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Martin Harnik verteidigt seine ÖFB-Kollegen

Hannover-Legionär erläutert zudem, warum es keine ÖFB-Therapiegruppe gibt.

Martin Harnik verteidigt seine ÖFB-Kollegen

Mangelnde Spielpraxis, fehlende Form - rund um das ÖFB-Nationalteam werden vor dem WM-Qualifikations-Gastspiel in Wales derzeit diverse weniger erfreuliche Themen diskutiert.

Über Negativ-Schlagzeilen keine Gedanken muss sich derzeit Martin Harnik machen. Mit Hannover 96 hat er alle bisherigen Pflichtspiele gewonnen und dabei drei Tore beigesteuert - eines in der Liga, zwei im DFB-Pokal.

Dass andere ÖFB-Offensivkräfte derzeit weniger Treffsicherheit beweisen, stimmt den 30-Jährigen jedoch nicht nachdenklich.

"In der deutschen Bundesliga sind erst zwei Spiele gespielt, in der Premier League drei - wir sprechen ja nicht über zehn Spiele. Jetzt schon zu sagen, es gibt eine Torflaute oder eine Ladehemmung, ist einfach zu früh", nimmt er seine Kollegen in Schutz.


Der Traumstart

Vor seinem Wechsel nach Hannover gehörte Harnik selbst zu jenen Teamspielern, die keine leichte Karriere-Phase durchlebten. Mit dem VfB Stuttgart musste er einen Abstieg verkraften, beim Abschied von seinem langjährigen Arbeitgeber fielen nicht ausschließlich friedliche Worte.

Umso mehr genießt der Routinier, dass es bei 96 nach dem Aufstieg auch im Oberhaus läuft: "Das war sicherlich ein Traumstart - vor allem das Spiel gegen Schalke, nicht nur das Ergebnis, sondern die Art und Weise, wie wir gewonnen haben. Das war fast schon beeindruckend. Sicherlich sind wir genau wie Stuttgart kein Aufsteiger, wie man ihn vielleicht kennt, aber trotzdem haben wir die Erwartungen jetzt schon übertroffen und sind dementsprechend stolz."

Wie sich ein Flow anfühlt

17 Tore steuerte Harnik in der Vorsaison zum Bundesliga-Aufstieg bei. In dieser Spielzeit ebnete sein Goldtor am ersten Spieltag den Weg zum 1:0-Sieg in Mainz. Die aktuellen Erfolgserlebnisse setzen zweifelsohne zusätzliche Energie frei.

"Wir bilden jetzt keine Therapiegruppen und sprechen über unsere Gefühle oder persönlichen Situationen, sondern wir sind alle Profis."

Martin Harnik

"Man ist einfach gelassener, weil man ein gewisses Selbstvertrauen hat, nicht zweifelt, nichts in Frage stellt und sich sagt: 'Es läuft gut, und wenn mal etwas nicht gelingt, gelingt eben die nächste Situation'", beschreibt der Stürmer diesen Flow.

Harnik kennt jedoch auch die gegenteilige Situation: "Wenn man einen Negativlauf hat, wie ich ihn in Stuttgart erlebt habe, und dann zum Nationalteam gekommen ist, hinterfragt man sich natürlich, zweifelt nach Fehlpässen oder vergebenen Torchancen. Jetzt ist es gerade andersrum, aber auch darauf lässt es sich nicht ausruhen. Es geht auch jetzt nicht alles von alleine, aber es fällt natürlich einfacher, kleinere Misserfolge wegzustecken."

Keine Therapiegruppe

Teamchef Marcel Koller forderte, dass diejenigen, bei denen es läuft, die Sorgenkinder "mitnehmen" müssten. Für Harnik bedeutet das in erster Linie, sich gegenseitig auf dem Platz zu unterstützen.

"Außerhalb des Platzes machen es sich die meisten mit sich selbst aus", betont der 66-fache Internationale, "wir bilden jetzt keine Therapiegruppen und sprechen über unsere Gefühle oder persönlichen Situationen, sondern wir sind alle Profis. Wir wissen, dass es nicht immer nur in eine Richtung geht, sondern auch mal in die andere."

Wichtig sei, mit Leistung voranzugehen und Einsatz zu zeigen: "So wird dann jeder einzelne mitgerissen, und wenn einer einen Fehler machen sollte oder einen schlechten Tag erwischt, dann ist der nächste für ihn da und macht die Fehler wieder gut. Das zeichnet ein Team aus, und wir haben in den letzten Jahren bewiesen, dass wir das auf jeden Fall sind."


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