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Derby-Held Ajeti: "Kriege immer noch Gänsehaut"

Albian Ajeti entschied 2022 das historische erste Grazer Derby nach 15 Jahren Pause zu Gunsten von Sturm. Auch ein Jahr später weckt das Emotionen.

Derby-Held Ajeti: Foto: © GEPA

Im Oktober 2022 vor dem ersten Grazer Derby seit 15 Jahren war Mario Haas als bis dahin letzter Derby-Torschütze ein gefragter Interview-Partner.

Albian Ajeti krönte sich letztlich mit seinem Goldtor beim 1:0-Sieg des SK Sturm Graz gegen den GAK zum "Nachfolger" der schwarz-weißen Legende.

"Ihr könnt mich dann sehr, sehr gerne anrufen", lachte der Schweizer damals auf die Frage hin, wie lange ihm jetzt diese Ehre zuteil werden könnte.

Dass bereits ein Jahr später die Neuauflage in dieser Konstellation steigen würde, war damals so nicht absehbar. Abermals treffen sich die beiden Grazer Rivalen im ÖFB-Cup-Achtelfinale (Donnerstag, 20:30 Uhr im LIVE-Ticker).

Dies ist definitiv ein guter Grund, um mit Ajeti in Erinnerungen bezüglich seines historischen Treffers zu schwelgen.

Ajeti: "Es ging um die ganze Stadt"

"Die Erinnerungen sind wunderschön, auch heute noch unbeschreiblich. Selbst wenn ich jetzt noch einmal alles Revue passieren lasse, kriege ich Gänsehaut", meint der 26-Jährige gegenüber LAOLA1.

Ajeti steht inzwischen in der Türkei bei Gaziantep FK unter Vertrag. Damals war er seit gut eineinhalb Monaten als Leihgabe von Celtic Glasgow bei Sturm.

Über die Bedeutung dieses Spiels musste man jedoch auch mit jemandem, der neu in der Stadt war, nicht diskutieren.

"Es war einfach ein sehr emotionales Spiel, in dem es um sehr viel ging. Erstens um im Pokal eine Runde weiter zu kommen, zweitens um die ganze Stadt, um den ganzen Verein, um die ganze Geschichte, die dieses Derby anbelangt, das es zuvor 15 Jahre lang nicht mehr gegeben hat", erinnert sich der Stürmer.

Die Emotionen im Körper

"Und dann in so einem Spiel 1:0 zu gewinnen und das entscheidende Tor zu machen", so Ajeti weiter, "man kann sich durchaus vorstellen, was in mir alles abging und welche Emotionen ich im Körper hatte."

Der entscheidende Moment, als der Ball im Netz zappelt
Foto: © GEPA

Das ging wohl nicht nur dem Eidgenossen so. Schließlich war Sturm als Bundesliga-Spitzenklub natürlich der Favorit gegen den ambitionierten Zweitligisten GAK, der Monate später am letzten Spieltag den sicher geglaubten Aufstieg (und damit regelmäßige Bundesliga-Derbys) aus der Hand geben sollte.

Die Erleichterung, sich in diesem in und um Graz extrem gehypten Match keine Blöße gegeben zu haben, war den Sturm-Spielern anzumerken. Ajeti wurde in der Euphorie von seinen Mitspielern sogar speziell gefeiert:

"Sie haben mich auf den Schultern in Richtung unserer Fans hinter dem Tor getragen. Das war unbeschreiblich, kam aber auch unerwartet. Auf einmal habe ich gespürt, wie meine Beine hochgehoben wurden und erst dann gesehen, wer es war. Es war ein unbeschreibliches Gefühl, das man nicht so oft zu spüren bekommt. Aber in so einem wichtigen Spiel entscheidend zu sein, da hat es einfach dazu gepasst und ich möchte mich auch noch mal dafür bedanken."

Besuch von Mario Haas und Torjubel als Aufkleber

Nicht nur auf dem Liebenauer Rasen bekam der Angreifer die Euphorie rund um sein Tor zu spüren, die Reaktionen seien generell unglaublich gewesen - nicht nur wegen der sich häufenden Interview-Anfragen von Seiten der Medien im Nachgang der Partie.

"Ich habe in der Stadt auch so kleine Aufkleber von meinem Jubel gesehen - etwa an Wänden oder an Bushaltestellen."

Albian Ajeti

"Mario Haas war nach dem Spiel auf dem Trainingsgelände und hat mir gratuliert - er ist ja eine Legende des Vereins und hatte schon einige Tore im Derby geschossen", erzählt Ajeti, der sich sehr gerne an die Reaktion der Fans erinnert:

"Ich habe ungelogen Hunderte oder fast schon 1000 Bilder von meinem Jubel unterschrieben, also mit der Eckfahne und meiner Grätsche. Überall, wo ich in Graz hingegangen bin, wurde ich hochgejubelt. Ich habe in der Stadt auch so kleine Aufkleber von meinem Jubel gesehen - etwa an Wänden oder an Bushaltestellen."

Kurzum: "Ich habe gesehen, was es für diese Stadt bedeutet hat, so ein Spiel zu gewinnen."

Die ganze Saison als "kollektives Glücksgefühl"

Zumindest für die schwarz-weiße Stadthälfte auf jeden Fall. Letztlich war dieser Erfolg gegen den GAK logischerweise auch ein enorm wichtiger Etappensieg auf dem Weg zum Triumph im ÖFB-Cup, der mit einem 2:0-Final-Sieg in Klagenfurt gegen Rapid sichergestellt wurde.

Auch wegen dieses Titel-Gewinns kürt Ajeti sein Derby-Tor nicht eindeutig zu seinem besten Moment im Sturm-Trikot:

"Es war sicher eines meiner Highlight in dieser Saison. Natürlich gehört auch das Cup-Finale dazu. Aber ich finde, die ganze Saison war ein kollektives Glücksgefühl", meint Ajeti und konkretisiert:

"Wir haben viele Siege gefeiert, auch mal gelitten, in Clutch Moments gewonnen wie zum Beispiel im Europapokal gegen Feyenoord, als Otar Kiteishvili in letzter Minute dieses entscheidende Tor schießt. Dann selbstverständlich auch die Pokal-Feier und natürlich eben auch das GAK-Tor. Da es, glaube ich, den Fans am meisten bedeutet hat, war es sicher eines meiner Highlights."

Die Zeit bei Sturm? "Von A bis Z genossen"

Ajeti hatte zuvor übrigens schon zwei Mal in der Bundesliga getroffen. Generell wurde er in seinem Jahr bei Sturm jedoch immer wieder von Verletzungen gebremst. Letztlich folgte nach dem Derby-Tor nur mehr ein weiterer Treffer.

Nach dem Derby auf den Schultern der Mitspieler
Foto: © GEPA

Wenn es um das Resümee seiner Zeit bei Sturm geht, überwiegt für ihn jedoch eindeutig das Positive:

"Ich hatte eine wunder-wunderbare Zeit. Ich habe es von A bis Z richtig genossen. Ich habe tolle Menschen kennengelernt, mit super Leuten arbeiten dürfen - vom Trainer-Team über die Mitarbeiter, den Vorstand bis hin zu den Mitspielern und Fans. Es hat Spaß gemacht."

"Das einzige, was halt weniger Spaß gemacht hat, waren meine Verletzungen, die ich immer wieder hatte", schränkt Ajeti ein, "denen konnte ich leider nicht aus dem Weg gehen. Trotzdem habe ich probiert, positiv zu bleiben, der Mannschaft in der Kabine zu helfen und natürlich auch auf dem Platz, als es noch ging."

Tor beim Debüt für Gaziantep

Nach dem Ende der Leihe ging es zurück nach Glasgow. Anfang September ließ ihn Celtic in die Türkei ziehen.

Gleich bei seinem Debüt für Gaziantep netzte er Ende September gegen Istanbulspor.

"Mir geht es gut. Ich habe mittlerweile ein paar Spiele gemacht und auch getroffen", berichtet Ajeti, der die letzten beiden Spiele allerdings angeschlagen verpasste: "Ich habe etwas gespürt und wir sind kein Risiko eingegangen. Ich werde wahrscheinlich diese Woche wieder einsatzbereit sein."

Gaziantep hat am Donnerstag ebenfalls ein Pokal-Spiel auf dem Programm - zeitlich allerdings so, dass sich das Grazer Derby verfolgen ließe.

Ein bisschen Wut nach der Niederlage gegen die Austria

Tipps vom aktuell letzten Derby-Siegtorschützen würden seine Ex-Kollegen keine brauchen, motivieren müsse man eine Mannschaft vor einem Derby sowieso nicht.

"Es wird genau gleich sein wie im letzten Jahr. Man wird alles geben und zu 100 Prozent ready sein für das Spiel", ist sich Ajeti sicher und vermutet:

"Wahrscheinlich ist auch noch ein bisschen Wut drinnen nach der Niederlage gegen die Austria, was sicher gut sein wird. Wichtig ist, dass man nicht übermotiviert ist, man genau weiß, was zu tun ist und sein Bestmögliches abliefert."

Nachsatz: "Und dann wird es natürlich wieder nur einen Sieger geben."

@laola1

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