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Einer der wichtigsten Fortschritte unter Rangnick

Das ÖFB-Nationalteam ist so abgebrüht wie schon länger nicht mehr. In dieser Quali hätte es in vier von fünf Matches auch in eine andere Richtung gehen können.

Einer der wichtigsten Fortschritte unter Rangnick Foto: © GEPA

"Weil du gerade Estland angesprochen hast - ich glaube, das war... pfffff", muss Stefan Posch erst mal durchschnaufen.

"Im Nachhinein war das ein ganz wichtiger Sieg", bekundet der ÖFB-Rechtsverteidiger, "da haben wir richtig Moral bewiesen."

Oder man kann vom Auftakt einer nervenstarken EM-Qualifikation mit mitunter auch erzwungenem Glück sprechen.

Oft genug hat man in der Vergangenheit nach unbelohnten Leistungen "Hättiwari" spielen können. Derzeit ist es nicht unspannend, dies mal in die andere Richtung zu tun:

Vier Mal Abgebrühtheit

  • Im angesprochenen Heimspiel gegen Estland kämpfte die ÖFB-Elf in Linz bis kurz vor Schluss beherzt um den Sieg, ehe Michael Gregoritsch in Minute 88 der 2:1-Siegtreffer gegen den Underdog gelang.

  • Beim Gruppen-Gipfel gegen Belgien in Brüssel (1:1) lieferte Österreich einen großen Kampf, der jedoch auch gut und gerne hätte verloren werden können, als Youri Tielemans den Ball in Minute 94 ans Lattenkreuz hämmerte.

  • Auch beim 2:0-Sieg im Heimspiel gegen Schweden musste das ÖFB-Team jede Menge Geduld beweisen, der Führungstreffer gelang erst in Minute 81.

  • Beim 3:1-Erfolg im "Rückspiel" in Stockholm hatte das ÖFB-Team zumindest in Halbzeit eins auch schwierigere Phasen zu überstehen.

Zwei Gedanken von Alaba

David Alaba hat diesbezüglich in seiner Analyse des Matches in der Friends Arena zwei interessante Gedanken von sich gegeben.

Einerseits: "Wir haben in der ersten Halbzeit vielleicht gelitten, man hat aber trotzdem gemerkt, dass wir stabil sind und es irgendwo auch genießen zu leiden. Wir hatten keine Angst, ein Tor zu kassieren."

Andererseits: "Wenn wir ehrlich sind, hatten wir in den letzten Jahren immer diese Momente, in denen wir solche Spiele niemals gewonnen hätten. Wirklich, niemals!"

Keine Frage: Von den zahlreichen Fortschritten, die das Nationalteam unter der Anleitung von Teamchef Ralf Rangnick gemacht hat, ist Resilienz ein besonders wichtiger.

Es braucht auch den Kopf

In Sachen Abgebrühtheit war diese EM-Qualifikation sicherlich ein Schritt nach vorne, denn rein mit Glück lässt es sich natürlich nicht begründen, so viele knappe Spiele auf die rot-weiß-rote Seite zu ziehen.

In entscheidenden Phasen bewahrt das ÖFB-Team derzeit oftmals kühlen Kopf. Das war bekanntlich nicht immer so und ist ein Zeichen von Reife.

"Man sollte auch mit Kopf spielen. Natürlich sind Herz, Leidenschaft und Energie brutal wichtig, aber wenn ich es falsch einsetze, werde ich irgendwann gegen eine Wand laufen."

Xaver Schlager

"Man sollte auch mit Kopf spielen. Natürlich sind Herz, Leidenschaft und Energie brutal wichtig, aber wenn ich es falsch einsetze, werde ich irgendwann gegen eine Wand laufen", unterstreicht Xaver Schlager und erläutert weiter:

"Wir wissen auch um die Situationen, dass wir ruhig bleiben müssen. Ein Spiel dauert 90 Minuten und nicht 45. Manchmal ist es wichtig, Ruhe in ein Spiel zu bringen. Das haben wir in der zweiten Halbzeit probiert, es ist uns ganz gut gelungen, und mit den Kontern haben wir es natürlich überragend abgeschlossen."

Nachsatz: "Das ist eine Qualität, die gute Mannschaften auszeichnet - und dahin wollen wir ja, daher ist es ein super Prozess von uns."

Das wäre der nächste Schritt

Wenn sich zur Abgebrühtheit auch noch andere Faktoren gesellen, ist dies bestimmt kein Fehler. Der Eindruck, dass diese Mannschaft schlichtweg gerne miteinander kickt und fightet, ist mutmaßlich kein falscher.

"Wir sind ein richtig geiles Team, das viel Spaß macht und in dem jeder für den anderen kämpft - das sieht man auch an Spielen wie in Belgien oder jetzt in Schweden. Deswegen wird das dann auch so belohnt", findet Posch.

Der Steirer weiter: "Wenn eine Mannschaft einen Sieg einfach ein bisschen mehr will oder mehr dafür tut, das Spiel zu gewinnen, dann zeigt sich das einfach."

So wichtig dieser Fortschritt ist: Ein Teil der Wahrheit ist auch, dass der nächste Schritt wäre, etwas seltener in schwierige Situationen zu geraten - wohlwissend, dass sich das auf diesem Niveau nicht ganz verhindern lässt.

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