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Rangnick enttäuscht: "Wie im falschen Film"

ÖFB-Teamchef hadert nach Heimpleite gegen Dänen und sah Chancen für 3 Spiele.

Rangnick enttäuscht: Foto: © GEPA

Der erste Rückschlag im zweiten Spiel.

Nach dem sensationellen 3:0-Auftaktsieg in Kroatien musste sich Ralf Rangnick mit dem ÖFB-Team daheim Dänemark mit 1:2 geschlagen geben. Auf dem Papier kann dies gegen den EURO-Halbfinalisten schon einmal passieren, doch die Art und Weise sorgte am Ende eines langen Tages für enttäuschte Gesichter.

Mit 90-minütiger Verspätung wurde nach einem Stromausfall angepfiffen und Österreichs Leistung war elektrifizierend. "Am Ende kommt es auf Kleinigkeiten an. Mit der Leistung bin ich über weite Strecken zufrieden, mit dem Ergebnis überhaupt nicht", war Teamchef Rangnick sichtlich geknickt nach dem späten Nackenschlag.

"Wir haben Chancen für drei Spiele gehabt"

Wurde nach dem Spiel in Osijek noch von der Effizienz geschwärmt, ließ diese die ÖFB-Kicker diesmal im Stich. Hätte die rot-weiß-rote Auswahl die zahlreichen Chancen in Zählbares umgemünzt, hätte es gar nicht soweit kommen müssen.

"Wir haben Chancen für drei Spiele gehabt. Ich habe acht hochkarätige Möglichkeiten für uns gezählt, Dänemark hatte sicherlich nicht so viele klare Chancen", ärgerte sich der 63-jährige Deutsche, der die Mannschaft optimal eingestellt hatte.

"Deshalb fühlt sich das Ergebnis unter dem Strich an wie im falschen Film."

Denn laut Aussage des Teamchefs habe Österreich über weite Strecken richtig gut gespielt, "bei Ballbesitz für Dänemark bis auf die beiden Tore nicht viel falsch gemacht und insgesamt gegen spielstarke und immer variable Dänen wenig zugelassen".

Wenn es einen Kritikpunkt gab, dann, dass im eigenen Ballbesitz oftmals die Ruhe fehlte und deshalb nicht immer die richtige Entscheidung getroffen wurde. Der letzte Ball landete ebenfalls nicht immer dort, wo ihn Rangnick gerne gesehen hätte, um noch mehr Gefahr zu verursachen.

Die Tatsache, dass auf neun Positionen rotiert wurde, trug sicherlich ihren Teil dazu bei. Generell strotzte aber die neu formierte Startelf vor Engagement, Einsatz und mannschaftlicher Entschlossenheit.

Matchbälle vergeben, "Punkt wäre mehr als verdient gewesen"

Obwohl der Start diesmal nicht wie in den ersten 30 Minuten gegen Kroatien verschlafen wurde, sorgten die Einwechslungen in der Pause für frischen Wind. Mit Marko Arnautovic bei seinem 100. Länderspieleinsatz, Michael Gregoritsch und Marcel Sabitzer wurden alle drei Torschützen von Osijek zur Halbzeit eingetauscht.

Vor allem der Bologna-Legionär brachte viel Schwung. "Ein Punkt wäre mehr als verdient gewesen. Wir haben auch in der einen oder anderen Szene Matchball gehabt. Wenn Marko den Ball drei Zentimeter weiter rechts schießt, wären wir mit 2:1 in Führung gegangen. Dann wäre die Chance mit dem Rückenwind des Tores groß gewesen, dass wir das Spiel gewonnen hätten."

Auch in der ersten Halbzeit habe Österreich laut Rangnick bereits "drei Hundertprozentige" vorgefunden, davon hätten der Stangenschuss von Kalajdzic sowie die Chance von Laimer, bei denen auf Abseits entschieden wurde, nach VAR-Studium zählen müssen.

"Mit den Wechseln in der zweiten Halbzeit wurde der Druck noch einmal größer. Wir haben den Gegner dann richtig hinten reingedrückt und hatten genug Möglichkeiten. Auch nach dem 1:2 hatten wir noch zwei Riesenmöglichkeiten durch Gregoritsch und Danso. Vielleicht hat auch ein bisschen das Quäntchen Glück gefehlt."

"Das ist nicht selbstverständlich"

Das Glück ist bekanntlich ein Vogerl und das Letzte, worauf sich ein Fußball-Fachmann wie Rangnick verlässt oder ausredet. Deshalb freut er sich viel mehr, was er bereits in kürzester Zeit und in zwei Spielen bewirkt hat.

"Ich kann den Jungs nur ein Kompliment machen. Was wir ingesamt an Power auf den Platz gebracht haben am Ende dieser Saison, ist nicht selbstverständlich. Wenn wir so weitermachen und trotzdem im Detail noch präziser spielen, bin ich sehr zuversichtlich für die nächsten Spiele", blickt Rangnick schon wieder in die Zukunft.

Dieser heißt am Freitag Frankreich, Weltmeister Frankreich. Das Team von Didier Deschamps startete jedoch mit lediglich einem Punkt aus zwei Spielen in die Nations League, während Dänemark nach dem großen Coup gegen die Equipe Tricolore und nun gegen Österreich bereits sechs Punkte auf dem Konto hat.

Auch vor dem dritten Gruppenspiel wird es wieder darum gehen, eine frische, ausgeruhte Elf zusammenzustellen, die den Erwartungen gerecht wird. Der Tank und Akku müsse für die nächsten Spiele wieder voll sein, zudem erwarte sich Rangnick noch mehr Mut von anderen Spielern als zum Beispiel David Alaba, der sich im Abwehrzentrum und im Spielaufbau schon richtig gut eingefügt hatte.

"Eigentliche Belohnung wäre schon schön gewesen"

Unterhaltsam sollen die Spiele des ÖFB-Teams sein - das kündigte der Neo-Teamchef zumindest bei seiner Antritts-Pressekonferenz an. Im ersten Heimspiel wurden auch die heimischen Fans erstmals Zeuge der neuen Herangehensweise.

"Ich finde, dass es selten langweilig war. Es war nicht immer fehlerfrei, wir hatten schon auch kleine Phasen, wo wir nicht mehr die ganze Kontrolle hatten. Aber das ist auch nicht so einfach gegen einen Gegner wie Dänemark, wie der sich in den letzten Jahren entwickelt hat", gesteht Rangnick.

"Ich finde, dass es sehr unterhaltsam war, aber am Ende fühlt es sich trotzdem nicht so gut an. Wenn ich mir überlege, wie viel wir auch im Trainerstab die letzten Tage investiert haben, dann wäre die eigentliche Belohnung mit einem oder sogar drei Punkten schon schön gewesen. Wir hätten es verdient gehabt, aber wir müssen schauen, dass wir solche Spiele in Zukunft, wenn es Spitz auf Knopf steht nach dem 1:1, zu uns rüberziehen."

Wichtig war Rangnick jedoch von Tag eins an auch Kontrolle, die gegen Dänemark schon sichtbar war. Die Leistungen geben Auftrieb, bereits im zweiten Spiel wurden die Schlüsse aus dem Auftakt gezogen. Die Mannschaft zeigt sich lernfähig. Die kleinen Details werden nach und nach dazukommen, auch die Ergebnisse.

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