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Moritz Bauer: Der "Gewinner" ortet Luft nach oben

Der "Schweizer" sieht bei sich aber noch sehr viel Luft nach oben.

Moritz Bauer: Der Foto: © GEPA

Die letzten Gedanken, bevor Moritz Bauer endgültig den Karrieresprung zum Nationalspieler geschafft hat, gehörten seinem Opa.

Jenem Mann, der sich immer schon wünschte, dass sein Enkel einmal für Österreich auflaufen wird, diesen historischen Familien-Moment jedoch nicht mehr miterleben konnte.

"Ich habe während der Hymne kurz hochgeschaut in den Himmel. Schade, dass er nicht dabei sein kann, aber das gehört zum Leben. Umso schöner, dass es die miterlebt haben, die dabei waren", erklärt der 25-Jährige.

Highlights: Österreich-Georgien

(Text wird unter dem Video fortgesetzt)


Gänsehaut bei der Hymne

Viele positive Geschichten aus rot-weiß-roter Sicht schrieb das 1:1 gegen Georgien wahrlich nicht. Nicht, dass Bauer eine Freude mit dem Ergebnis hatte - ganz im Gegenteil.

Dass ihm wiederum die Freude darüber ins Gesicht geschrieben stand, sich den Traum, zum Nationalspieler zu avancieren, zu erfüllen, ist nur allzu verständlich.

"Es ist ein überragendes Gefühl, unbeschreiblich, wenn man zum ersten Mal dabei ist, auch verbunden mit Stolz. Wenn die Hymne losgeht, ist es Gänsehaut. Für mich war es ein sehr schöner Abend", schwärmt der gebürtige Schweizer, "aber mit dem Ergebnis bin ich unglücklich. Wir wollten unbedingt einen Sieg, vor heimischem Publikum drei Punkte holen und eine gute Leistung abrufen."

Lob von Koller

Vor rund einem Jahr, nach dem Wechsel von den Grasshoppers Zürich nach Russland zu Rubin Kazan, reifte die Idee, Kontakt zum ÖFB aufzunehmen, die Staatsbürgerschaft zu wechseln und für Österreich spielen zu wollen. Die familiären Wurzeln in der Steiermark ermöglichten diesen Nationenwechsel ohne größere Probleme.

Dass es gegen Georgien gleich von Beginn an mit dem Debüt klappt, hat Bauer nicht erst unmittelbar vor der Spiel erfahren: "Weil es mein erster Einsatz war, hat der Teamchef schon ein bisschen vorher mit mir gesprochen."

"Er hatte die Aufgabe, über rechts Druck zu machen und nach vorne zu kommen. Für ihn war es nicht so einfach, als quasi Ausländer dazu zu kommen. Aus meiner Sicht hat er das aber gut gemacht und bestätigt, was er im Training gezeigt hat."

Marcel Koller

Im Spiel selbst gehörte der Rechtsverteidiger durchaus zu den auffälligeren Figuren im ÖFB-Spiel und somit zu den "Gewinnern" - nicht nur, weil seine Kopfballvorlage den Treffer von Louis Schaub einleitete. Auch sein "Landsmann" Marcel Koller war zufrieden:

"Er hatte die Aufgabe, über rechts Druck zu machen und nach vorne zu kommen. Für ihn war es nicht so einfach, als quasi Ausländer dazu zu kommen. Aus meiner Sicht hat er das aber gut gemacht und bestätigt, was er im Training gezeigt hat."

Bauer sieht bei sich sehr viel Luft nach oben

Lob, das Bauer sicherlich gut tut und das er nach dem Spiel an die Mannschaft weitergibt, die ihn sehr gut integriert hätte. Den wohlwollenden Beurteilungen seiner Performance schließt er sich jedoch nicht vollinhaltlich an:

"Wir können als Mannschaft bestimmt besser spielen, und auch ich persönlich habe noch sehr viel Luft nach oben. Es war nicht alles schlecht, man kann darauf aufbauen. Aber es geht bestimmt noch besser."

Wo er persönlich den größten Steigerungsbedarf sehen würde? "Im Spielverständnis, es gab das eine oder andere Missverständnis im Spielaufbau, auch den einen oder anderen unnötigen Ballverlust. Wir haben so gute Stürmer mit Martin Harnik und Marc Janko, da müssen die Flanken präziser kommen. Es wäre natürlich schön gewesen, wenn ich das zweite Tor auflegen hätte können. Wobei es natürlich egal gewesen wäre, wenn es ein anderer gemacht hätte. Wir wollten unbedingt ein zweites schießen."

Fehlenden Ehrgeiz kann und konnte dem 25-Jährigen im Laufe seiner ersten eineinhalb Wochen als ÖFB-Kicker niemand vorwerfen. Koller lobte seine Trainingsleistungen wohl nicht umsonst. Bauer wurde durchaus das große Bemühen, sich im Kader etablieren zu wollen, nachgesagt.

Beachtlicher Luftstand

Wie zuversichtlich er bezüglich einer weiteren Einberufung sei? "Es liegt nicht an mir, das zu beurteilen. Ich habe versucht, im Training Vollgas zu geben, mich aufzudrängen und anzubieten. In Folge hat es damit zu tun, wie man sich im Verein präsentiert. Zuletzt hatte ich bei Rubin Kazan eine wirklich gute Phase. Aber es geht darum, täglich seine Leistung abzurufen und in Form zu bleiben. Aber natürlch erhoffe ich mir, dass ich noch mal dabei sein werde."

Der Luftstand, mit dem er Harniks Hundertprozenter vor dem Schaub-Tor auflegte, unterstrich dieses Bemühen. "Der Pass auf mich hat perfekt gepasst, und ich kenne das als Verteidiger: Wenn man zurückläuft, kann man nicht so hoch springen. Ich komme aus vollem Lauf, kann nur auf den Ball schauen und springe ihm im Rücken auf. Vom Timing hat es perfekt gepasst und umso schöner, dass es dann für ein Tor gereicht hat", will er seinen körperlichen Einsatz in besagter Szene jedoch nicht überbewerten.

Nicht bewerten will Bauer, warum es für Österreich in der WM-Quali letztlich nicht geklappt hat. Dafür sei er zu kurz dabei. Von der Außensicht wechselte er nun in die Innensicht und kann zumindest folgendes beurteilen:

"Von außen ist es definitiv unruhiger als von innen, der Teamgeist ist wirklich sehr, sehr gut, die Mannschaft ist absolut intakt. Das zeigt sich auch am Umstand, dass gegen Georgien vier neue Spieler in der Startformation standen und dennoch keine Totalblockade herrschte.

Ein Dankeschön an Koller

Mit Kevin Danso und Florian Grillitsch feierten zwei weitere Kadermitglieder ihr Startelf-Debüt im Nationalteam, für beide war es jedoch nicht das erste Länderspiel. Florian Kainz, mit dem er anfangs ein Doppel auf rechts bildete (später Schaub), stand erst zum zweiten Mal in der ÖFB-Startelf.

"Ich kenne die Hymne, kenne die Strophe. Aber ich habe schon erwähnt, dass ich ein schlechter Sänger bin und deswegen nicht mitsinge. Aber ich habe den Text ein bisschen mitgesummt."

Moritz Bauer

Warum diesmal ungewohnterweise die rechte ÖFB-Seite im Vergleich zur linken nicht unbedingt schlechter zur Geltung kam, sei schwierig zu beurteilen. Bauers Versuch: "Ich glaube, Fußball ist immer die gleiche Sprache - egal ob man in der östereichischen Liga, der deutschen Bundesliga oder in Russland spielt. Ich habe mich schon im Training gut mit 'Kainzi' und Louis verstanden, auch außerhalb des Platzes verstehen wir uns gut. Im Spiel zeigt sich dann, dass Automatismen zum Teil schon nach kurzer Zeit reifen. Das ist ein gutes Zeichen für die Mannschaft und auch für den Trainer, der gut arbeitet."

Dass die Zukunft von Koller - einer Vereins-Legende seines Ex-Arbeitgebers Grasshoppers - derzeit offen ist und die Zeichen eher auf Abschied stehen, ist Bauer natürlich nicht entgangen.

"Bei Misserfolg gibt es immer Diskussionen, das ist ganz normal", sagt der Blondschopf, "aber ich habe einen sehr guten Eindruck vom Trainer, er hat in dieser Woche wirklich sehr gute Arbeit geleistet. Ein großes Dankeschön an dieser Stelle an ihn. Es liegt nicht an mir, diese Diskussionen zu beurteilen, da gibt es kompetentere Leute, die vor allem auch länger dabei sind."

Die gesummte Hymne

Beurteilen kann Bauer nur die Spiele in Wales und gegen Georgien. Dass man es beide Male nicht so schlecht gemacht habe, mache die Ausbeute umso bitterer: "Wenn man zwei Mal 0:4 auf die Kappe kriegt, ist man weit weg, aber wir waren beide Male nah dran."

Seine Verwunderung, wie ein Aufgebot mit dieser Qualität im bisherigen Qualifikations-Verlauf mit so wenigen Punkten dastehen kann, kann der Rechtsverteidiger jedoch nicht verbergen: "Wir sind deutlich schlechter platziert, als es die Qualität der Mannschaft hergibt. Aber so ist der Fußball. Ich habe mit anderen Spielern gesprochen: In der EM-Qualifikation ging der Ball zum Teil noch an die Latte und rein, gegen Georgien ist er an die Latte und wieder raus - die Details sind gegen uns gelaufen. Das heißt, wir müssen härter arbeiten und das Glück wieder auf unsere Seite zwingen."

Vielleicht gelingt dies schon im nächsten Spiel gegen Serbien, vielleicht wieder unter Beteiligung Bauers. Vorher bliebe eigentlich, zumindest mit Augenzwinkern, nur noch eine Frage zu klären: Wie hat es denn der passionierte Nicht-Sänger nun bei der Hymne gehalten? Doch gesungen, gesummt oder nur zugehört?

"Gesummt! Ich kenne die Hymne, kenne die Strophe. Aber ich habe schon erwähnt, dass ich ein schlechter Sänger bin und deswegen nicht mitsinge. Aber ich habe den Text ein bisschen mitgesummt. Wenn man ihn vorher schon so oft gehört hat, ist es eine bekannte Melodie", grinst Bauer.

Dem ersten Eindruck nach braucht das ÖFB-Team den Debütanten auch eher als Fußballer denn als Chorstimme...





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