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Cup-Finale: Eine Farce mit fast nur Verlierern

Imageschaden! Verlierer, wohin man schaut. Final-Verlegung ein Fehler. Kommentar:

Cup-Finale: Eine Farce mit fast nur Verlierern Foto: © GEPA

Nun also doch! Das ÖFB-Cup-Finale zwischen RB Salzburg und dem SK Rapid wird nicht in der Generali Arena stattfinden.

Was in den vergangenen Tagen seit dem Aufstieg der Hütteldorfer ins Endspiel rundherum abgegangen ist, spottet jeder Beschreibung.

Ein Untergangs-Szenario wurde inszeniert, als wäre es das erste Fußball-Spiel überhaupt, das Bedenken auslöst. Forderungen auf der einen Seite, Befürchtungen auf der anderen, Vertragstreue hin oder her irgendwo dazwischen. Und dann gab es noch Entscheidungsträger, die zwischendurch die Austragung in der Austria-Heimstätte trotz dieser Final-Paarung bestätigten und wenige Tage später doch aufgrund einer Unterredung mit der Exekutive den Schwanz einzogen.

Eine Farce, die nicht nur dem österreichischen Fußball schadet, sondern im Großen und Ganzen eigentlich fast nur Verlierer kennt.

Der ÖFB:

Über allen thront der ÖFB, der größte Verlierer aller Beteiligten! Als Ausrichter dieser Veranstaltung wollte der Fußball-Bund dem Cup zu neuem Glanz verhelfen und schaffte mit dieser Posse nun genau das Gegenteil. Bei der Unterzeichnung des Vierjahresvertrags für die Spielstätte Generali Arena wurde bewusst ein kleineres Stadion gewählt, „um ein besseres Bild“ abzugeben, wenn es dadurch voller erscheint, etwa im Falle einer zuschauerschwachen Paarung.

Vorausschauend wurde aber scheinbar nicht entschieden, denn die Eventualität eines Final-Einzugs des SK Rapid auszuschließen, grenzt an eine klare Verfehlung. Die eigene Linie und Entscheidung dann auch nicht durchzuziehen, unterstreicht dies nur umso mehr. Denn Derbys am Verteilerkreis – auch mit weniger Rapid-Fans aufgrund des Auswärtskarten-Kontingents – stellen kein Problem dar, ein Cup-Finale jedoch schon? Heißt das im Umkehrschluss, dass nach den Vorfällen im Dezember 2018 wohl viel darauf hindeutet, dass in Zukunft keine Auswärtsfans mehr bei Derbys anwesend sein dürfen? Oder wie sind die Sicherheitsbedenken der Polizei sonst zu verstehen? Und wie wäre auf den Super-Gau reagiert worden, wenn Rapid UND Austria im Endspiel gestanden wären?

Der ÖFB hat einen Rückzieher gemacht und sich damit ernsthaft geschadet. Durch die Nichteinhaltung des Vertrags wird dies auch finanziell Auswirkungen haben, denn die Austria gehört für die entgangenen Einnahmen entschädigt. Einen sechsstelligen Betrag erwartete sich Markus Kraetschmer anhand der Miete seitens des ÖFB und Catering-Einnahmen. Der FAK wird definitiv nicht sagen: Danke, darauf verzichten wir! Zu diesen Kosten gesellt sich auch noch die Anmietung einer neuen Spielstätte – egal, ob diese dann Ernst-Happel-Stadion oder Wörthersee-Stadion in Klagenfurt heißt. Den Image-Schaden kann jedoch keiner so schnell bezahlen. Das Bizarre daran: Durch das Aufmotzen des ÖFB-Cups wollte man dieses eigentlich verbessern.

Austria-GM Markus Kraetschmer:

Als weiterer Verlierer muss Markus Kraetschmer hervorgehoben werden. Nicht die Austria im Allgemeinen, denn diese könnte durch das Abwenden möglicher Beschädigungen und der finananziellen Entlohnung seitens des ÖFB sogar als großer Gewinner aussteigen. Doch der General Manager wollte seine Entscheidung unbedingt durchdrücken, auch auf Anweisung des Austria-Vorstandes, der vorgab, die Schulden nach dem Stadionneubau schnellstmöglich abzubauen. Für zusätzliche Veranstaltungen abseits der Austria-Heimspiele wurde das Stadion dieser Größenordnung auch renoviert.

Kraetschmer hingegen wird diese Causa auch nach der Verlegung nicht zu seinen Gunsten drehen können – zumindest nicht im Clinch mit den Fans, die sogar das Stadion versperrten und im Endeffekt mit der Verlegung auch noch belohnt wurden. Es war schon erstaunlich, wie schnell sich dieser Flächenbrand ausbreitete. Vom verdienstvollen FAK-Mitarbeiter wurde er plötzlich vom eigenen Anhang zum Sündenbock abgestempelt, als „Seelenverkäufer“, „geldgeil“ beschimpft und ihm sogar der Rücktritt nahegelegt. Damit hat er sich keinen Gefallen getan, obwohl er stets glaubhaft argumentierte. Für ihn stellte nämlich auch eine Final-Teilnahme des SK Rapid kein Hindernis dar.

Angst? Fehlanzeige. Schließlich hätte ohnehin der ÖFB das Stadion wieder makellos zurückgeben müssen. Und wer weiß, ob überhaupt etwas passiert wäre? Der Austria-GM verwies auch darauf, dass der FAK selbst in der Heimstätte des Erzrivalen – damals noch das Hanappi-Stadion – 2007 den Cup-Titel bejubeln durfte, auch ohne größere Vorkommnisse. Dass die Proteste gegen Kraetschmer nun mit sofortiger Wirkung verschwinden, ist nicht zu erwarten.

Der SK Rapid:

Ist auch der SK Rapid ein Verlierer? Darüber kann man diskutieren. In sportlicher Hinsicht mit Sicherheit, denn die kurze Anreise (die auch im Happel-Stadion gegeben wäre, in Klagenfurt nicht) und die Motivation, ausgerechnet im Stadion des Stadtrivalen den ersten Cup-Titel seit 1995 zu bejubeln, hätte beflügeln können. Ein volles, kleineres Stadion mit – wohl wenig überraschend – mehr und lautstärkerem Support der Grün-Weißen muss man nun tauschen gegen das ungeliebte Ernst-Happel-Stadion, wo der Funke im Riesen-Oval noch selten übergesprungen ist und die 50.000er-Schüssel höchstens halbvoll sein wird, oder gar gegen die lange Anreise nach Klagenfurt.

Andererseits haben Präsident Michael Krammer und Geschäftsführer Sport Christoph Peschek nach medialem Bitten und Betteln ihren Willen bekommen. Scheinbar war die Angst vor Verfehlungen des eigenen Anhangs so groß, dass man dafür plädierte. Von einem „Sicherheitsrisiko“ war die Rede, bezogen auf die eigenen Fans. Ein ganz neuer Aspekt im grün-weißen Lager, doch im Nachhinein war davon keine Rede mehr. Dass dadurch mehr Rapid-Fans in den Genuss eines Finales kommen, war wohl eher nur ein nebensächlicher Grund, auch wenn dieser im Nachhinein hervorgehoben wird.

Alleine die Diskussionen wegen Rapid – bei jeder anderen Mannschaft in Österreich wäre der Spielort wohl akzeptiert worden - und die Panikmache vor den Fans schaden aber den Hütteldorfern gleichzeitig. Ihr Ruf eilt diesen wieder einmal voraus. Und was passiert, sollte Rapid ein weiteres Mal in den kommenden drei Jahren ins Finale einziehen? Beginnt dann die ganze Posse von vorne, da der Vertrag mit der Austria weiter Bestand hat? Oder gibt es eine Rapid-Ausnahmeregelung?

Der FC Red Bull Salzburg:

Kommen wir auch noch zu RB Salzburg! Gewinner oder Verlierer? Die Mozartstädter stehen dazwischen. Sie haben sich von Beginn an aus dieser Causa rausgehalten – das war auch besser so. Schließlich hätte sich die Situation für den haushohen Favoriten nicht verändert. Ob Wien oder Klagenfurt – das macht für den Serienmeister keinen Unterschied, nicht einmal der Heimvorteil für Rapid wäre den Salzburgern sauer aufgestoßen.

In Wirklichkeit können sich die Bullen ins Fäustchen lachen, weil sich alle anderen Parteien in die Haare geraten sind. Wobei die Erinnerungen an das Vorjahr in Klagenfurt nicht die besten sind, da man gegen Sturm verlor. Andererseits holte man 2017 gegen Rapid so wie die drei Jahre davor in Kärnten den Pokal.

Ernst-Happel-Stadion oder Klagenfurt:

Ernst-Happel-Stadion oder Klagenfurt? Das ist noch die offene Frage, doch auch hier wird einer als Verlierer hervorgehen. Doch momenten reiben sich die Verantwortlichen noch die Hände, weil sie nun vielleicht doch unverhofft zum Zug kommen, obwohl sie damals das Tauziehen mit der Generali Arena verloren hatten.

Klagenfurt wäre wohl der logische neutrale Austragungsort – weil er sich in der Vergangenheit schon bewiesen hat, unter anderem auch bei einem Endspiel Rapid gegen Salzburg vor zwei Jahren. Auf der anderen Seite steht das Happel-Oval, das sich damals nicht einmal um die Austragung beworben hat, nun aber der lachende Dritte sein könnte – trotz 1. Mai-Feierlichkeiten im Wiener Prater, die möglicherweise organisatorische Schwierigkeiten mit sich bringen könnten.

Schließlich ist es noch immer das Nationalstadion, wo Spiele dieser Größenordnung ausgetragen werden sollten. Was wiederum unterstreicht, dass ein neues Nationalstadion unumgänglich ist, um sich Diskussionen und eine Farce wie diese in Zukunft zu ersparen.

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