Zu sagen, Dietmar Kühbauer hätte zurzeit ein goldenes Händchen, wäre untertrieben.
22 Tore wurden in dieser Saison bereits von vom WAC-Coach eingewechselten Spielern erzielt.
Alleine 18 Jokertore waren es in der ADMIRAL Bundesliga - was schon jetzt, vier Spieltage vor Schluss, geteilter Rekord ist. Im UNIQA ÖFB-Cup kommen vier dazu.
"Gehört ein bisschen Glück dazu"
(Text wird unterhalb fortgesetzt)
Freilich war es schlussendlich erneut ein Jokertor, welches dafür sorgte, dass Kühbauers "Wölfe" im ÖFB-Cup-Finale vom vergangenen Donnerstag erstmals in ihrer Historie einen Titel holen konnten.
Beim 1:0-Endspiel-Sieg über den TSV Hartberg (Spielbericht>>>) vollzog Kühbauer in Minute 75 einen Doppelwechsel, mit welchem er Ervin Omic und Angelo Gattermayer neu ins Spiel brachte. Nur 88 Sekunden später assistierte Erstgenannter für Letzteren und der WAC ging schlussendlich spielentscheidend in Führung.
"Es gehört natürlich ein bisschen Glück dazu, trotzdem haben sich der Mandi (Co Manfred Nastl, Anm.) und ich angeschaut und ich habe gesagt: 'Ich will den Angelo bringen, weil er frische Energie reinbringt'", ahnte Kühbauer bereits etwas.
Spieler voll des Lobes für Kühbauer
Matchwinner Gattermayer widmete sein Tor anschließend seinem Coach, Kühbauer habe am historischen Premieren-Titel des WAC "extremen Anteil. Er schafft ein gutes Gefüge, jeder weiß, wie er sich zu verhalten hat, und er weiß, wie er aus jedem Spieler das Beste herausholt. Wir haben nicht nur elf, sondern 18 bis 23 Spieler, die performen können. Das ist schon auch sein Verdienst".
Auch Kapitän Dominik Baumgartner unterstreicht die Rolle seines Trainers. Als dieser im Vorsommer zum WAC zurückkehrte, "haben viele nicht damit gerechnet, dass sowas möglich ist".
Es habe zwar etwas Zeit benötigt, bis die Mannschaft die Spielidee Kühbauers verinnerlicht gehabt habe, aber mittlerweile sei man eine "verschworene Truppe, die immer hervorragend auf den jeweiligen Gegner eingestellt ist".
Baumgartner strahlt: "Es freut uns, dass wir ihm den ersten Titel schenken konnten."
"Jetzt habe ich es geschafft"
"Jeder hat sich erwartet, dass wir mit Rapid einen Titel holen, da waren wir immer knapp davor, weil Salzburg so stark war. Jetzt habe ich es geschafft."
Dass dieser erste große Titel als Trainer für Kühbauer eine große Bedeutung hat und ihm auch eine gewisse Genugtuung einbringt, kann und will der 54-Jährige am Donnerstag-Abend nicht verbergen.
"Ich bin unendlich stolz und auch glücklich darüber, dass ich den Titel endlich mal habe. Jeder hat sich erwartet, dass wir mit Rapid einen Titel holen, da waren wir immer knapp davor, weil Salzburg so stark war. Jetzt habe ich es geschafft, was mich unglaublich stolz macht", so ein gelöster WAC-Trainer.
Er habe außerdem "nicht vergessen", als ihn ein Journalist im Vorsommer, nach seiner Rückkehr ins Lavanttal nach fast neun Jahren, daran erinnerte, dass aufgewärmt nur ein Gulasch gut schmecke.
"Da wollte man mich aus der Reserve locken. Dabei habe ich überall meinen Job gemacht, bei jedem Klub - das sage ich ganz ehrlich", sagt ein Kühbauer, der bei seinen zurückliegenden Trainerstationen nicht nur einmal vorschnellen Entlassungen zum Opfer fiel.
Vom "Bad Boy" zum Double-Trainer?
So erfolgreich der 55-fache ÖFB-Teamspieler, der 1998 an der WM teilnahm, als Rapid-Aktiver je einen Meister- und einen Cup-Titel feierte und sich auch im Ausland einen Namen machte, in seiner Profikarriere war, so undankbar war bisher seine Trainerkarriere. Neben einiger Ausrufezeichen im Europacup und Vizemeisterschaften mit Rapid gelang ihm bisher "nur" der Zweitliga-Titel mit der Admira 2011.
"Ich habe es schon vor dem Spiel gesagt: Auch ich würde mir den Titel verdienen, aber ich brauche auch eine Mannschaft dazu", so der oftmals etwas zynisch wirkende Burgenländer, der sein noch während seiner Profi-Laufbahn poliertes "Bad-Boy"-Image nie wirklich loswurde.
Er kenne die Vorverurteilungen, diese werden sich auch nicht mehr ändern, "aber das ist mir heute so wurscht wie das berühmte Rad (in China, Anm.)".
Etwas mehr Wertschätzung würde sich Kühbauer nach dem Cup-Triumph wohl wünschen, eines braucht er aber nicht: Ein Denkmal. "Definitiv nicht, weil wir haben es gemeinsam geschafft. Ich werde morgen genau so aufstehen wie heute, zwar mit einem dicken Schädel, aber das nehme ich in Kauf."
Der Cup-Titel selbst ist für Kühbauer Bestätigung genug. Das merkte man ihm am Donnerstag deutlich an.