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Alaba: Dinge, die man von außen nicht so mitbekommt

Eine österreichische Fußball-Ikone wird 100 Länderspiele alt. Die Kollegen würdigen eine der beiden "Wirbelsäulen" des Nationalteams.

Alaba: Dinge, die man von außen nicht so mitbekommt Foto: © GEPA

2007/08 trainierte Peter Schöttel den Wiener Sportclub, in einem Testspiel ging es gegen eine Auswahl der Austria-Akademie und der heutige ÖFB-Sportdirektor staunte nicht schlecht:

"Ich habe nach dem Spiel erfahren, dass es David war, der uns schon mit 15 hergespielt hat. Ich hatte damals Alexandre Dorta im Mittelfeld, ein Brasilianer, über 30. Bei David hatte ich mich im Spiel gefragt, wie alt er ist. Ich dachte, er muss älter sein, vielleicht 18. Da bin ich ihm zum ersten Mal begegnet - natürlich nicht wissend, dass es so eine große Karriere wird."

Eine große Karriere von David Alaba, die am Samstag beim EM-Qualifikations-Duell mit Belgien (20:45 Uhr im LIVE-Ticker) noch ein Stück runder wird, im wahrsten Sinne des Wortes.

Das 100. Länderspiel ist und bleibt kein Jubiläum wie jedes andere. Lange hat es gedauert, bis diese Schallmauer auch in Österreich etwas häufiger geknackt wird.

Eine Würdigung der Kollegen

Nach Marko Arnautovic (106 Länderspiele), Andreas Herzog (103) und Aleksandar Dragovic (100) ist der erfolgreichste Fußballer Österreichs aller Zeiten der Vierte, der diese Marke erreicht.

Alaba: Die prägenden Momente einer denkwürdigen ÖFB-Karriere

Der bald 31-Jährige selbst bezeichnet das Jubiläum als "Nebensache". Eine Einschätzung, die es ganz gut trifft. Natürlich geht es speziell bei diesem Match in Brüssel um ein höheres und vor allem nicht individuelles Ziel.

Wie bei runden Geburtstagen ist solch ein Jubiläum jedoch ein guter Moment einer Würdigung, und eine solche war diversen Kollegen im Verlauf dieses ÖFB-Camps spürbar ein Anliegen.

Immer wieder wird dabei die mannschaftsinterne Bedeutung des nunmehrigen Kapitäns abseits des Rasens hervorgestrichen. Was die Qualitäten am Platz betrifft, muss man ohnehin wenig diskutieren.

Mit Arnautovic die "Wirbelsäule" des Nationalteams

"Als ich vor sechs Jahren das erste Mal im Nationalteam dabei war, war David einer der Ersten, die auf mich zugekommen sind. Er hat gesagt: 'Brauchst net nervös sein, wir stehen hinter dir.' Bei meinem ersten Länderspiel ist er hergekommen und hat gemeint: 'Egal, was passiert, wir sind ein Team und wir vertrauen dir. Gib alles und zeig, was du kannst'", erzählt Maximilian Wöber.

Der Leeds-Legionär weiter: "Genau das zeichnet ihn über die Jahre aus, dass er immer schon ein Führungsspieler war. Er hat mit 17 debütiert, ist genau wie Marko Arnautovic gefühlt schon eine Ewigkeit dabei. Die beiden sind irgendwo die Wirbelsäule unserer Mannschaft, die das Ganze zusammenhalten, neue Spieler sofort integrieren, mit Leistung vorangehen, eine klare Meinung haben und sich wirklich aufopfern für das Nationalteam."

Auch Konrad Laimer, in Bälde einer der "Nachfolger" Alabas beim FC Bayern, erwähnt die Hilfsbereitschaft des berühmten Kollegen.

"Als ich damals als junger Bua dazugekommen bin, war es natürlich großartig, einen Spieler, der Jahr für Jahr so konstant auf Weltklasse-Niveau spielt, dabei zu haben. Von ihm konnte man viel lernen, ich habe in all den Jahren viel mitgenommen."

In diesem Alter so viele Spiele: "Sagt sehr viel aus"

"Ein richtig bodenständiger Typ, Topspieler und Leader - Wahnsinn, dass er jetzt schon 100 Länderspiele hat. Ich denke, da kommen noch viele dazu", gratuliert auch Nicolas Seiwald.

"Eine unglaubliche Zahl, auf 100 Länderspiele kommen nicht viele", staunt Philipp Lienhart, "und er wird uns ja noch ein paar Jahre erhalten bleiben. Es zeigt jedoch auch, wie gut er ist und wie lange er schon auf diesem Niveau spielt. Ein absolutes Vorbild."

Xaver Schlager findet: "Es ist allseits bekannt, dass David ein Ausnahmesportler ist - nicht nur in Österreich, er ist weltweit anerkannt, hat Riesen-Erfolge gefeiert und ist ein super Typ. In diesem Alter so viele Länderspiele zu schaffen, sagt sehr viel aus."

Kainz und Onisiwo kennen Alaba schon länger, hier ein Bild aus 2015
Foto: © GEPA

"Eine Wahnsinns-Benchmark, das ist wirklich etwas Großes in Österreich, wenn man das als erst Vierter schafft", zieht auch Karim Onisiwo den Hut.

Ziemlich gleich wie in der Jugend

Der Mainz-Legionär gehört genau wie Florian Kainz zu jenen Kollegen, die Alaba schon eine Spur länger kennen. Seit Jugendtagen, um genau zu sein. Alle drei sind 92er-Jahrgänge.

"Ich habe schon in der U8 gegen ihn gespielt", berichtet Kainz.

"Der ganze Medientrubel, der ganze Superstar-Appeal. Trotzdem ist er geerdet, geht mit den Spielern ganz normal um, gibt ihnen Tipps, vor allem den Jüngeren. David macht es aus, dass er immer noch die Persönlichkeit von früher ist."

Karim Onisiwo

"Ich habe ihn schon in der Jugend gekannt. Er ist ziemlich gleich geblieben", findet Onisiwo, der vor allem diesen charakterlichen Aspekt hervorstreicht:

"Der ganze Medientrubel, der ganze Superstar-Appeal, den er natürlich aufgesaugt hat über die Jahre, weil er einfach viele Titel gewonnen hat und ein großer Spieler ist - trotzdem ist er geerdet, geht mit den Spielern ganz normal um, gibt ihnen Tipps, vor allem den Jüngeren. David macht es aus, dass er immer noch die Persönlichkeit von früher ist."

Was man von außen nicht so mitbekommt

Auch Kainz unterstreicht den Faktor Vorbild: "Er ist höchst professionell! Von seiner Einstellung und seiner Persönlichkeit ist er auf jeden Fall ein Spieler, mit dem man gerne zusammenspielt und von dem man sich viel abschauen kann. Es ist beeindruckend, wie er von Real Madrid zum Nationalteam kommt, welche Ausstrahlung er hat und wie er die Mannschaft mitzieht. Das sind Dinge, die man von außen wahrscheinlich nicht so mitbekommt."

Apropos Ausstrahlung. Selbige sei laut Schöttel nicht nur nach innen wichtig: "Als Nationalteam ist es sehr wichtig, solch eine Persönlichkeit zu haben, denn es macht natürlich mit dem Gegner auch etwas, wenn du so einen Spieler in deinen Reihen hast."

Was sagt eigentlich Alaba selbst zum 100er? "Natürlich ist es eine besondere Zahl und eine Riesen-Ehre. Es ist auch schön, auf 100 Spiele zurückblicken zu können. Aber es ist kein Ziel, das ich mir setze oder verfolge. Wichtig ist das Spiel am Samstag, da wollen wir drei Punkte mitnehmen."

Vielleicht lassen sich Sieg und Jubiläum ja bestens kombinieren. Laimer kann zwar nicht mitmachen, wünscht sich jedoch einen Sieg für Alaba: "Ich hoffe, wir können ihn zu seinem 100. Länderspiel mit einem guten Spiel und vielen Punkten beschenken."

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