Dass Österreich kein verlässlicher Goalgetter zur Verfügung stand, war eine der Ursachen für das Scheitern des Nationalteams in der WM-Qualifikation.
Dieses Manko gilt es für Teamchef Franco Foda zu beheben, will das ÖFB-Team auf die Erfolgsspur zurückkehren. Die Vorzeichen dafür stehen zumindest nicht schlecht, schließlich beweisen Michael Gregoritsch und Guido Burgstaller bei ihren Vereinen ihre Torjäger-Qualitäten.
"Beide spielen in einer der besten Ligen der Welt und erzielen dort auch Tore. Beide haben ihre Qualitäten - zum Beispiel in der Box, sie sind im Strafraum extrem gefährlich. Beide sind aber auch sehr laufstark, vor allem auch im Spiel gegen den Ball, sind immer wieder unterwegs, um den Gegner früh anzulaufen und zu attackieren. Sie arbeiten sehr viel für die Mannschaft und sind absolute Teamplayer. Über solche Spieler freut sich jeder Trainer", streicht Foda die Vorzüge der beiden Angreifer hervor.
Startet Gregoritsch im ÖFB-Team durch?
Elf Liga-Tore für den FC Augsburg hat Gregoritsch bislang in dieser Spielzeit zu Buche stehen, Burgstaller für den FC Schalke 04 deren acht.
Dass es mitunter nicht so einfach ist, persönliche Vereinserfolge ins Nationalteam zu transportieren und dort nahtlos an die Quote von Marc Janko anzuschließen, musste etwa Burgstaller erfahren. Lange Zeit lief der 28-Jährige seinem ersten Länderspiel-Tor hinterher, ehe es ihm vergangenen Herbst gegen Serbien endlich gelang.
Das Glücksgefühl eines A-Team-Tors blieb Gregoritsch bislang verwehrt, mehr als fünf Kurzeinsätze waren ihm in der Teamchef-Ära von Marcel Koller allerdings auch nicht vergönnt. So gesehen ist es höchste Zeit, nun auch im Nationalteam durchzustarten.
"Vor dem Trainer-Wechsel war die Konstellation anders. Mit Martin Harnik und Marc Janko waren langjährige Nationalspieler noch dabei. Jetzt hoffe ich natürlich, dass ich zu Einsätzen komme. Im Training habe ich ein gutes Gefühl, es macht sehr viel Spaß mit der Mannschaft", erklärt der 23-Jährige.
Wer stürmt, ist Geschmackssache
Hoffnungen, sich beim richtigen Start in die Amtszeit von Foda in den Vordergrund zu spielen, dürfen sich diverse Kadermitglieder machen. Dies gilt auch und gerade für die Stürmer. Neben Burgstaller und Gregoritsch könnte auch Marko Arnautovic erneut an die vorderste Front rücken.
"Konkurenzkampf ist immer ganz wichtig, überhaupt im Mannschaftssport, damit man sich selber pusht und weiterentwickelt. Jeder Spieler im Nationalteam hat das Anforderungsprofil, dass er spielt. Das sind die besten Fußballer Österreichs. Wir haben genügend Spieler in der Offensive, Marko zum Beispiel spielt bei West Ham auch Stürmer", erläutert Burgstaller.
"Michi hat schon einige Komponenten, die einen richtig guten Stürmer ausmachen."
Auf verbale Eigenwerbung verzichtet der Schalke-Legionär. Vielmehr gibt er zu bedenken, dass angesichts der angepeilten System-Flexibilität mehrere Angreifer gleichzeitig auf dem Platz stehen könnten:
"Wer spielt, ist Geschmackssache. Man muss auch auf den Gegner schauen, wie der Trainer spielen lassen will. Man kann auch mit zwei Stürmern spielen, Michi und ich könnten zu zweit spielen, es könnte auch Marko vorne spielen. Man muss abwarten, was der Trainer vor hat."
Große gegenseitige Wertschätzung
Diesbezüglich lässt sich Foda vor den Tests gegen Slowenien und Luxemburg natürlich noch nicht in die Karten blicken. Der Deutsche verrät bezüglich Burgstaller und Gregoritsch jedoch: "Was ich definitiv sagen kann, ist, dass beide zum Einsatz kommen werden. In welcher Konstellation wird man dann sehen. Es gibt ja nichts Schöneres für einen Trainer, als wenn man die Qual der Wahl hat."
Die gute Beziehung zwischen dem Steirer und dem Kärntner trübt der Konkurrenz-Kampf ohnehin nicht. "Wir verstehen uns wirklich sehr gut. Wir verbringen beim Nationalteam auch abseits vom Training viel Zeit miteinander", meint Gregoritsch.
Burgstaller ergänzt: "In Deutschland schreiben oder beglückwünschen wir uns gegenseitig, wenn wir treffen oder gewinnen. Wir verstehen uns außerhalb des Platzes sehr, sehr gut. Daher wünscht jeder dem anderen nur das Beste."
Auch auf dem Platz ist die Wertschätzung groß. "Michi zeichnet sein linker Schlegel aus, sein linker Fuß ist wirklich super", lobt Burgstaller, "in Augsburg spielt er auch oft auf der Zehn, erst in den letzten Spielen ist er als Solo-Spitze aufgelaufen. Er ist sehr variabel und lässt sich auch oft fallen. Dass er in der Box mit seinem Kopfball-Spiel immer für ein Tor gut ist, hat man gesehen. Man darf ihm nicht zu viel Platz lassen. Er hat schon einige Komponenten, die einen richtig guten Stürmer ausmachen."
Keine Wette
"Wenn wir mit Augsburg gegen Schalke spiele, gibt es immer eine große Vorwarnung vor Burgi."
Komplimente, die Gregoritsch retour gibt: "Viele sehen in 'Burgi' immer den harten Arbeiter, aber was viele nicht sehen, ist, wie er zum Beispiel das Tor gegen Leverkusen macht, wie er den Ball über den Verteidiger hebt und dann eiskalt einschiebt. Er ist beidbeinig, hat eine gute Technik, gutes Kopfballspiel, im Strafraum ist er immer gefährlich - vor allem bei Standards bei zweiten Bällen. Wenn wir mit Augsburg gegen Schalke spielen, gibt es immer eine große Vorwarnung."
Eine Wette, wer am Ende der Saison mehr Tore in der deutschen Bundesliga geschossen hat, gibt es zwischen den beiden nicht. "Ich hoffe dass Michi noch so viele Tore wie möglich macht, und genau dasselbe hofft er bei mir auch", betont Burgstaller.
Foda wiederum wünscht sich grinsend: "Mit ihrer Liga-Quote wäre ich im Nationalteam sehr zufrieden."
Keine Angst vor Barnes
Der ideale Zeitpunkt, um sich mit Treffern im Kampf um den oder die Plätze im Angriff in Szene zu setzen, ist genau jetzt. Schließlich könnte mit Ashley Barnes bald neue Konkurrenz drohen, sollten die ÖFB-Bemühungen um den Stürmer des FC Burnley von Erfolg gekrönt sein.
Burgstaller und Gregoritsch sehen dieser Personalie gelassen entgegen. "Ich finde, es wäre eine super Sache, wenn das klappen würde. Er bringt in der Premier League super Leistungen und erzielt dort seine Tore. Über die Konkurrenz machen wir uns keinen Kopf. Michi hat in Augsburg genügend Konkurrenz, ich bei Schalke genauso. Es fährt kein Spieler mit Angst vor Konkurrenz zum Lehrgang, sondern das spornt einen eher an und ist wichtig für den Teamerfolg", verdeutlicht Burgstaller.
Gregoritsch lobt, wie gut es für Barnes in England laufen würde: "Aber das gilt im Moment Gott sei Dank auch für uns. Deswegen brauchen wir uns auch überhaupt keine Sorgen machen. Wenn die Idee irgendwann verwirklicht wird und er zu uns stößt, werden wir ihn genauso aufnehmen wie jeden anderen Spieler auch."