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Familie und Köln: Schaubs emotionales DFB-Match

Familie und Vereins-Zukunft - Louis Schaub fiebert Deutschland-Spiel entgegen.

Familie und Köln: Schaubs emotionales DFB-Match Foto: © GEPA

"Ein bisschen ein komisches Gefühl" sei es schon, bereits beim Nationalteam zu sein, obwohl die Bundesliga-Saison des SK Rapid noch gar nicht beendet ist.

Aber mit Blickrichtung Zukunft ist es für Louis Schaub tendenziell kein Nachteil, an diesem Wochenende bereits unter der Anleitung von Teamchef Franco Foda in Schwaz zu trainieren und nicht beim Gastspiel beim WAC ein allerletztes Mal für die Hütteldorfer aufzulaufen:

"Hier kann man dem Trainer von Anfang an zeigen, dass man bereit ist. Wenn ich erst am Montag gekommen wäre und am Sonntag länger gespielt hätte, weiß ich gar nicht, ob ich am Montag schon voll trainieren hätte können, also ist es für mich persönlich die bessere Entscheidung gewesen", erklärt der 23-Jährige.

Aus einem Lehrgang mit drei hochkarätigen Testspiel-Gegnern sticht für Schaub das Deutschland-Spiel verständlicherweise heraus - aus familiären und sportlichen Gründen.

In Deutschland geboren

"Ich bin ja in Deutschland geboren, habe Familie in Deutschland, deswegen ist das für mich persönlich ein besonderes Spiel", erklärt Schaub.

Sein Vater Fred Schaub ist ein ehemaliger deutscher Fußball-Profi, der Eintracht Frankfurt 1980 zum Gewinn des UEFA-Cups schoss und später seine Karriere in Österreich ausklingen ließ. 2003 verunglückte er bei einem Autounfall tödlich, Louis überlebte verletzt.

Der Kontakt in die Heimat seines Vaters ist nie abgerissen: "Früher, als ich noch mehr Urlaub hatte, war es natürlich noch intensiver. Wir haben im Sommer ja meist nur 14 bis 17 Tage, da will man auch einmal mit der Freundin an den Strand. Aber ich schaue, dass ich ein oder zwei Mal im Jahr zu meinem Bruder und zu meiner Oma fliege. Der Kontakt ist sehr intensiv."

Respekt vor Hector und Horn

Und lässt sich in Zukunft auch intensivieren. Die Familie lebt in der Nähe von Frankfurt - keine Weltreise von Schaubs neuer Wirkungsstätte. Dass er sich angesichts seines Wechsels zum 1. FC Köln gegen Deutschland auch in seiner neuen fußballerischen Heimat vorstellen kann, ist dem Offensivspieler bewusst: "Natürlich, wenn ich zu einem Einsatz komme und gut spiele, nehmen sie das in Deutschland wahrscheinlich auch wahr."

Genauso wie Schaub das Geschehen bei seinem zukünftigen Arbeitgeber wahrnimmt. Dass sich beispielsweise Goalie Timo Horn und mit Jonas Hector sogar ein DFB-Nationalspieler dazu entschlossen haben, den bitteren Gang in die zweite Liga mitanzutreten, erfreut den Wiener:

"Das sagt viel über den Verein aus. Das ist ein großes Zeichen von diesen zwei Spielern. Ich denke, sie hätten sicher auch zu anderen Vereinen gehen können. Aber das zeigt einfach, dass es ein super Klub ist, bei dem sie sich auch wohl fühlen. Daran sehen auch andere Spieler: Ja, das ist eine gute Mannschaft, wir können es schaffen, im nächsten Jahr wieder in der Bundesliga zu sein."

Schaub versucht generell, bezüglich "Geißböcke" up to date zu sein: "Ich verfolge den Verein natürlich intensiv. Ich bin immer am aktuellen Stand, wer den Verein verlässt und wer neu dazukommt. Sie werden alles dafür geben, dass wir eine richtig gute Mannschaft haben und unser Ziel Wiederaufstieg erreichen können."

ÖFB bei Entscheidung zum Wechsel im Hinterkopf?

Im ÖFB-Team hat der Noch-Rapidler zuletzt eindrucksvoll seine Spuren hinterlassen. In fünf der letzten sechs Länderspiele hat er einen Treffer erzielt. Nur gegen Slowenien klappte es nicht, in dieser Partie kam er aber auch nur vier Minuten lang zum Einsatz.

Schaub gehörte zu den wenigen Kadermitgliedern, die sowohl gegen Slowenien als auch gegen Luxemburg zu Spielbeginn auf der Bank saßen. Entsprechend groß ist sein Ehrgeiz, bei diesem Lehrgang die Bundeshymne auf dem Feld zu hören.

Wie sehr hat er eigentlich das Nationalteam bei seinem Entschluss, im Ausland den nächsten Schritt zu wagen, im Hinterkopf gehabt? "Es hat keinen großen Einfluss gehabt. Aber wenn ich beim Nationalteam war, habe ich schon immer gemerkt, dass die Qualität dann doch höher war als bei Rapid. Aber ich habe mich entschieden, ins Ausland nach Köln zu gehen, weil ich mich dort beweisen will. Das war ein großer Punkt für mich."

Bundesliga-Qualität steigt durch Liga-Reform

Schaub verlässt die Bundesliga zu einem Zeitpunkt, an dem sie im Nationalteam so modern wie schon seit vielen Jahren nicht mehr ist. Elf Kicker aus der höchsten heimischen Spielklasse gehören dem aktuellen Aufgebot an.

Beginnend mit den internationalen Erfolgen von Salzburg zeigt für den 23-Jährigen der Pfeil der Bundesliga steil nach oben:

"Es kommen auch viele junge Spieler nach. In der Bundesliga gibt es eine gute Qualität. Ich denke auch, dass das neue Liga-Format die Qualität nächstes Jahr noch einmal steigern wird. Vor allem für die Topmannschaften ist es dann im Finaldurchgang noch einmal etwas anderes, wenn man noch zwei Mal gegen die anderen Topmannschaften spielt und sich den Meister ausmacht. Nach dem Grunddurchgang werden die Punkte noch mal halbiert. Das wird interessant und viel spannender als in den letzten Jahren."

Schaub will Murg nicht reinreiten

Was sich in Hütteldorf tut, wird Schaub auch in Köln mitbekommen - nicht zuletzt durch seinen Kumpel Thomas Murg, für den er diesmal den "Fremdenführer" im Nationalteam spielen darf.

Wobei der Steirer ohnehin keine Schwierigkeiten hätte, sich zu akklimatisieren: "Er ist ein sehr offener Mensch und freut sich, dass er das erste Mal dabei ist. Sicher helfe ich ihm bei ein, zwei Sachen und erkläre ihm, wie was abläuft. Aber die anderen Kollegen haben ihn schon gut aufgenommen. Es wird eine richtig gute Zeit."

Einzig beim Thema Aufnahme-Ritual für Murg und die anderen Neulinge will sich Schaub ein wenig zurückhalten, wie er lachend zu Protokoll gibt: "Ich kann ja einen guten Freund von mir nicht reinreiten! So einer bin ich nicht. Aber schauen wir mal, vielleicht will er singen."

Was auch immer die Mannschaft für Murg ausheckt, Schaub wird es sich danach anhören können: "Wir fliegen direkt nach dem Nationalteam gemeinsam auf Urlaub. Wir machen privat sehr viel, verstehen uns richtig gut. Nach dem Urlaub muss ich mich dann ja von ihm trennen. Aber ein paar Wochen habe ich ihn noch am Hals - oder umgekehrt."

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