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Zweitliga-Kicker als Kultstar: Der Grigg-Faktor

2016 wurde Will Grigg europaweit bekannt - so ist es ihm seither ergangen.

Zweitliga-Kicker als Kultstar: Der Grigg-Faktor Foto: © getty

Frankreich, Juni 2016: Das ganze Land wird von trinkfreudigen Nordirland-Fans belagert. Und sie alle singen ein Lied - immer wieder:

"Will Grigg’s on fire, your defence is terrified

Will Grigg’s on fire, your defence is terrifed

Will Grigg’s on fire, na na na na na na na na na na na"

Damit war er geboren, der EM- und Sommerhit des Jahres 2016. Ein Loblied auf den nordirischen Stürmer Will Grigg. Einen Spieler, der bei der Europameisterschaft nicht eine Minute auf dem Platz stehen sollte.

Jetzt kommt eben jener Will Grigg mit dem nordirischen Team zum Nations-League-Match nach Wien (12.10., LIVE-Ticker). Doch welche Auswirkungen hat der Song auf die Karriere von Grigg?

So lief Will Griggs Karriere:

Saison Liga Verein Spiele Tore
2008/09 League One FC Walsall 1 0
2009/10 League One FC Walsall 0 0
2010/11 League One FC Walsall 28 4
2011/12 League One FC Walsall 29 4
2012/13 League One FC Walsall 41 19
2013/14 League One FC Brentford 34 5
2014/15 League One Milton Keynes Dons 44 20
2015/16 League One Wigan Athletic 40 25
2016/17 Championship Wigan Athletic 33 5
2017/18 League One Wigan Athletic 43 19
2018/19 Championship Wigan Athletic 9 3
GESAMT: 302 104

Von Wigan nach ganz Europa

Doch der Reihe nach. Die Saison 2015/16 in der englischen League One (dritthöchste Spielklasse) ist das Jahr des damals 24-jährigen Will Grigg. In 40 Partien erzielt er 25 Treffer und bereitet fünf weitere Tore vor. Außerdem traf Grigg zweimal in der "EFL-Trophy" und einmal im "EFL-Cup".

Mit seinen Treffern führte er sein Team zurück in die Championship (zweite Liga). Die Wigan-Fans waren begeistert von ihrem Neuzugang, der im Sommer 2015 von den Milton Keynes Dons kam.

Im Zuge der Begeisterung stellte Wigan-Fan Sean Kennedy ein Video auf "Youtube", in dem er den "Gala"-Hit "Freedom from Desire" von 1996 mit neuem Text sang. Der Beginn des Hits "Will Grigg´s on fire".

Enttäuschter Grigg

Die nordirischen Fans übernehmen den Song und bringen ihn mit zur EM-Endrunde nach Frankreich. Dort steht auch Grigg im Aufgebot. Zu einem Einsatz reicht es für den Stürmer nicht.

"Es war ein Tiefpunkt in meiner Karriere", so Grigg gegenüber "The Telegraph". "Wenn es einen Zeitpunkt gab, an dem ich verdient hätte zu spielen, dann da. Es war schwer zu akzeptieren."

Und dennoch wurde der Angreifer zu einem der Stars der Europameisterschaft. Plötzlich singen alle den "Will-Grigg-Song" - selbst die gegnerischen Fans stimmen mit ein. In England schafft es der Song sogar in die "Top-10" der "iTunes-Charts".

Grigg selbst macht das Beste aus seiner Situation. Den Erlös aus dem Single-Verkauf spendet er an die Stiftung "Joseph´s Goals". 

Große Spiele im FA-Cup 

Die Saison nach der EM verläuft enttäuschend für Grigg und seinen Klub. Zwar trifft der Stürmer fünfmal in den ersten zehn Partien, danach aber nicht mehr. Das Saisonfinish verpasst er komplett wegen einer Knieverletzung - Wigan steigt am Ende wieder ab.

In der dritten Liga läuft es dann deutlich besser für den Nordiren. Er schießt 19 Tore in 43 Spielen und verhilft Wigan zum direkten Wiederaufstieg. Doch es sind die FA-Cup-Matches gegen Premier-League-Klubs, in denen Grigg wieder von sich Reden macht. 

Zunächst trifft er beim 2:2 gegen Bournemouth (Wigan siegt im Rückspiel 2:0), dann schießt er West Ham United beim 2:0-Sieg mit einem Doppelpack alleine aus dem Wettbewerb und auch Pep Guardiolas Starensemble von Manchester City muss nach einem Grigg-Tor und der 0:1-Niederlage die Segel streichen.

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(Text wird unter dem Video fortgesetzt)

 

Schwerer Stand im Team

Trotz seiner guten Leistungen bei Wigan gehört Grigg auch weiterhin nicht zum Stammpersonal des Nationalteams. Zuletzt erhielt Kyle Lafferty von Rapids EL-Gegner Glasgow Rangers den Vorzug im Sturmzentrum. Griggs Bilanz im Team ist deshalb überschaubar. In 19 Einsätzen erzielte er erst zwei Tore.

Bei der 1:2-Auftaktiederlage in der Nations League gegen Bosnien-Herzegowina stellte der mittlerweile 27-Jährige seine Treffsicherheit aber unter Beweis. Als Belohnung durfte Grigg im Testmatch gegen Israel von Beginn an ran, wurde nach 65 Minuten ausgetauscht. Jetzt will Grigg seinem Trainer Michael O'Neill auch gegen das ÖFB-Team einen Grund liefern, vermehrt auf ihn zu setzen.

Rückblickend gibt Grigg zu, dass die Berühmtheit, die der Song mit sich brachte, auch negative Seiten hatte. "Ja, es war definitv ein Hindernis. Sowohl während der Europameisterschaft, aber auch im Anschluss."

Trotz allem ist er aber stolz auf seinen Song. "Es war schon toll so gefeiert zu werden", wird er im "Telegraph" zitiert. Bleibt abzuwarten, ob am 12. Oktober einer der bekanntesten Fußballsongs der letzten Jahre auch durch das altehrwürdige Ernst-Happel-Stadion schallen wird.

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