news

Hinteregger: "Darf nie eine Ausrede sein"

Hinteregger will sich mit ÖFB-Team nichts nachsagen lassen. Lockerheit als Ziel.

Hinteregger: Foto: © GEPA

Martin Hinteregger war, ist und wird auch immer ein Mann der klaren Worte sein.

Während sich andere schon mögliche Ausreden für das Österreich-Spiel gegen die Färöer (Samstag, ab 20:45 Uhr im LIVE-Ticker) parat legen - wie das Wetter, die umständliche Anreise oder den Kunstrasen - will der Frankfurt-Legionär davon nichts wissen. Auf die Bedingungen vor Ort kann der 29-Jährige erst nach der Landung eingehen.

Eine klare Meinung vertritt er aber zum Thema Kunstrasen, auf dem die ÖFB-Kicker bereits in Wien trainierten. "Ein Kunstrasen wird und darf nie im Leben eine Ausrede sein, sollte es nicht so gut laufen", stellt Hinteregger vor der Reise nach Torshavn klar. Im Gegenteil, der Abwehrchef ist sogar teilweise froh, nicht auf einem Acker spielen zu müssen, wie es gegen unterklassige Teams im DFB-Pokal schon mal vorkommen kann.

"Ich glaube gar nicht, dass es viele Nachteile sein werden. Wenn er extrem trocken wäre, dann wäre es blöd. Aber wenn er richtig nass ist, ist es ja super zu spielen. Wir haben schon gemerkt, wie schnell der Ball geht, das Spiel wird dadurch extrem schnell, was in dem Fall uns zugute kommt. Deshalb hoffen wir auf nasse Verhältnisse. Ich finde es besser auf einem Kunstrasen zu spielen, wie auf einem Platz, wo tausend Löcher drin sind."

Hinteregger geht mit klaren Zielen in Länderspiel-Doppel

Löchrig erwies sich zuletzt die ÖFB-Hintermannschaft, dazu fehlte die Durchschlagskraft in der Offensive - der September-Lehrgang hat definitiv Spuren hinterlassen. Deshalb steckt sich Hinteregger für das Auswärts-Länderspiel-Doppel gegen die Färöer und Dänemark klare Ziele.

"Es gilt, die letzte Chance zu nützen, um eventuell noch den 2. Platz zu erreichen. Der liegt zwar nicht mehr in unserer Macht, aber wir müssen alles probieren, um den verkorksten letzten Lehrgang wettzumachen."

Doch die Identifikationsfigur der "Hinti-Army" selbst kommt mit einem Erfolgserlebnis, schließlich konnte Eintracht Frankfurt als erstes Team in dieser Saison den großen FC Bayern besiegen - inklusive Kopfball-Tor von "Hinti", der jedoch auch das 0:1 mit einem Fehler im Aufbau verschuldete.

"Mit den Ergebnissen wird die Atmosphäre wieder um einiges besser. Es ist den Umständen entsprechend trotzdem sehr gut hier. Aber jeder, egal ob im Verein oder Nationalteam, weiß: Die Lockerheit und Leichtigkeit hängt immer von den Ergebnissen ab."

Eine ähnlich gute Stimmung wie seit dem vergangenen Wochenende im Glasner-Team wünscht sich Hinteregger auch wieder in der ÖFB-Auswahl. Die ist derzeit wenig überraschend noch angespannt.

Lockerheit gesucht: "Haben nicht das Blaue vom Himmel gespielt"

Der Kärntner weiß jedoch, wie schnell das Pendel in die andere Richtung ausschlagen kann. Alles geht nämlich leichter von der Hand, wenn sich der Erfolg einstellt und das Werk'l läuft.

"Großteils hängt die Stimmung immer von den Ergebnissen ab, die haben in letzter Zeit nicht gepasst. Wir haben jetzt auch nicht gerade das Blaue vom Himmel gespielt, das wissen wir, das gilt es zu ändern. Wir wollen wieder ins Spielerische reinkommen, gute Akzente setzen und allgemein besser Fußball spielen. Mit den Ergebnissen wird die Atmosphäre wieder um einiges besser. Es ist den Umständen entsprechend trotzdem sehr gut hier. Aber jeder, egal ob im Verein oder Nationalteam, weiß: Die Lockerheit und Leichtigkeit hängt immer von den Ergebnissen ab."

Das Duell mit den Färöer kommt in dieser Saison unpassend, denn alles andere als ein Pflichtsieg würde einer Blamage gleichkommen. Vor allem stellt man sich auf einen taktisch stark verbesserten Gegner ein, den Hinteregger mittlerweile sogar besser eingestellt und kompakter einschätzt als Moldau.

Natürlich würde ein hoher Sieg das Selbstvertrauen steigern, in allererster Linie muss jedoch das Minimalziel erreicht werden. "Gegen die Färöer gilt es vor allem zu gewinnen, damit wir uns da nichts nachsagen lassen können. Natürlich wäre es wünschenswert, einen sehr souveränen Sieg einzufahren. Aber das wichtigere Spiel wird das gegen Dänemark sein, die sind aktuell ein, zwei Klassen über uns zu stellen." Färöer sind die Pflicht, Dänemark die Kür. Sich in Kopenhagen teuer zu verkaufen, könnte den Knoten lösen und einen Wendepunkt vor dem Abschluss der WM-Quali im November bedeuten.

"Das zieht sich wie ein roter Faden durch"

Um in diese Richtung zu steuern, muss man wieder jenes Potenzial abrufen, das im Kader definitiv vorhanden ist. Schon nach dem Schottland-Spiel fand Hinteregger keine Erklärung, warum man die vorhandenen PS nicht auf die Straße bringt.

"Gegen Island haben wir dumme Fehler gemacht, das schleicht sich dann durch die Spiele. Es fällt uns wegen der vielen einfachen Fehler schwer, im Ballbesitz Chancen zu kreieren. Das zieht sich wie ein roter Faden durch", versucht der Routinier, sich eine Begründung zurechtzubasteln.

"Es braucht nicht viel, um das komplett umzustoßen. Oft ist es ein genialer Sieg, vielleicht wie gegen die Dänen, wo man das große Dänemark geschlagen hat und auf einmal ist in den Köpfen wieder ganz was anderes drin und die Kugel läuft wieder, wie man es sich vorstellt. Es fehlt nicht viel, aber was es genau ist? Wenn wir das wüssten, würden viele Vereine viel Geld bezahlen, wenn man den Kopf der Spieler analysieren könnte und genau weiß, was der ausschlagegebende Punkt ist."


VIDEO - Hintereggers Tor gegen den FC Bayern:


Die Hoffnung auf den Turnaround sei von Lehrgang zu Lehrgang vorhanden. Kleinigkeiten könnten die Selbstverständlichkeit wieder zurückbringen und alles auf den Kopf stellen.

"Aufgabe von uns Spielern, Ruhe in Trainerdiskussion reinzubringen"

Ob dieser Turnaround noch rechtzeitig für Teamchef Franco Foda gelingt, steht in den Sternen. Viel spricht nicht mehr dafür, dass der Deutsche unter dem designierten ÖFB-Präsidenten Gerhard Milletich das Vertrauen ausgesprochen bekommt.

Die Unruhe im Umfeld beeinflusst die Spieler laut eigenen Aussagen nicht, trotzdem ist Hinteregger klar, dass nur die Mannschaft die Diskussionen stoppen oder aufhalten kann, indem positive Ergebnisse geliefert werden.

"Das ist in den zwei Spielen die Aufgabe von uns Spielern, da wieder Ruhe reinzubringen, was den Trainer angeht. Gegen die Färöer ist es natürlich ein Pflichtsieg, der nicht leicht wird, aber den wir holen müssen. Wenn wir Platz zwei noch erobern wollen, was natürlich das Ziel bleiben muss, dann müssen wir auch gegen die Dänen punkten, auch wenn es extrem schwer wird. Nichtsdestotrotz haben wir noch das Ziel 2. Platz", gibt "Hinti" die Richtung vor.

Nach den beiden Auswärts-Auftritten wird beinhart abgerechnet - mit allen Beteiligten. Spätestens dann ist klar, in welche Richtung es gehen wird. Ausreden wird Hinteregger auch dann nicht gelten lassen.

Kommentare