Wer hätte es sich vor einem Jahr oder vor einem halben Jahr gedacht, dass Teamchef Marcel Koller so früh diese Frage gestellt werden wird - noch dazu an seinem 56. Geburtstag.
Und zwar ob das Duell mit Irland ein Schicksalsspiel nicht nur für die Chancen Österreichs in der WM-Qualifikation sein werde, sondern auch für seine eigene Person?
Der Schweizer reagiert gelassen: "Ich muss nicht irgendwie studieren, was meine Position betrifft, sondern wie wir das Spiel gewinnen."
"Es geht darum, wie wir die Spieler dahin bringen, dass sie, wenn es am Samstag um 18 Uhr losgeht, Topleistungen bringen und überzeugt sind, dass wir das Spiel gewinnen können. Das ist unsere Aufgabe. Alles andere können wir im Trainer-Team nicht beeinflussen", so der ÖFB-Coach weiter.
Kein Schicksalsspiel
Es wäre überraschend, wenn der ÖFB bei einer etwaigen Niederlage drastische personelle Konsequenzen ziehen und den noch vor einigen Monaten so gefeierten und unantastbaren Teamchef seines Amtes entheben würde.
Aber alleine die Fragestellung eines Journalisten bei der Abschluss-Pressekonferenz zeigt, dass Rot-Weiß-Rot erstens kein gutes Länderspiel-Jahr hingelegt hat und zweitens nach der enttäuschenden EURO auch der Auftakt in die WM-Qualifikation nicht nach Wunsch verlaufen ist.
Dem Sieg in Georgien folgte ein wenig zufriedenstellender Lehrgang mit einem Heim-Remis gegen Wales und einer Niederlage in Serbien, weshalb der Druck vor dem richtungsweisenden Heimspiel gegen Irland allseits spürbar ist.
"Ich sehe es nicht als Schicksalsspiel", betont Koller dennoch und rechnet vor: "Es sind erst drei Runden gespielt, nun folgt die vierte, danach sind noch sechs weitere zu spielen. Es ist aber natürlich so, dass es noch schwieriger wird, wenn wir dieses Spiel nicht gewinnen oder verlieren sollten. Das ist so."
Koller erwartet "enge Kiste"
Aber auch im Falle von drei Punkten wäre man noch nicht in Russland: "Ich kann mich da nur wiederholen: Auch wenn wir gewinnen, bleibt es dabei, dass es bis zum Schluss eng wird. Alles andere ist Spekulation."
Keine Spekulation ist, dass die ÖFB-Elf gegen Irland ein Härtetest erwartet. "Jene Spieler, in der Qualifikation für die WM 2014 gegen Irland dabei waren, wissen, dass es in den Zweikämpfen ziemlich hergeht und dass man dagegenhalten und sich wehren muss", setzt der Teamchef auf einen leidenschaftlichen Auftritt seiner Schützlinge.
Mit einem ausverkauften Stadion im Rücken sollen die Punkte in Wien bleiben, wenngleich Koller nicht von einem Pflichtsieg sprechen will: "Wir wollen jedoch gewinnen und werden alles dafür tun. Das Stadion ist voll, die Fans werden uns unterstützen. Aber auch dieses Spiel wird eine enge Kiste werden. Die Iren hatten einen guten Start in die Quali und werden etwas mitnehmen wollen."
"Wollen morgen feiern und nicht meinen Geburtstag"
Ein Sieg wäre natürlich das ideale Geburtstagsgeschenk für den Eidgenossen, der seit 2011 seinen Ehrentag stets im Kreise des Nationalteams bei einem Lehrgang begeht. Gefeiert wird heute aber naturgemäß nicht.
Koller: "Wir wollen schauen, dass wir morgen feiern können und nicht meinen Geburtstag."
Herrscht nach dem Schlusspfiff Party-Stimmung, sollten sich auch die Fragen nach der Zukunft des Teamchefs vorerst wieder erledigt haben.
Peter Altmann