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Marcel Sabitzer: Lob vs. Normalform

Die vielen Fragen zu seiner ÖFB-Trendwende sind Marcel Sabitzer gar nicht mal so recht:

Wieder ein Tor, wieder eine auffällige Leistung, wieder eine verdiente Portion Lob - man kann bei Marcel Sabitzer inzwischen schon von einer Art persönlichem Nationalteam-Lauf sprechen.

Beim 3:1 gegen Israel machte er in der Schlussphase den Deckel drauf - der zweite Treffer im Rahmen der laufenden EM-Qualifikation, dazu kommen vier Assists - unterm Strich also sechs Scorer-Punkte in sieben Quali-Partien.

Keine schlechte Ausbeute für jemanden, der über eine längere Zeit im ÖFB-Dress seinen eigenen Ansprüchen hinterherlief und sich dafür auch einiges an Kritik anhören musste.

Inzwischen ist Sabitzer mit dem gegenteiligen Phänomen konfrontiert und muss immer und immer wieder erklären, warum ihm plötzlich der ÖFB-Knopf aufgegangen ist.

"Es wäre natürlich angenehm, wenn diese Fragen irgendwann einmal aufhören, weil dann wäre es ja Normalform", möchte der Leipzig-Legionär, dass seine aktuellen Performances zur Normalität werden: "Das wäre gut. Ich will das in vielen Spielen bestätigen und der Mannschaft helfen. Dass es mir Spaß macht, sieht man mir an."

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Noch fehlt etwas zu "sehr gut"

Von Normalität zu sprechen, wäre aktuell noch etwas verfrüht. Aber natürlich könnte man sich an konstant gute Leistungen des 25-Jährigen gewöhnen. Gegen Israel tat auch er sich in der dürftigen Anfangsphase schwer, ergriff mit Fortdauer der Partie jedoch immer mehr die Initiative.

Sabitzer selbst ordnet seine jüngsten ÖFB-Leistungen übrigens irgendwo zwischen "ordentlich bis gut" ein, was durchklingen lässt, dass beim eigenen Anspruch noch etwas auf sehr gut fehlt. Was konkret?

"Noch mehr Aktionen zu haben, einfach immer gefährlich zu sein. Aber man will es ja auch nicht übertreiben. Es hat jetzt gut funktioniert, aber es geht immer besser, man hat immer Luft nach oben. Es ist jedoch auf jeden Fall eine Steigerung erkennbar."

Foda: "Jetzt macht er halt auch die Tore"

Diese ortet auch Teamchef Franco Foda, unter dessen Anleitung sich der Offensivspieler zuletzt zu einer Schlüsselkraft entwickelt hat:

"In der Vergangenheit war es eben oft so, dass ich absagen musste, oder dass ich nicht so wirklich das Vertrauen von Trainerseite gespürt habe. Aber seit der neue Trainer da ist, macht es Riesen-Spaß."

Marcel Sabitzer

"Seit ich Teamchef bin, bin ich mit ihm immer sehr zufrieden. Das habe ich ihm auch in einem Vier-Augen-Gespräch mitgeteilt. Denn Marcel ist ein Spieler, der in den 90 Minuten alles gibt, viel für die Mannschaft unterwegs ist, auch defensiv viel arbeitet. Er läuft an und hat auch spielerisch gute Momente. Jetzt macht er halt auch die Tore. Man sieht, dass er voller Selbstvertrauen spielt. Ich bin froh, dass er für den Aufwand, den er schon in vielen Länderspielen betrieben hat, belohnt wird."

Sabitzer führt seinen ÖFB-Durchbruch weiterhin auf zwei Hauptfaktoren zurück. Erstens musste er nun schon länger nicht mehr verletzungsbedingt absagen, zweitens würde ihm Foda mehr Vertrauen als dessen Vorgänger Marcel Koller schenken.

"Voraussetzung ist, dass du bei vielen Lehrgängen durchgängig dabei bist, von Verletzungen verschont bleibst. Dann kannst du mit Leistung in eine Rolle reinwachsen. In der Vergangenheit war es eben oft so, dass ich absagen musste, oder dass ich nicht so wirklich das Vertrauen von Trainerseite gespürt habe. Aber seit der neue Trainer da ist, macht es Riesen-Spaß. Er hat mir von Anfang an gesagt, was er von mir verlangt. Ich fühle mich wohl in meiner Rolle und kann deswegen auch befreit aufspielen."

Sabitzer und der Flow

Sieben Tore sind es inzwischen in 40 Ländersielen - eine Quote, die sich bei seinen Anlagen definitiv verbessern lässt. Irgendwie passend jedoch, dass Sabitzer im November 2017 gegen Uruguay das allererste Tor der Ära Foda erzielt hat. Danach folgte jedoch auch in der Amtszeit des Deutschen eine Verletzungsmisere.

Selbige kostete ihm im Länderspiel-Jahr 2017 bis auf drei Matches schon die Schlussphase der Ära Koller, 2018 stand er ebenfalls in nur vier Länderspielen auf dem Feld. 2019 indes verpasste er bis auf ein Spiel noch keine Minute - und das Abklatschen mit Foda bei seiner einzigen Auswechslung im Heimspiel gegen Slowenien sorgte bekanntlich für viele Schlagzeilen.

Man könnte dieses Juni-Heimspiel in Klagenfurt als so etwas wie den Startschuss für die aktuelle Trendwende bezeichnen. Ob angesichts mehrerer guter Leistungen in Folge inzwischen der von ihm selbst auferlegte Druck von ihm abgefallen sei?

"Wenn du in einem guten Kombinationsspiel drinnen bist, kommst du in einen Flow rein, dann läuft es einfach."

Marcel Sabitzer

"Ich mache mir nicht zu viele Gedanken, ob ich gut oder schlecht spielen werde. Ich versuche meine Leistung auf den Platz zu bringen, der Mannschaft mit Einsatz und Leidenschaft zu helfen - das ist einmal die Grundvoraussetzung. Dass wir gute Fußballer in unseren Reihen haben, weiß ich, das wissen wir alle. Wenn du in einem guten Kombinationsspiel drinnen bist, kommst du in einen Flow rein, dann läuft es einfach. In den letzten Spielen hatten wir nach vorne hin immer wieder gute Aktionen, da war ich meistens mit dabei. Dadurch bekommst du Selbstvertrauen und gehst befreit in die Spiele."

Endlich die nötigen Scorer-Punkte

Wenn man dieses Selbstvertrauen dann auch noch in Toren und Assists messen kann, ist es umso praktischer: "Das ist immer wichtig als Offensivspieler. In der Vergangenheit war ich, was Tore oder Scorer-Punkte betrifft, nicht so vom Erfolg verwöhnt. Dann ist es schon gut, wenn du im Rhythmus bist, viele Minuten, viele Freiheiten nach vorne und gute Mitspieler hast. Dann kommt so etwas zustande."

Bei der missglückten EURO 2016 kam Sabitzer in allen drei Spielen zum Einsatz. In Slowenien kann Österreich am Sonntag einen großen Schritt zur möglichen zweiten Turnier-Teilnahme in der Karriere des Steirers machen.

"Wir wollen alle zur Europameisterschaft und das wollen wir am Sonntag auch wieder zeigen", betont Sabitzer, "der Druck liegt schon eher bei Slowenien - sie müssen gewinnen, wenn sie noch dabei bleiben wollen. Deswegen werden sie nicht bunkern, es wird ein offenes Spiel. Wir müssen gut verteidigen, nach vorne konzentriert sein und aus wenigen Möglichkeiten auch Tore machen."

In seiner aktuellen Form wäre es kein Wunder, wenn sich auch Sabitzer wieder den einen oder anderen Scorer-Punkt sichert.

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