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"Gregoritsch wird meine Position inne haben"

Janko glaubt, dass ihm der HSV-Legionär den Rang ablaufen kann. Die Situation der Neulinge:

Die Kader-Adaption nach der EURO bedeutet für einige Neulinge ihre große ÖFB-Chance.

Geht es nach Marc Janko, stehen die Vorzeichen bei Michael Gregoritsch gut, dass er selbige nutzen wird - auch wenn dies für ihn selbst große Konkurrenz bedeutet.

"Im Nationalteam geht es nicht um Einzelschicksale, sondern um die Nation. Wenn Michael weiter seinen Weg geht, bin ich überzeugt, dass er früher oder später meine Position inne haben und das sehr gut machen wird", glaubt der Goalgetter.

"Wenn Gregoritsch mir den Rang abläuft, kann sich Österreich freuen"

Der HSV-Legionär ersetzt ab diesem Lehrgang den nach China gewechselten Rubin Okotie als Backup des Basel-Legionärs. Noch kann man nicht von einem klassischen Konkurrenzkampf sprechen. Gregoritsch betonte zu Camp-Beginn vielmehr, dass er möglichst viel vom Stürmer-Routinier lernen will:

"Marc Janko spielt seit 2008 fix im Nationalteam, damals war ich 14, hat sich über die vergangenen acht Jahre immer gehalten und war der erfolgreichste Stürmer seit Toni Polster. Es sind viele Stürmer gekommen und wieder gegangen, er ist geblieben. Deswegen sind es riesige Fußstapfen, in die man treten soll."

Der Steirer spricht es selbst an: Wirklich über einen längerfristigen Zeitraum konnte Janko in den vergangenen Jahren kein Rivale verdrängen. Selbst als er bei Trabzonspor auf dem Abstellgleis stand, vertraute Teamchef Marcel Koller seinen Diensten. Der Niederösterreicher hält mittlerweile bei 26 Toren in 56 Länderspielen.

Inzwischen ist Janko jedoch 33 Jahre alt. Dass sich die Entwicklung eines auf internationalem Niveau ähnlich treffsicheren Angreifers anbahnt, ist also höchste Zeit. Diese Notwendigkeit hat nicht zuletzt die EURO gezeigt, bei welcher sich der verlässlichste ÖFB-Torschütze selbst nicht in Topverfassung fühlte.

Ob Gregoritsch Janko herausfordern kann, wird die Zukunft weisen. Der "Oldie" traut es dem 22-Jährigen jedenfalls zu: "Man hat in den Trainingseinheiten gesehen, dass er über sehr viel Qualität verfügt. Klassische Antwort: Wer im Endeffekt spielt, muss der Trainer entscheiden, aber Michael hat großes Potenzial. Wenn er es schafft, mir den Rang abzulaufen, kann sich Österreich freuen."


Wer für zu leicht befunden wird, ist schnell wieder raus

Neben Gregoritsch hat Koller auch Stefan Stangl und Louis Schaub erstmals einberufen. Für Andreas Lukse ist es nicht der erste Lehrgang, sein Länderspiel-Debüt steht jedoch noch aus. Mit Valentino Lazaro steht für den WM-Quali-Auftakt ein fünfter Akteur im Aufgebot, der es - in seinem Fall knapp - nicht zur EM geschafft hat.

Die Vergangenheit unter dem Schweizer Coach hat bewiesen, dass es erstens schwierig ist, in den Kader zu kommen und zweitens fast noch schwieriger, dort zu bleiben. Es ist auf jeden Fall ratsam, schnell zu überzeugen, wie dies etwa Alessandro Schöpf gelungen ist. Denn eine längere Eingewöhnungszeit ist den wenigsten vergönnt. Wer gewogen und für zu leicht befunden wird, ist angesichts des großen Spielerangebots schnell wieder raus.

Zum Vorteil gereichen könnte den aktuellen Neulingen jedoch, dass sich Koller seine Blutauffrischungen vor neuen Qualifikations-Kampagnen meist sehr bewusst aussucht. Nach der verpassten Qualifikation für die WM 2014 standen Martin Hinteregger, Kevin Wimmer und Lukas Hinterseer beim nächsten Lehrgang erstmals im Kader und tun dies heute noch - lediglich Philipp Zulechner schaffte von den damaligen "Team-Babys" den Cut nicht.

Nachrücker im laufenden Betrieb, etwa aufgrund von Verletzungen, haben es da viel schwerer. Als Beispiele seien Florian Kainz und Karim Onisiwo erwähnt, die im Herbst 2015 immerhin ihr ÖFB-Debüt feiern durften, danach jedoch nicht mehr eingeladen wurden. Robert Gucher oder Stefan Schwab war nicht einmal ihre Premiere vergönnt.

Platzhirsche müssen sich beweisen

Einen Sonderfall stellt Lazaro dar, der zwar immer wieder mit dabei war, auch vier Länderspiele absolvierte, sich bislang jedoch - auch verletzungsbedingt - nicht nachhaltig festsetzen konnte. Dies könnte nun mit der offiziellen Umsetzung des Gedankenspiels, ihn als Rechtsverteidiger einzuplanen, anders sein.

Einen Vorteil haben die durch die neuen Gesichter neu gemischten Karten definitiv: Der eine oder andere Platzhirsch erkennt die Challenge, sich neu beweisen zu müssen.

Fix von seinem Stammplatz rechts in der Viererkette gehe er trotz der geringen Erfahrung Lazaros auf dieser Position nicht aus, meint etwa Florian Klein: "Im Gegenteil, ich bin eigentlich zu diesem Lehrgang im Wissen gekommen, dass ich mich wieder richtig beweisen muss. Es ist ja meistens so nach einer Qualifikation oder nach einem großen Turnier, dass es vielleicht gewisse Änderungen gibt. Ich bin aber auch schon in der Vergangenheit nie mit dem Gedanken zum Team gereist, dass ich Stammspieler bin und nichts passieren kann."

Laut dem Stuttgart-Legionär hätten die Nachrücker allesamt hohe Qualität: "Aber die Mannschaft, die in letzter Zeit gespielt hat, hat ebenfalls Riesen-Qualität. Da sind Spieler dabei, die in einem richtig guten Fußball-Alter sind und schon viel erlebt haben. Beim Nationalteam wird es immer so sein, dass es für eine Position zwei Kandidaten gibt."

Muss sich Lazaro entscheiden?

Das Duell rechts in der Viererkette könnte insofern ein interessantes werden, da Klein und Lazaro erstens eine gemeinsame Salzburg-Vergangenheit haben und Ersterer seine Karriere ebenfalls eine Etappe weiter vorne angefangen hat.

"Ich kenne Tino schon lange. Man muss jetzt einmal schauen, wie er die Rolle als rechter Verteidiger annimmt. Er hat ja Riesen-Qualitäten vorne im Offensivbereich, in Salzburg ist er immer Außenstürmer. Aber er kann das sicher gut umsetzen und hat vor allem vom Spielerischen her das Vermögen, dass er bei uns hinten recht spielen könnte", glaubt Klein.

Während Lazaro momentan quasi ein Pendler zwischen den Positionen ist, konzentrierte sich der Oberösterreicher irgendwann auf die Rolle des Rechtsverteidigers. Ob sich auch Lazaro früher oder später festlegen müsse?

"Entscheiden muss man sich nicht. Ich denke, dass nimmt alles seinen Lauf - je nachdem, wo man seine besseren Leistungen bringt. Bei Tino weiß man seit Jahren, welch große Qualität er hat, und er schafft es auch immer öfter, dass er diese auf den Platz bringt. Aber es ist sicher auch kein Nachteil, ab und zu mal unterschiedliche Positionen zu spielen. Das kennt man ja auch vom FC Bayern, wo viele Spieler mehrmals irgendwo anders gespielt haben. Das finde ich gut, weil du immer wieder andere Perspektiven und neue Blickwinkel vom Spiel bekommst."

Welche Perspektive die "Frischlinge" innerhalb des ÖFB-Teams haben, liegt zu einem guten Teil in ihrer Hand.

Selbst Stellung beziehen und ihre Eindrücke schildern durften sie abseits von Gregoritsch bislang übrigens noch nicht, der HSV-Legionär bekam als einziger Neuling einen Slot bei den tägichen ÖFB-Medienterminen. Auch hier heißt es zuerst, sich vorbei an den etablierten Kräften nach oben zu arbeiten.

Peter Altmann




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