweise ab dem kommenden Lehrgang im März Relevanz haben.

VIDEO: Die Highlights der Partie!


EFFIZIENZ: Es ist freilich ein klassischer Fall von Hättiwari, aber bei einer ähnlichen Chancenauswertung in der WM-Qualifikation würde sich Österreich möglicherweise gerade auf das Turnier in Russland vorbereiten. Das Uruguay-Spiel war diesbezüglich definitiv ein Schritt in die richtige Richtung. Franco Foda widmet dieser Thematik auch eine gesteigerte Priorität. "Wir müssen schneller zum Abschluss kommen. Das hat uns der Trainer auch gesagt", betont Marko Arnautovic, "wir sind eine Mannschaft, die gerne noch einmal den Ball spielt und noch einmal den Ball spielt, um das schöne Tor zu machen. Aber manchmal ist es besser so, wie es Louis Schaub macht: Flanken wollen und ins Tor schießen - das ist auch mal nicht schlecht! Wir sollten früher zum Abschluss kommen und mehr schießen. Dann wird die Effizienz auch zurückkommen." Gegen die Südamerikaner war die Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor wieder da. Diese gilt es zu konservieren, denn schließlich scheint nun auch endgültig die Zeit gekommen, in der es gilt, die verlässliche Torausbeute von Goalgetter Marc Janko zu kompensieren.

SELBSTKRITIK: Auch ein schmeichelhafter Sieg ist ein Sieg - und dringend benötigtes Selbstvertrauen kann man eher aus solch einem Sieg generieren als aus einer Niederlage nach guter Leistung, dies hat die verkorkste WM-Qualifikation bewiesen. Insofern ist es legitim, dass sich die ÖFB-Spieler diesen Sieg auch nicht schlechtreden lassen wollen. Dass es leistungstechnisch noch genügend Luft nach oben gibt, wissen sie. Es ist jedoch auch wichtig, dies deutlich zu artikulieren. Aleksandar Dragovic tat dies nach dem Spiel auch und begründete zudem, warum Selbstkritik ein wichtiger Begleiter ist: "Wir sind Österreich, wir müssen uns in jedem Detail verbessern, wenn wir uns in Zukunft qualifizieren wollen. Also müssen wir auch demütig sein, wenn wir nicht über 90 Minuten überragend spielen. Wir haben den Ball auch in der ersten Hälfte phasenweise gut laufen lassen, aber stolz können wir nur auf die zweite Hälfte sein." Was gegen Uruguay nicht gepasst hat, werden die ÖFB-Kicker von Franco Foda beim nächsten Lehrgang aber ohnehin detailliert zu hören bekommen. Denn der Deutsche ist kein Trainer, der dazu neigt, bei Erfolgen blind für die Fehler der eigenen Mannschaft zu sein oder gar darüber hinwegzusehen. Das ist auch gut so.

FEHLERANFÄLLIGKEIT: Relativ ungewohnt war gegen Uruguay, wie viele unnötige Ballverluste sich das ÖFB-Team erlaubte. Dies war auch Foda ein Dorn im Auge: "Wir dürfen nicht so viele einfache Fehler machen. Wir hatten zwar viel Ballkontrolle, haben den Gegner aber oft durch eigene Abspielfehler zum Kontern eingeladen. Uruguay ist sehr tief gestanden und hat von unseren Ballverlusten profitiert. Sie hatten eigentlich nur das Umschaltspiel, diese Räume haben sie aber gut genutzt - da hatten wir keine gute Restverteidigung. Das müssen wir einfach besser machen." Egal ob nicht eingespieltes Personal, ungewohnte Formation oder ein Spielfeld, das laut Arnautovic einem Eislaufplatz glich - was auch immer der Grund für die ungewohnten Fehler war, es gilt in den kommenden Länderspielen zu beobachten, ob diese spielerischen Schwächen nur ein Ausrutscher waren. Ein Trend dürfen diese Unkonzentriertheiten natürlich nicht werden.

SYSTEMFRAGE: In Zukunft soll Österreich unter Foda variabler auftreten. Gegen Uruguay funktionierte es jedoch erst ein wenig besser, als man nach der Pause auf das gewohnte 4-2-3-1 switchte. Im 4-4-2 fehlte nicht nur eine Anspielstation im Mittelfeld, als zweite Spitze war zudem mit Arnautovic eine der dominantesten Figuren im ÖFB-Spiel ein wenig isoliert. "Es war in der ersten Halbzeit schwer, Guido Burgstaller oder mich anzuspielen. Natürlich habe ich probiert, Bälle zu holen. Uruguay hat natürlich auch zwei starke Innenverteidiger, die auf höchstem Niveu spielen und sich auskennen, was Stürmer machen", betont Arnautovic, der nach dem Wiederanpfiff jedoch auch am linken Flügel keine Gala hinlegte: "Sie haben mich mit zwei Spielern zugestellt." Wichtig ist, dass Foda zur Pause eingriff und das System änderte. "Er hat gesehen, dass wir in der Mitte teilweise keinen Zugriff gekriegt haben, weil wir in Unterzahl waren. In der Halbzeit hat er reagiert. Das sind die nötigen Konsequenzen eines Trainers während eines Spiels", lobt Baumgartlinger.


SCHAUB SORGT FÜR FURORE: Und er hat es wieder getan! Im vierten Länderspiel in Folge steuerte Louis Schaub einen Treffer bei und lässt damit zumindest statistisch einige Allzeitgrößen der Nationalteam-Geschichte alt aussehen. Gerade solche Fingerzeige potenzieller Nachrücker sind es, die den Umbruch nach den Abgängen verdienter A-Teamspieler verträglicher gestalten und vor allem beschleunigen können. "Eine unheimliche Serie", staunt mit Baumgartlinger nicht nur einer der wenigen verbliebenen ÖFB-Routiniers, "aber es geht nicht nur darum, dass er Tore schießt, sondern auch um die Art und Weise, wie er sich mit seiner Ballsicherheit ins Spiel einbringt. Einer wie Louis, der viele Impulse nach vorne setzt, drängt sich auf." Doch der Kapitän ist nicht nur von Schaub angetan, auch an anderen Nachrückern findet er Gefallen: "Es hat sich in letzter Zeit toll entwickelt, dass die Jungs, die reinkommen, sich sofort nahtlos einfügen, das Niveau heben und Ballsicherheit mitbringen. Diese Spielertypen sind in engen Spielen wichtig, in denen es am Ende vielleicht eine Führung zu verteidigen gilt. Wir haben mittlerweile Spieler am Platz, die den Ball dann halten und ihn nicht nur nach vorne schießen und hoffen, dass er nicht schnell wieder zurückkommt."

RÜCKKEHRER BEIM WICHTIGEN LEHRGANG IM MÄRZ: Es sei betont wertfrei festgestellt, aber ein Fakt ist nun mal ein Fakt: Österreich hat die letzten drei Spiele gewonnen, jeweils ohne David Alaba. Sollten Stimmen laut werden, die glauben, dass es ohne den im Nationalteam zuletzt formschwachen Alaba automatisch besser läuft, ist dies ein Irrtum. Es wird an Foda liegen, den Bayern-Star möglichst sinnstiftend einzusetzen. Dass sich in den vergangenen Wochen und Monaten zahlreiche Alternativen aufgedrängt haben, macht die anvisierte Rückkehr zuletzt verletzter Platzhirsche wie Alaba, Sebastian Prödl oder Martin Hinteregger noch interessanter, weil der Konkurrenzkampf noch intensiver werden sollte. Gleichzeitig ist der Prozess, nach dem Umbruch wieder zur verschworenen Einheit der vergangenen Jahre zu werden, noch voll im Gange und längst nicht abgeschlossen. "Einige sehr gute Spieler, die verletzungsbedingt aussetzen mussten, werden wieder dazukommen. Es ist wichtig, dass man den Stamm an Spielern einmal sieht, denn mit dem haben wir schon noch ein bisschen Arbeit vor uns", erklärt Baumgartlinger und verdeutlicht: "Wir haben im Training gerade einmal ein bis zwei taktische Varianten angerissen, und der Trainer hat ja betont, dass er variabel spielen will. Wir wollen auch weiter mutig und so wie unter Marcel Koller dominant Fußball spielen - das auf höchstem Niveau erfolgreich zu machen, ist viel Arbeit." Das Camp in Marbella war wichtig zum Kennenlernen, der kommende Lehrgang in März wird der inhaltlich entscheidende, das hat Foda bereits angekündigt. Seine Hoffnung ist, dass dann auch wirklich alle eingeplanten Kräfte fit sind. Dann macht die Arbeit an mehr Flexibilität und etwa einem System mit Dreierkette auch mehr Sinn. Der 51-Jährige wünscht sich möglichst schwere Testspiel-Gegner. Ob Wien wie unter Koller der präferierte Länderspiel-Ort bleibt, ist Foda relativ egal: "Diese Entscheidung muss der ÖFB treffen, ich nehme es so, wie es kommt."

DER ZEITFAKTOR: Auch unter Koller gab es gute Testspiel-Ergebnisse, oftmals gestalteten sich Kräftemessen in aller Freundschaft ergebnistechnisch jedoch schwierig. Unter Foda ist zumindest aus diesem Blickwinkel ein guter Auftakt gelungen. Dies verschafft dem ÖFB nach den turbulenten letzten Monaten über den Winter dringend benötigte Ruhe. Im März gilt es in einem noch zu bestimmenden Länderspiel-Doppel nachzulegen. Denn was das ÖFB-Team im aktuellen Stadium am dringendsten braucht, ist laut Baumgartlinger Zeit: "Es ist wichtig, dass wir im März und im Juni noch zwei lange Lehrgänge vor uns haben, um in Ruhe und ohne große Drucksituation etwas einzuüben, denn Freundschaftsspiele sind eben keine Leben-oder-Sterben-Spiele wie in der WM-Quali. Wir müssen uns in der Formation erst kennenlernen, das hat man auch in der ersten Halbzeit gegen Uruguay gemerkt. Wir haben viele Spieler, die neu sind oder lange nicht dabei waren." Einen Zeitplan, wie lange dieser Prozess unter einem neuen Teamchef dauert, könne man daher auch nicht festlegen. Dass durch zwei Testspiele während eines Lehrgangs weniger Zeit zum Trainieren bleibt, sieht Baumgartlinger jedoch nicht als Problem an: "Testspiele sind das beste Training. Unter diesen Bedingungen das auszuprobieren, was der Trainer verlangt, ist eigentlich das Beste, denn aus den jeweiligen Fehlern oder Erfolgen kann man am meisten lernen. Diesen Vorteil, den wir jetzt gegenüber den WM-Fahrern haben, müssen wir nützen." Arnautovic ist zuversichtlich, dass Fodas Philosophie möglichst schnell in Fleisch und Blut übergehen wird: "Wir haben jetzt eine Woche intensiv gearbeitet. Je länger wir arbeiten, umso besser werden wir."



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