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Kader-Wirrwarr: War das notwendig, Herr Foda?

Baustellen aufgemacht! Provisorischer Kader darf hinterfragt werden. Kommentar:

Kader-Wirrwarr: War das notwendig, Herr Foda? Foto: © GEPA

Eine ominöse Liste ist im Umlauf.

43 Namen wurden in den Raum geworfen - wortlos, ohne Begründung, zwei Tage vor der eigentlichen Veröffentlichung. Der Grund und vor allem der Zeitpunkt erschließt sich vielen nicht wirklich.

Die einen freut's, schließlich scheinen sie erstmals im ÖFB-Aufgebot auf, andere wiederum sind verärgert, weil sie nicht einmal bei dieser Aufzählung Erwähnung finden. Andere wiederum können schon wieder von der Liste gestrichen werden, da sie gar nicht zum Team reisen dürfen.

Das Kader-Wirrwarr vor den WM-Quali-Spielen in Schottland sowie daheim gegen die Färöer und Dänemark hat voll eingeschlagen, der provisorische österreichische Kader und die vorzeitige Veröffentlichung dürfen durchaus hinterfragt werden. Weshalb die Frage erlaubt sein muss: War das notwendig, Herr Foda?

So ganz schlüssig erwiesen sich die Gründe für das mittwöchige Vorpreschen mit einer vorläufigen Auswahl an ÖFB-Teamspielern nämlich nicht. Viel mehr haben sich dadurch zusätzliche Baustellen aufgetan, die Entwicklungen abzuwarten und den Termin hinauszuschieben wäre wohl ratsamer gewesen.

Dabei muss natürlich erwähnt werden, dass das Fehlen der Deutschland-Legionäre aufgrund der Corona-Quarantäne-Maßnahmen beim Auswärtsspiel in Glasgow eine ungewohnte Situation darstellt und Improvisationstalent gefordert ist. Der Blick über den Tellerrand ist gefragt, welche Spieler denn abseits der internationalen Top-Ligen das Zeug fürs Nationalteam haben. Das kann mit Sicherheit nicht schaden.

Am Freitag also will Franco Foda dann den endgültigen Kader eingrenzen und im Zuge einer Pressekonferenz öffentlich dazu Stellung nehmen. Warum nicht gleich so? Marko Arnautovic stand aufgrund der möglicherweise komplizierten Anreise aus China von vornherein gar nicht auf der Liste. Seit Mittwoch hat nun auch Adrian Grbic für das Auswärtsspiel in Schottland abgewunken, da es Spielern der französischen Ligen nicht gestattet ist, außerhalb der EU und dem weiteren Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) auf Länderspielreise zu gehen. Nachnominierungen sind durch weitere Absagen deshalb nicht gänzlich ausgeschlossen, für den Glasgow-Auftritt stünde mit Ercan Kara aktuell nur ein nomineller Stürmer zur Verfügung, möglicherweise rücken die auf Abruf befindlichen Marco Grüll (Ried) oder Christoph Monschein (Austria) nach.

"Warum also Hoffnungen schüren oder Träume zerstören, wenn man zwei Tage später ohnehin das endgültige Aufgebot bekanntgibt?"

Andere Spieler haben nun wohl schon alles in die Wege geleitet, um problemlos ihren Weg zu ÖFB-Ehren zu ebnen. Gut möglich aber, dass der eine oder andere dann am Freitag nicht mehr "gebraucht" wird, wenn die Anzahl der Einberufenen reduziert wird. Warum also Hoffnungen schüren oder Träume zerstören, wenn man zwei Tage später ohnehin das endgültige Aufgebot bekanntgibt?

Um konkrete Beispiele anzuführen nehme man etwa die Rapidler Ercan Kara und Yusuf Demir her, die dadurch sogar ihre Bereitschaft, für Österreich und nicht die Türkei zu spielen, signalisiert haben. Im Falle einer Absage könnte dies durchaus zu einer Trotzreaktion führen, wobei man aktuell einen Stürmer wie Kara garantiert brauchen könnte und es nie ein Fehler ist, einem 17-Jährigen wie Demir frühzeitig das ÖFB-Team schmackhaft zu machen - vor allem in dieser Ausnahmesituation.

Mit Worten oder Erklärungen - wenn auch nur in schriftlicher Form - wäre durchaus einiges an Zündstoff zu entschärfen gewesen. So hat sich etwa auch Salzburg-Torhüter Cican Stankovic einen respektvolleren Umgang verdient, als nichtsahnend vergeblich seinen Namen auf einer ewig langen Liste zu suchen, die noch dazu um viele neue Namen erweitert wurde.

Foto: © GEPA

Dass der 28-Jährige erbost reagierte und auf knapp zweieinhalb durchgehende Jahre im ÖFB-Aufgebot verwies, kann durchaus nachvollzogen werden - ohne in diesem Atemzug überhaupt auf die Leistungen, Einsätze in Champions- und Europa League sowie die Nummer 1 bei der Nummer 1 in Österreich näher einzugehen. Eiskalt abserviert, könnte man meinen - ohne Begründung, ohne Verweis darauf, warum plötzlich mit Daniel Bachmann (Watford), Heinz Lindner (Basel), Pavao Pervan (Wolfsburg), Alexander Schlager (LASK) und Jörg Siebenhandl (Sturm Graz) fünf Keeper den Vorzug erhalten und er sich mit dem ebenfalls auf Abruf befindlichen Rapid-Schlussmann Richard Strebinger aktuell nur um Platz sechs und sieben matcht. Denn offen bleibt, ob es sich ausschließlich um die sportliche Beurteilung handelt oder Stankovic wie nach dieser Mitteilung schon früher einmal seinen Unmut geäußert hat oder andere Foda einfach besser ins Konzept passen. Spekulationen, die durch eine saubere Vorgehensweise im Keim erstickt worden wären.

All jene, vorrangig die heimischen Bundesliga-Kicker, die gegen Schottland ihre Chance bekommen, können sich für weitere Aufgaben aufdrängen. Das wäre unter normalen Umständen in Anwesenheit der Deutschland-Legionäre gar nicht vorstellbar gewesen, noch dazu in der WM-Quali. Ein anderer Blickwinkel kann in vielerlei Hinsicht befruchtend sein.

Mit Spannung wird somit der Freitag erwartet, wenn Foda der Öffentlichkeit Rede und Antwort steht. Denn der Teamchef hat Erklärungsbedarf - warum, weshalb, wieso. Dies wird auch den einen oder anderen Betroffenen interessieren, da im Vorfeld scheinbar nicht alle informiert wurden, wie es um ihre Rolle im ÖFB-Team steht.

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