news

Debüts: Ein Teamchef, der zum "Doktor" wurde

Teamchef-Debüts der letzten 20 Jahre zeigen: Es hat sich viel getan in Fußball-Österreich.

Debüts: Ein Teamchef, der zum Foto: © GEPA

Wer noch schnell einen Ergebnis-Tipp abgeben möchte - das Duell mit Kroatien (20:45 Uhr im LIVE-Ticker) zum Einstand von Ralf Rangnick dürfte 2:1 ausgehen.

Mit diesem Resultat endeten zumindest die letzten drei Debüts von ÖFB-Teamchefs - mal für, mal gegen Österreich.

Es hat sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten viel getan im österreichischen Fußball. Dies zeigt auch folgende Zeitreise durch die Teamchef-Premieren der letzten 20 Jahre.

Es ist die Geschichte von launigen Camps, knapp verpassten Sensationen gegen den amtierenden Weltmeister und einem Teamchef, der zum "Doktor" wurde, als er nach der Blamage zum Start einen "Patienten, dessen Röntgenbild eine Krankheit sehr gut gezeigt hat", ortete.

FRANCO FODA:

FRANCO FODA:
Foto: © GEPA

2:1 gegen Uruguay

Wien, 14. November 2017

Tore: Marcel Sabitzer (5.), Louis Schaub (87.); Edinson Cavani (10.)

Die Startelf: Lindner; Bauer, Danso, Dragovic, Ulmer; Sabitzer, Grillitsch, Baumgartlinger, Kainz; Burgstaller, Arnautovic

11.700 Zuschauer fanden beim Einstand von Franco Foda als ÖFB-Teamchef ihren Weg ins Ernst-Happel-Stadion und bekamen am 25. Todestag des Namenspatrons des Prater-Ovals nicht wirklich Hollywood zu sehen, aber immerhin einen Sieg gegen einen namhaften Gegner. Eine Freistoß-Flanke von Louis Schaub segelte kurz vor Schluss an Freund und Feind vorbei ins Tor.

Foda muss danach zugeben: "Es war nicht alles so wie vorgestellt." Alles in allem ortete der Deutsche jedoch das Potenzial für mehr: "Ich bin von der Mannschaft hundertprozentig überzeugt und sicher, dass wir im nächsten Jahr besser spielen werden." Fünf der folgenden sechs Testspiele wurden 2018 auch tatsächlich gewonnen, ehe eine mittelmäßige Nations League folgen sollte.

Foda wurde für sein Debüt übrigens von Sturm Graz freigestellt, noch bis Ende des Jahres fungierte er als Cheftrainer der Steirer. Schon am Tag nach dem Uruguay-Spiel leitete er in Graz das Training im Hinblick auf den anstehenden Schlager gegen den FC Red Bull Salzburg.

 

 

MARCEL KOLLER:

MARCEL KOLLER:
Foto: © GEPA

1:2 in der Ukraine

Lviv, 15. November 2011

Tore: Artem Milevskiy (18.), Marco Devic (92.); Marc Janko (71.)

Die Startelf: Almer; Schiemer, Prödl, Pogatetz, Fuchs; Harnik, Baumgartlinger, Alaba, Ivanschitz; Arnautovic; Janko

Zuallererst gilt es zu betonen, dass es hoffentlich eher früher als später wieder möglich sein wird, einen Fußball-Ausflug in aller Freundschaft in die Ukraine zu unternehmen.

Es ist erstaunlich, wie nahe Koller schon bei seinem ersten Match als ÖFB-Teamchef an der späteren Stammelf dran war. Diese Formation brachte auch trotz unglücklicher Last-Minute-Pleite eine gute Leistung.

"Ergebnis schlecht, Leistung gut", erklärte der Schweizer im Anschluss, auch wenn ihn das Resultat nach eigenen Angaben verärgerte. Trotzdem fand er: "Ich bin eigentlich positiv überrascht, wie die Mannschaft gespielt und vieles umgesetzt hat. Man hat gesehen, dass wir Fußball spielen können."

Turbulent verlief übrigens wetterbedingt die Rückreise. Wegen schlechter Sichtverhältnisse musste der Flug nach Wien verschoben werden und die Mannschaft eine zusätzliche Nacht in Lviv bleiben.

DIETMAR CONSTANTINI:

DIETMAR CONSTANTINI:
Foto: © GEPA

2:1 gegen Rumänien

Klagenfurt, 1. April 2009

Tore: Erwin Hoffer (25., 44.); Cristian Tanase (24.)

Die Startelf: Gspurning; Schiemer, Prödl, Pogatetz, Ortlechner; Arnautovic, Pehlivan, Scharner, Beichler; Maierhofer, Hoffer

Freunde des gepflegten April-Scherzes verkündeten am Matchtag für manche leider allzu glaubhaft die Absage der Partie wegen der inferioren Boden-Bedingungen im Klagenfurter Stadion.

Gespielt wurde natürlich trotzdem, und jene, die ihr Ticket nicht zerrissen hatten, erlebten eine Doppelpack-Gala von Jimmy Hoffer, der Constantini schwärmen ließ: "Hoffer hat sensationell gespielt, er ist eine laufende Handgranate."

Der Tiroler hat vor seinem ersten Spiel explosiv "umgerührt", Youngster wie Dragovic, Beichler oder Pehlivan erstmals in den Kader berufen, sowie unter anderem den langjährigen Kapitän Andreas Ivanschitz und Martin Stranzl kalt gestellt.

Wer die lange Vorbereitung am Wörthersee erlebt hat, weiß, dass es durchaus eines der launigsten Camps der vergangenen zwei ÖFB-Jahrzehnte war. Nur gute Stimmung alleine war jedoch auch recht bald überbewertet.

KAREL BRÜCKNER:

KAREL BRÜCKNER:
Foto: © GEPA

2:2 gegen Italien

Nizza, 20. August 2008

Tore: Alberto Gilardino (45.), Ramazan Özcan (67., ET); Emanuel Pogatetz (14.), Marc Janko (39.)

Die Startelf: Manninger; Garics, Prödl, Stranzl, Pogatetz; Scharner; Harnik, Säumel, Ivanschitz, Fuchs; Janko

Erstes Spiel 2:2 gegen Italien, zweites Spiel 3:1 gegen Frankreich - Ende der Teamchef-Ära trotzdem nach sieben Spielen. Irgendwie ein Kunststück, und so wie Brückner eben für viele war - schwer verständlich.

Auf neutralem Boden in Nizza war gegen den damals amtierenden Weltmeister nach 2:0-Führung eine Sensation zum Greifen nahe. Ein bitteres Gegentor kurz vor der Pause und ein Patzer des zur zweiten Halbzeit eingewechselten Torhüters Ramazan Özcan verhinderten einen Sieg.

"Ich bin zufrieden. Das war ein großer Gegner, immerhin Weltmeister", freute sich Brückner, während Özcan frustriert gestand: "In so einem Moment würde man sich am liebsten in der Erde eingraben."

JOSEF HICKERSBERGER:

JOSEF HICKERSBERGER:
Foto: © GEPA

0:2 gegen Kanada

Wien, 1. März 2006

Tore: Jim Brennan (65., 71.)

Die Startelf: Payer; Dober, Scharner, Martin Hiden, Pogatetz; Standfest, Kiesenebner, Aufhauser, Ivanschitz; Akagündüz, Linz

Man kann nichts beschönigen: 828 Tage vor der Heim-EURO 2008 befand sich Österreichs Nationalteam in einer schwierigen Phase, die auch noch eine Weile dauern sollte.

Das eher peinliche 0:2 gegen Kanada vor 9000 Zuschauern im Happel-Stadion war der Auftakt in eine über zweijährige Phase an Freundschaftsspielen, und es sollte dauern, bis Hickersberger dem Nationalteam ein wenig die Flügel heben konnte.

Der Teamchef wollte im ersten Match seiner zweiten Amtszeit ein offensives Spiel mit viel Ballbesitz in der gegnerischen Hälfte sehen, musste sich jedoch eingestehen: "Ich habe der Mannschaft für den jetzigen Zeitpunkt, wo erst zwei Runden in der Meisterschaft absolviert sind, eine zu schwierige Aufgabe gestellt. Sie hat sie nicht erfüllen können."

Damals waren die Sorgen schon noch andere als heutzutage. Jedenfalls sah "Doktor Hicke" bei seinem Debüt einen "Patienten, dessen Röntgenbild eine Krankheit sehr gut gezeigt hat".

HANS KRANKL:

HANS KRANKL:
Foto: © GEPA

2:0 gegen die Slowakei

Graz, 27. März 2002

Tore: Ronald Brunmayr (64.), Markus Weissenberger (78.)

Die Startelf: Manninger; Feldhofer, Baur, Stranzl; Kitzbichler, Aufhauser, Herzog, Panis; Wallner, Vastic, Linz

Es war eine personell stark veränderte Startelf, die Krankl bei seinem Einstand gegen die Slowakei aufs Feld schickte - inklusive zweier junger Stürmer, um die uns Europa einmal hätte beneiden sollen (Roman Wallner und Roland Linz).

Ganz ohne Routiniers ging es nicht und hier hat der "Goaleador" - wie der Legende nach eigentlich eh meistens - alles richtig gemacht: "Ich war davon überzeugt, dass Baur, Vastic und Herzog die drei Richtigen sind, die die Jungen in eine gute Zukunft führen."

So gut wurde die Zukunft leider nicht, sowohl die EURO 2004 als auch die WM 2006 wurden verpasst. Fairerweise muss man aber auch hier feststellen, dass der Pool an Nationalteam-Kandidaten - Ausnahmen bestätigen die Regel - weder quantitativ noch qualitativ mit der aktuellen Spielergeneration vergleichbar war.

Kommentare