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Ein Schattenkader, ein Gewinner und ein Tabuthema

Ein interessanter "Schattenkader" und ein wenig diskutierter Gewinner. LAOLA1-Analyse:

Ein Schattenkader, ein Gewinner und ein Tabuthema

Mit der überraschenden Nominierung von Valentino Lazaro ist es Marcel Koller tatsächlich gelungen, ein emotionales Diskussions-Thema zu kreieren.

Auch die Entscheidung auf einen Großkader zu verzichten und mit einem 24-köpfigen Aufgebot ins Trainingslager in die Schweiz zu reisen, wird naturgemäß debattiert.

Doch auch abseits davon bot die Kaderbekanntgabe des ÖFB-Teamchefs einige Erkenntnisse. LAOLA1 beleuchtet diese:

DER „SCHATTENKADER“:

Wer hätte es gedacht, dass sich Andreas Lienhart Mitte Mai noch (sehr) leise EURO-Hoffnungen machen darf? Der 30-jährige Steirer in Diensten des SCR Altach ist der Inbegriff des braven, soliden und womöglich unterschätzten Bundesliga-Routiniers. Aber Nationalspieler in einer von Legionären geprägten Auswahl? Dann wohl eher Sinnbild dafür, dass der rot-weiß-rote Nachschub auf der Position des Rechtsverteidigers nur spärlich gedeiht, noch dazu wenn Union-Berlin-Legionär Christopher Trimmel nicht zum Zug kommt.

Wie auch immer: Lienhart teilt mit 15 anderen Profis das „Schicksal“, den Urlaub weise planen zu müssen. Unter den Spielern auf Abruf befinden sich nominelle Schwergewichter wie die früheren ÖFB-Kapitäne Andreas Ivanschitz (Seattle)  und Emanuel Pogatetz (Union Berlin) oder auch Hoffnungsträger für die Zukunft wie HSV-Legionär Michael Gregoritsch, Goalie Daniel Bachmann (Stoke City) und der Rapidler Louis Schaub. Dazu einige Kandidaten, die sich durchaus realistische Hoffnungen auf ein Last-Minute-Ticket machen konnten wie Guido Burgstaller (Nürnberg), Karim Onisiwo (Mainz) oder mit Florian Kainz (Rapid) der vielleicht beste Bundesliga-Österreicher dieser Saison.

Alle Mitglieder dieses „Schattenkaders“ eint, dass sie sich auch in den kommenden Wochen verfügbar halten müssen. Im Falle einer Verletzung kann sie der Anruf des Teamchefs bis vor dem ersten Gruppen-Spiel gegen Ungarn ereilen – und dann gilt es, in vernünftiger Verfassung zu sein. „Die Spieler wissen, dass sie in kürzester Zeit zur Verfügung stehen müssen. Sie sollten sich dementsprechend fit halten und sich nicht die Nächte um die Ohren schlagen“, fordert Koller.

GEWINNER ALESSANDRO SCHÖPF:

In der Lazaro-Diskussion beziehungsweise angesichts der Frage, ob nicht Burgstaller, Onisiwo oder Kainz eher eine Nominierung verdient hätten, geht eine andere Personalie ein wenig unter, nämlich jene von Alessandro Schöpf. Der Schalke-Legionär ist der einzige Akteur, der im Laufe der Qualifikation noch kein A-Team-Thema war, sich nun aber dennoch die allerbesten Chancen auf einen Frankreich-Trip ausrechnen darf. Überraschend kommt dies nicht.

Einerseits hat der Tiroler bei seinem ersten ÖFB-Schnupperkurs beim letzten Camp mächtig Eindruck geschunden. Koller lobte ihn bei jeder Gelegenheit, auch viele seiner Kollegen schwärmten auffällig von den Qualitäten, die der 22-Jährige im Training an den Tag gelegt habe. Schöpf ist somit gelungen, was andere Kandidaten (Burgstaller, Onisiwo, Kainz, Robert Gucher, Stefan Schwab), die während der vergangenen Lehrgänge getestet wurden, nicht geschafft haben: Die mehr oder weniger fixe Aufnahme in den Kader. Denn die Vergangenheit lehrte: Wer von Koller gewogen, für gut befunden und gleich wieder nominiert wurde, durfte zumeist für längere Zeit der ÖFB-Familie angehören. Solchen Spielern hält der Eidgenosse oftmals die Treue.

Andererseits profitiert der frühere Bayern-Youngster von einem Engpass im zentralen Mittelfeld. Sämtliche langgediente Kandidaten auf das vierte Ticket neben David Alaba, Julian Baumgartlinger und Stefan Ilsanker wie Veli Kavlak, Yasin Pehlivan (beide auf Abruf) oder Christoph Leitgeb sind dem Teamchef aus unterschiedlichen Gründen weggebrochen. Ein Vakuum, das der vielseitig einsetzbare Schöpf geschickt ausgefüllt hat.


DIE AGENDA FÜR DAS TRAININGSLAGER:

Das Camp in Laax spielt in Kollers Plänen der finalen Phase der EURO-Vorbereitung naturgemäß eine zentrale Rolle. Weg vom Trubel und der Europhorie in Österreich, hin in die Ruhe des Schweizer Wintersport-Orts. Das zentrale Motto lautet, die Köpfe nach einer anstrengenden Saison frei zu bekommen.

Ein intensives und nervenaufreibendes Gerangel um die finalen EURO-Tickets passt dem 55-Jährigen da nicht ins Programm, auch deshalb der Verzicht auf einen Großkader. „Ein Konkurrenzkampf bringt unglaublich viel Unruhe rein. Ich habe das als Spieler selbst erlebt. Es ist besser, denen zu vertrauen, die da sind. Es ist der falsche Zeitpunkt, um Unruhe reinzubringen“, verdeutlicht der Teamchef.

In Laax soll je nach Befindlichkeit des jeweiligen Spielers möglichst individuell gearbeitet werden. Höhere Belastungen für jene, die zuletzt bei ihren Vereinen eher eine Nebenrolle gespielt haben. Eher regenerative Arbeit für jene, die in diesem Jahr ein intensives Programm abzuspulen hatten. Zudem gilt es laut Koller jene Kadermitglieder, die nicht gerade vor Selbstvertrauen strotzen, aufzufangen und mental wieder aufzupeppeln. Dies könnte etwa im Falle eines Abstiegs auf das Stuttgart-Duo Martin Harnik und Florian Klein zutreffen.

Neben dem Testspiel gegen den US Schluein Ilans am 26. Mai und den Trainingseinheiten auf dem Platz wird daher auch für Tapetenwechsel abseits des Fußballs gesorgt. Ob eine Radtour, Wanderung, Golf oder Hochseilpark: Alternativen sind geboten.


BUSINESS AS USUAL:

Weiterhin Schritt für Schritt. Auch wenn es langweilig ist und es der eine oder andere vielleicht nicht mehr hören kann: An der grundsätzlichen (und bewährten) ÖFB-Herangehensweise wird sich auch jetzt, wo es zunehmend ernst wird, nichts ändern. Es ist kaum zu erwarten, dass in der Schweiz die EM-Gruppen-Gegner Ungarn, Portugal und Island das ganz große Thema sein werden, schließlich gilt es zunächst die beiden Testspiele gegen Malta und die Niederlande zu bestreiten, auch wenn für Koller das Ergebnis in diesen beiden Generalproben laut eigener Aussage nicht die allerhöchste Priorität hat.

„Auf die Gruppen-Gegner werden wir uns erst in Frankreich spezifisch vorbereiten“, sagt Koller. Der Fokus liegt – wie ebenfalls bewährt – zunächst ohnehin am Feilen an der eigenen Herangehensweise. Nicht außer Acht lassen darf man in diesem Fall, dass der Teamchef schon in der Vergangenheit lange Zusammenkünfte sehr effizient zu nutzen wusste und seine Schützlinge nach solchen bisweilen ihre besten Leistungen ablieferten. Länger als diesmal hatte Koller seinen Kader logischerweise noch nie zusammen.

TABUTHEMA TRANSFERS:

Ein Dauerbrenner im Fußball darf die ÖFB-Idylle natürlich keineswegs stören, nämlich Transfers. Beim einen oder anderen ÖFB-Kicker ist die Zukunft offen, stellvertretend seien Martin Hinteregger und Martin Harnik erwähnt. Auch rund um Aleksandar Dragovic ranken sich wie gewohnt diverse Wechsel-Gerüchte. Koller wiederholte jedoch seine Ansage, dass Transfers während der EURO ein Tabuthema seien: „Ich habe dem Team schon vermittelt, dass solche Sachen vorher oder nachher abgehandelt werden müssen.“ Man könne Spieler schließlich nicht während der Vorbereitung für Fitness-Checks bei potenziellen neuen Arbeitgebern freistellen. Im Idealfall sollte ohnehin eine erfolgreiche EURO ein Sprungbrett für so manches Kadermitglied sein.


Peter Altmann




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