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Schmid mit Austria-Kader "absolut zufrieden"

Die "Veilchen" halten auf einer Position dennoch die Augen offen:

Schmid mit Austria-Kader Foto: © GEPA

Ziemlich genau vor einem Jahr war Manfred Schmid beinahe zu bemitleiden.

Der erzviolette Wiener kehrte im vergangenen Sommer zu seiner Austria zurück, fand dort aber finanziell wie auch sportlich einen Scherbenhaufen vor.

Aufgrund der Schieflage, in die die "Veilchen" in den letzten Jahren geraten waren, musste Schmid zunächst mit einem äußerst dünnen Kader arbeiten. Auf vielen Positionen standen ihm nur talentierte, aber unerfahrene Eigenbauspieler zur Verfügung, die er beinahe gezwungenermaßen einbauen musste.

Der Saisonstart wurde damals wenig überraschend verpatzt - seither ist in Wien-Favoriten aber viel passiert. Die Austria schloss die Vorsaison völlig überraschend auf Rang drei und damit auf einem direkten Europacupplatz ab, damit eröffneten sich den "Veilchen" auch finanziell wieder andere Möglichkeiten.

Erstmals seit Jahren wurden am Transfermarkt wieder signifikante Ablösesummen für Neuzugänge ausgegeben, zudem haben sich viele der Nachwuchsspieler, die vergangenes Jahr ins kalte Wasser geworfen werden mussten, mittlerweile als unumstrittene Stammspieler etabliert.

"Wir sind absolut zufrieden mit dem Kader", erklärt Manfred Schmid nun, ein Jahr nach seinem ungewissen Amtsantritt in Wien-Favoriten, gegenüber dem "ORF".

Ausgangssituation "eine ganz andere als vor einem Jahr"

Die momentane Ausgangssituation bei der Kaderzusammenstellung sei "eine ganz andere als vor einem Jahr. Der Verein war auf unsicheren Beinen, wir hatten zu Beginn keine Mannschaft. Wir hatten nur, beziehungsweise Gott sei Dank, gute, junge Spieler. Auch die körperliche Situation ist eine andere."

Zwar verließen im Sommer einige Stammkräfte den Verein bzw. beendeten ihre Karriere, "aber das Gerüst an Spielern steht, auch das Trainerteam ist gleich. Das erleichtert unsere Arbeit ungemein. Dazu sind einige Spieler mit viel Qualität dazugekommen, von denen einige sicher noch Zeit brauchen werden. Aber man sieht schon, dass das richtig gute Verstärkungen sind."

Gemeint sind damit vor allem Marko Raguz und Andreas Gruber, die beide nach Kreuzbandrissen beim LASK nicht mehr zu ihrer alten Form fanden. Während Letzterer beim 7:0-Saisonauftakt im ÖFB-Cup gegen den FC Wels bereits durchspielte, braucht Raguz noch Zeit.

Raguz dank Werner in Wien? "Nichts Verwegenes"

Der ÖFB-Stürmerhoffnung hängt noch immer seine schwere Verletzung vom Herbst 2020 nach - speziell psychisch. Im letzten Jahr wurde der 24-Jährige immer wieder von Wehwehchen geplagt, irgendwann fühlte er sich mental dann gar nicht mehr bereit zum Fußballspielen. Ein Tapetenwechsel von schwarz-weiß auf violett könnte bei ihm womöglich Wunderdinge bewirken.

Dass der Wechsel von Raguz in die Bundeshauptstadt überhaupt zustande kam, ist vor allem FAK-Investor Jürgen Werner zu verdanken, der während seiner Zeit in Linz als großer Förderer des Oberösterreichers galt. Das offensive Abwerben von Raguz und anderen (Ex-)LASKlern wie Gruber, James Holland oder Reinhold Ranftl kam im Fanlager der Athletiker überhaupt nicht gut an.

"Wenn man Kontakt zu Spielern hat, kann man den auch ausnützen, da ist nichts Verwegenes dabei", sagt Schmid zu dieser Thematik. Nachsatz: "Wir hätten den ein oder anderen Spieler gar nicht bekommen, wenn er nicht Probleme bei seinem Verein gehabt hätte, oder körperlich bei 100 Prozent gewesen wäre wie zum Beispiel bei Raguz."

Auch der Umstand, dass Werner, der eigentlich noch eine Funktionssperre in der Bundesliga bis August 2022 absitzt, in diesem Sommer ein wenig wie ein Schatten-Sportdirektor bei der Wiener Austria auftrat, kam gar nicht gut an - und das nicht nur in Linz.

Auf die Frage, wer denn jetzt Sportdirektor bei der Austria sei - Manuel Ortlechner oder doch Werner - antwortet Schmid ausweichend: "Ich habe mit Jürgen Werner sehr gute Gespräche geführt. Es ist klar, dass ich als Trainer Vorstellungen habe. Mir wurden dann Spieler vorgeschlagen und ich habe mich gemeinsam mit den Verantwortlichen für diese Spieler entschieden."

Viele "alte" Neuzugänge! "Keine Abkehr von unserem Weg"

Wenn man von den beiden 19-Jährigen Manuel Polster und Liverpool-Leihspieler Billy Kuometio absieht, sind alle FAK-Neuzugänge Mitte 20 oder älter. Mit Holland und Ranftl wurden sogar zwei Ü30er unter Vertrag genommen.

Als eine Abkehr vom eingeschlagenen "jungen" violetten Weg will Schmid diese Transfers aber nicht verstanden haben.

"Wenn man die Abgänge wie Patrick Pentz, Markus Suttner, Alexander Gründwald oder auch Eric Martel betrachtet, waren das durchwegs Führungsspieler und Leistungsträger. Diese Lücke musst du auffüllen mit Qualität, aber natürlich auch Erfahrung. Die jungen Spieler sind immer noch da und werden Einsätze bekommen. Das ist absolut keine Abkehr von unserem Weg", verspricht Schmid.

Ganz abeschlossen ist das Transferprogramm der Wiener Austria eineinhalb Monate vor Transferschluss wohl noch nicht. Zum einen besteht weiterhin die Möglichkeit, dass Stammspieler abgeworben werden - speziell an Matthias Braunöder gab es zuletzt immer wieder Interesse. Zum anderen gibt es eine Position im Kader, die noch Probleme darstellt: Die Linksverteidigung.

El Sheiwi gehört die Zukunft, aber...

"Die einzige Position, wo wir noch Probleme haben aufgrund von verletzten Spielern, ist links hinten", erklärt Schmid. Hier befindet sich die Austria in der Zwickmühle: Einerseits möchte man Top-Talent Ziad El Sheiwi niemanden vor die Nase setzen, andererseits laboriert der Linksverteidiger noch an den Nachwirkungen eines Kreuzbandrisses.

"Wir haben mit El Sheiwi dort jemanden, der überragendes Talent hat, dem die Zukunft auf dieser Position gehören sollte. Er ist im siebten Monat nach einer Kreuzbandverletzung, macht die ersten Schritte und ist auf einem guten Weg", führt Schmid aus.

In der Vorbereitung experimentierte der 51-Jährige aus diesem Grund immer wieder mit einer Dreierkette, in der Manfred Fischer die Position am linken Flügel einnahm. Auch Neuzugang Polster kann diese Hybridposition spielen und tat dies zuletzt etatmäßig in der zweiten Mannschaft des VfB Stuttgart.

Beim ÖFB-Cup-Auftakt in Wels half Rechtsverteidiger Marvin Martins als Linksverteidiger aus und wurde in der Schlussphase vom erst 19-jährigen Dario Kreiker, der sich in der Vorbereitung mit starken Leistungen aufdrängte, auf dieser Position ersetzt.

Ansonsten sind die Alternativen auf der Linksverteidigerposition nach dem Karrierende von Markus Suttner rar gesät: Neuzugang Baltaxa kam verletzt nach Wien und wird nicht so schnell einsatzbereit sein, Filip Antovski wurde leihweise abgegeben.

Deswegen könnte es sein, dass sich auf dieser Position noch etwas tut, so Schmid: "Natürlich halten wir die Augen danach offen, was möglich ist."

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