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Ardagger: Mit Sattelschlepper & Holz-Paletten gegen Salzburg

Der David rüstet sich für den Goliath! Was sportlich und organisatorisch zu tun ist und wie aus einem Sportplatz eine kleine Arena für 2.500 Personen wird.

Ardagger: Mit Sattelschlepper & Holz-Paletten gegen Salzburg Foto: © GEPAGemeinde Ardagger

ÖFB-Cup ist, wenn Welten aufeinandertreffen. So passiert es auch dieses Jahr wieder, wenn sich ambitionierte Unterhaus-Klubs mit den Bundesligisten messen.

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Ganz besonders zu spüren ist das Cup-Fieber heuer beim SCU Ardagger, der sich mit Bundesliga-Krösus FC Red Bull Salzburg messen darf.

Der Klub aus der 3.000-Seelen-Gemeinde hat ein schier unglaubliches Jahr hinter sich.

"Das war überhaupt nicht geplant"

Entgegen den eigenen Erwartungen kam der Klub in der 1. NÖ-Landesliga vergangene Saison in einen Lauf, der nicht mehr aufhörte und im überraschenden Aufstieg in die Regionalliga Ost gipfelte.

Es ist für den Klub aus dem Mostviertel der größte Erfolg der Vereinsgeschichte, nach 23 Jahren in der Landesliga stieg man erstmals in Österreichs dritthöchste Spielklasse auf.

Der Sportliche Leiter Wolfgang Riesenhuber beschreibt den SCU Ardagger im LAOLA1-Talk als kleinen Verein, "bei dem Menschlichkeit und Kameradschaft im Mittelpunkt stehen".

In der abgelaufenen Saison krönte sich Ardagger überraschend zum Meister der Landesliga in Niederösterreich

Der Aufstieg kam überraschend. "Das war überhaupt nicht geplant. Ziel war es, unter die ersten Vier zu kommen. Wir hatten überhaupt keinen Druck und das war unser großer Vorteil", schildert Riesenhuber.

Als Draufgabe wurde man nun also im Cup auch noch den "Bullen" zugelost. Der erste Gedanke sei gewesen: "Boah, wie schaffen wir das jetzt wieder", schildert Organisations-Chef Peter Zeitlhofer im Gespräch mit LAOLA1.

Der frühere Co-Trainer von Robert Weinstabl in Amstetten verantwortet gemeinsam mit dem OK-Team um Obmann Markus Hagler die Abwicklung des Cup-Ereignisses.

Dieses sei natürlich "ein absolutes Traumlos, weil du die beste Mannschaft Österreichs zu Gast hast."

Kartenanfragen? "Ja, endlos"

In Ardagger schraubte man zum Zeitpunkt der Auslosung gerade fleißig an der Infrastruktur. Die Längstribüne auf dem örtlichen Sportplatz war gerade im Begriff, neu errichtet zu werden.

"Es war sowieso geplant, dass unsere Tribüne saniert wird. Durch das Cup-Los musste das alles jetzt eben ein bisschen schneller gehen", erklärt Zeitlhofer.

Für den kleinen Verein ist die Cup-Partie eine große Herausforderung. Sportlich sowieso, aber genauso organisatorisch.

"Es sind endlos Kartenanfragen bei uns eingeprasselt", so Zeitlhofer. Der Andrang auf das Spiel gegen den Champions-League-Teilnehmer ist enorm.

Deswegen tut man im Verein alles, um für die Besucher "ein echtes Fußballfest" zu schaffen. Und um diese Gelegenheit möglichst vielen zu bieten, greift man zu besonderen Maßnahmen.

"Bei Salzburg sitzen gefühlt 30 Leute auf der Ersatzbank, aber die wird da bei jedem Verein in Österreich zu klein."

Organisationschef Zeitlhofer augenzwinkernd über ein Platzproblem am Spielfeldrand

Arbeiten, soweit das Auge reicht

Hinter einem der Tore verfügt man über eine freie Fläche. "Dort wird eine provisorische Zusatztribüne aufgebaut. Diese wird aus Paletten aufgestapelt", verrät Zeitlhofer.

Auf der Gegenseite befindet sich ein Hang, dort werde man gastronomisch nachbessern müssen.

Für die Spielanalysten der Salzburger errichtet man zudem ein eigenes Podest, von dem aus sie ihre Arbeit tun können.

Insgesamt sollen so 2.500 Personen dem Spiel beiwohnen können. Auch die "Bullen" helfen ihrerseits mit, wo notwendig - wofür Zeitlhofer sehr dankbar ist.

"Es ist eine super Zusammenarbeit mit Salzburg, der Verein ist top organisiert", spricht er ein Lob aus.

Einzig in einem Punkt muss man säumig bleiben, wie Zeitlhofer lachend meint: "Bei Salzburg sitzen gefühlt 30 Leute auf der Ersatzbank, aber die wird da bei jedem Verein in Österreich zu klein."

Das wichtigste sei "dass sich die Salzburger bei uns wohlfühlen. Wenn sie zufrieden abreisen, sind wir glücklich."

Durch Kontinuität zum (ungeplanten) Ziel

Dass es in Ardagger soweit kam, ist der kontinuierlichen Arbeit im Verein zu verdanken, wie Riesenhuber erklärt.

"Michael Unterberger ist seit sieben Jahren Trainer bei uns. Ich selbst und noch einige andere sind seit fast 25 Jahren dabei", schildert er.

Über die Jahre wurde die Mannschaft kaum verändert. Für die Regionalliga holte man nur vier neue Spieler hinzu, allesamt aus untere Klassen und aus der Region. "Unsere Spieler kommen alle aus der Umgebung", ergänzt Zeitlhofer.

Über den Sommer wurde an der Tribüne fleißig gearbeitet - auch mit Hilfe eines Sattelschleppers

"Wir müssen da mit ganz geringen Mitteln wirtschaften, für uns ist die Regionalliga eine völlig andere Welt. Und Salzburg ist sowieso noch einmal eine völlig andere Nummer", so Riesenhuber.

Trotz allem werde man sich den "Bullen" natürlich keineswegs kampflos geschlagen geben. "Wir wollen so lange wie möglich die Null halten und den einen oder anderen Nadelstich setzen", erklärt der Sportliche Leiter die Zielsetzung des David gegen den Goliath.

Dass das gar nicht so abwegig ist, bewies Ardagger in der abgelaufenen Saison. In der Landesliga kassierte das Team nur 17 Gegentore in 30 Spielen, auf heimischem Grün gar nur fünf!

Riesenhuber bemüht eine Floskel: "Stürmer gewinnen Spiele, die Verteidiger die Meisterschaften und genauso war es bei uns."

"Ich habe den Salzburgern eh schon geraten, sich wegen der Dreifachbelastung vielleicht nicht so auf den Cup zu konzentrieren."

Zeitlhofer versucht die "Bullen" mit Humor zu überzeugen

Zeitlhofer mit besonderem Rat für Jaissles "Bullen"

Das Spiel des SCU sei geprägt von "extrem viel Laufarbeit und sehr viel Gegenpressing. Die Salzburger werden überrascht sein, wie schnelle Spieler wir haben", betont Riesenhuber.

Nichtsdestotrotz werde man wohl "einen Sattelschlepper vor das Tor stellen müssen", lacht der 60-Jährige.

Organisationschef Zeitlhofer, der im steten Austausch mit den "Bullen"-Verantwortlichen steht, hat zudem einen Tipp für den Bundesliga-Krösus parat. "Ich habe ihnen eh schon geraten, sich wegen der Dreifachbelastung vielleicht nicht so auf den Cup zu konzentrieren", meint er lachend.

Die neue Längstribüne am Sportplatz in Ardagger

Es ist aber zu befürchten, dass dieser von der Jaissle-Elf nicht beherzigt wird. Alles andere als ein Salzburg-Sieg wäre eine Sensation à la Düdelingen oder Vaduz.

Wünsche für den Cup, Ziele für die Ostliga

Für den SCU Ardagger ist aber schon das Spiel an sich ein riesiges Highlight und auch anderweitig gibt es Grund zur Freude.

Denn finanziell sei das Los ein Segen. "Für die Nachhaltigkeit tut uns das auf alle Fälle gut und wird uns in Zukunft helfen", freut sich Zeitlhofer.

Sein Wunsch für das Cup-Spiel? "A schöns' Wetter! Und dass alles komplikationslos abläuft. Wenn die Leute dann zufrieden nach Hause gehen, haben wir alles richtig gemacht."

Nach der Partie gegen die "Bullen" heißt der Alltag Regionalliga, wo in der kommenden Saison der Klassenerhalt das Ziel ist.

Wolfgang Riesenhuber gibt sich aber keinen Illusionen hin, auch ihm ist klar, dass Ardagger wohl der große Außenseiter ist.

"Natürlich könnte die Regionalliga auch eine Schippe zu viel für uns sein", sagt der Sportliche Leiter. "Aber auch da müssen sie uns einmal ein Tor schießen."

Denn es ist davon auszugehen, dass man den Sattelschlepper vor dem eigenen Kasten bis dahin nicht umparkt.

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