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Das ÖFB-Team und die Pflicht zu liefern

Der Konkurrenzkampf ist beinhart, der Zusammenhalt groß, die Leader sind sowieso da und die Erfahrung zählt. Eine Camp-Bilanz:

Das ÖFB-Team und die Pflicht zu liefern Foto: © GEPA

"Das Thema EURO ist allgegenwärtig. Man spricht immer wieder darüber, es blitzt immer wieder mal auf. Ich freue mich schon, ein bisschen Kribbeln ist da", sagt Konrad Laimer.

Die ersten Schritte im Turnier-Jahr 2024 hat das ÖFB-Team hinter sich gebracht. Am Freitag reist die Truppe aus Marbella ab, wo sie am Montag zum ersten Mal im neuen Jahr zusammengetroffen ist.

Es war eine kurze Woche zwischen Spaß und Fokus, zwischen Teamgeist und Konkurrenzkampf. Also genau so wie es sein soll.

Karten, Golf und Kaffee

Wenn das ÖFB-Team zusammentrifft, ist es stets ein Wiedersehen langjähriger Weggefährten, die inzwischen in aller Herren Länder - sechs, um genau zu sein - verstreut sind.

Michael Gregoritsch berichtet: "Nach dem Abendessen bleiben alle ewig sitzen und tratschen miteinander. Wenn du dich privat gut verstehst, bringt das etwas."

Hier eine Kartenrunde, dort ein paar Löcher Golf (Michael Gregoritsch gilt unter den Spielern als der beste), da ein Plauscherl beim Kaffee.

"Es ist nicht mehr so, dass wir 20 Spieler haben und du den Rest vergessen kannst."

Christoph Baumgartner

Das heißt aber nicht, dass es am Trainingsplatz dann nicht zur Sache geht. "Es ist die letzte Chance, sich vor der EURO ins Rampenlicht zu spielen, da will jeder zeigen, was er draufhat", sagt Christoph Baumgartner.

Der Konkurrenzkampf ist größer geworden, weit über 30 Spieler können sich Chancen ausrechnen, im finalen EM-Kader zu stehen. Baumgartner: "Es ist nicht mehr so, dass wir 20 Spieler haben und du den Rest vergessen kannst. Es gibt echt viele Jungs, die von hinten nachrücken."

Da gilt es, jeden Augenblick zu nutzen. Laimer freut das: "Ich bin ein Fan davon, dass du nie ein bisschen locker machen kannst."

Alaba und Arnautovic, die großen Abwesenden

Über alle Tage hinweg ein Thema waren auch die beiden verletzungsbedingt abwesenden Superstars David Alaba und Marko Arnautovic. "Es tut der Mannschaft gut, wenn sie dabei sind, das sind die Zugpferde", hat sie auch Stefan Lainer vermisst.

Zum Start des Camps richtete Peter Schöttel den anderen Führungsspielern aus: "Die neuen Leithammel stehen eh in den Startlöchern, sie sind jetzt noch mehr gefordert als bisher."

Doch die Zeit der Überväter in Teams ist sowieso längst vorbei, die Hierarchie im ÖFB-Team eher flach, erzählt Lainer: "Jeder gibt Gas, es ist gar nicht so wichtig, wer was sagt. Jeder sagt ein bisschen etwas. Mal schauen, beim ersten Spiel wird sich das herauskristallisieren. Ich habe nicht das Gefühl, dass da eine große Hierarchie ist, das muss auch nicht sein."

So gehen es auch die von Schöttel angesprochenen Herrschaften an. Baumgartner will mit Leistung vorangehen: "Ich versuche, der Baumi zu sein, der ich bin. Etwas künstlich zu kreieren, ist nie authentisch, das wirkt nicht auf andere."

Foto: © GEPA

Laimer ergänzt: "Wenn die beiden nicht da sind, sind andere da, die sowieso schon Verantwortung übernommen haben und bei diesem Lehrgang einfach etwas mehr Verantwortung übernehmen. Aber es wird nichts neu erfunden. Wir sind alle Fußballspieler, wir wissen alle, wie das Geschäft läuft."

Zehn der 26 in Spanien anwesenden Kicker standen vor drei Jahren schon in Fodas EM-Kader. Sie wissen umso besser, worauf es 2024 in Deutschland ankommen wird.

Aus Erfahrung sprechen

Lainer meint etwa: "Es ist wichtig, erfahrene Spieler dabei zu haben, die Situationen richtig einschätzen und einordnen können - wenn man etwa das letzte Testspiel vor der EURO verliert, dass das nicht so dramatisch ist und man sich nicht runterziehen lassen darf."

Gregoritsch hat seine Lehren aus dem letzten Turnier gezogen und gibt sie auch gerne weiter: "Es kommt auf den Punkt drauf an, wie du als Truppe am Platz stehst, wie du mit dem Druck zurecht kommst. Eine EM ist kein Lehrgang, wo du danach wieder zu deinem Verein fährst und die Saison weitergeht. Wenn du nicht lieferst, bist du erledigt."

Dass sie liefern kann, hat diese Mannschaft unter Rangnick längst gelernt. 2:0 gegen Deutschland, 3:1 und 2:0 gegen Schweden, 2:0 gegen Italien, 1:1 gegen Frankreich, 3:0 gegen Kroatien.

Eine Frage des Mindsets

"Wir haben einen Kader, wo jeder schon einmal einen Top-Verein, eine Top-Nation geschlagen hat. Wir haben ein Selbstverständnis in der Mannschaft, dass wir wissen, wenn wir bei 100 Prozent sind, können wir jede Nation ärgern. Dann kommt es auf Details an", sagt Baumgartner.

Dieses Selbstverständnis soll nun auch im ersten Test des EM-Jahres zu sehen sein, am Samstag in der Slowakei (ab 18 Uhr im LIVE-Ticker).

"Wir erwarten, dass wir gegen die Slowakei mit dem gleichen Mindset ins Spiel gehen wie gegen Deutschland. Das ist unser Anspruch", gibt Laimer die Marschroute vor.

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