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Breite Front gegen Super League

Die Reaktionen von Spielern, Vereinen, Fans und Medien sind eindeutig:

Breite Front gegen Super League Foto: © getty

Die in der Nacht präsentierte Super League, der sich 12 Top-Klubs aus England, Italien und Spanien verschrieben haben, sorgt für große Aufregung.

Nicht nur bei Vertreten der UEFA oder der nationalen Verbände macht sich Unmut über das Projekt breit. Fans, Klubs, ehemalige Spieler und sogar die hohe Politik sprechen sich beinahe unisono gegen das Projekt von Real Madrid, Juventus, Liverpool und Co. aus.

LAOLA1 hat einige Reaktionen auf die vorgestellte Super League zusammengetragen.

"Idee von jemandem, der Fußball hasst"

Die internationale Presse geht zum Teil hart mit der Super League ins Gericht. So schreibt Jonathan Liew im Guardian: "Das ist eine Idee, die sich nur jemand ausgedacht haben kann, der Fußball wirklich bis auf die Knochen hasst. Der den Fußball so sehr hasst, dass er ihn beschneiden, ausnehmen, zerlegen will, vom Spiel an der Basis bis zur Weltmeisterschaft."

Kürzer fasst sich da Jon Colman vom englischen Regionalmedium "News and Star". Der Text mit dem Titel "Gründe, warum eine europäische Superliga gut für den Fußball ist", beinhaltet sechs Wörter: "Es gibt keine. Ende des Artikels"

Der "Mirror" titelt: "Krimineller Akt gegen Fans".

Die "Gazzetta dello Sport" sieht indes einen Interessenskonflikt: "Die Super League, die er (Juve-Boss Andrea Agnelli) fördert, würde eher den Interessen seines Klubs nützen, als den allgemeinen Interessen der Serie A. Ein Parallelturnier zwischen einigen Vertretern des europäischen Klub-Adels würde Geld nur in die Kassen der beteiligten Vereine spülen. Die Super League steht im Widerspruch zum Versuch, die italienische Meisterschaft wieder aufzuwerten und noch stärker im Gegensatz zum Projekt der neuen Champions League, die vorhat, den Wettbewerb von 2024 an auf 36 Mannschaften auszuweiten."

Die "New York Times" sieht die aktuelle Entwicklung als logische Konsequenz der Vorgänge der Vergangenheit: "Es ist wirklich keine Überraschung, dass die Rebellen glauben, ihr Plan könnte funktionieren und es keine rote Linie gibt. Dass, was auch immer sie tun, wir weiter alle zuschauen und der Ball weiter rollen wird. Es ist keine Überraschung, dass sie denken, sie können tun was immer sie wollen. Das haben sie schließlich seit Jahren, und niemand hat sie bislang aufgehalten."

Die Kollegen vom "Other Bundesliga"-Podcast schreiben auf Twitter: "Ist heute Morgen sonst noch jemandem schlecht? Das Spiel wurde geschändet."

 

Ex-Spieler greifen zu den Heugabeln

Mehrere Ex-Profis haben sich ebenfalls überdeutlich positioniert. Ex-England-Stürmer Gary Lineker prohezeit auf Twitter, dass die Super League Vorhaben auf ihrem "absurden und habgierigen Hintern" sterben würde. "Ich freue mich auf den Kompromiss zwischen UEFA und den Klubs... Das ist, glaube ich, warum das so abgezogen wird. Ein Machtspiel", so Lineker weiter, der die Fans in die Pflicht nimmt. "Fußball ist nichts ohne seine Fans. Das haben wir in den letzten 12 Monaten deutlich gesehen. Wenn Fans vereint gegen dieses Schneeballsystem, das Anti-Fußball ist, stehen, kann es aufgehalten werden."

Manchester-United-Legende Gary Neville hat schon am Sonntag mit seiner Wutrede gegen "seinen" Verein für Schlagzeilen gesorgt. Er bezeichnet die teilnehmenden englischen Klubs als "Schande" und fordert harte Sanktionen Seitens der Premier League. "Zieht ihnen alle Punkte ab! Reiht sie ans Ende der Tabelle und nehmt ihnen das Geld weg."

"Ich bin ein Fan von Manchester United und das seit 40 Jahren meines Lebens, aber ich bin angewidert, absolut angewidert", so der ehemalige Verteidiger, der vor allem gegen die "Red Devils" und den FC Liverpool wettert.

"Ich bin von Manchester United und Liverpool am meisten angewidert. Liverpool macht einen auf 'You'll Never Walk Alone', der Klub der Leute, der Klub der Fans. Manchester United, geboren von den Arbeitern aus der Gegend, und sie brechen weg, in eine Liga ohne Wettbewerb, aus der sie nicht absteigen können? Ehrlich gesagt, wir müssen die Macht von den Top-Klubs in diesem Land zurückholen, dazu gehört auch mein Verein".

Liverpool-Legende Jamie Carragher schlägt in dieselbe Kerbe wie Lineker und Neville. "Alles, was ich von Liverpool in diesem Jahr gehört habe, ist, wie sehr sie die Fans vermisst haben. Witzig, dass die Stimmen aus dem 'Kop' nur dann wichtig sind, wenn es am Bequemsten ist. Liverpools scheinbare Anführer-Rolle in der Bedrohung der kompetetiven Ideale des Fußballs, ist ein Betrug des Erbes, das sie nun zu Geld machen wollen", wird der ehemalige Abwehrspieler vom "Telegraph" zitiert.

"Selbst, wenn sie damit umfallen, vergebt ihnen nicht, Fans der 'Sechs'", schreibt der in England beliebte Sport-Moderator Jeff Stelling auf Twitter. "Vergesst niemals, was sie versucht haben, zu tun. Gott sei Dank, unterstütze ich einen ordentlichen Klub. Und nicht nur meinen, sondern alle Vereine, die ihre Fans mit Respekt behandeln, deren Spieler immer noch mit den Fans reden und deren Fans sich gegenseitig respektieren. Mit tun die Fans der sechs Klubs leid, die von deren Besitzern als wertlos erachtet werden."

Ex-Livepool-Verteidiger Dejan Lovren, der nun bei Zenit St. Petersburg unter Vertrag steht, schreibt auf Twitter: "Fußball wird in der nahen Zukunft vor dem Kollaps stehen. Niemand denkt an das große Ganze, nur das Finanzielle. Ich glaube, dass wir diese unangenehme Situation immer noch lösen können".

Politik schaltet sich ein

Noch vor der Ankündigung der Vereine in der Nacht auf Montag verurteilte der britische Premierminister Boris Johnson die Pläne der englischen Top-Klubs. "Pläne für eine europäische Superliga wären sehr schädlich für den Fußball", so Johnson, der sanktionierende Verbände unterstützen will, auf Twitter.

Solche Pläne würden "ins Herz des nationalen Spiels treffen und wird Fans im ganzen Land beunruhigen. Die involvierten Klubs müssen ihren Fans und der erweiterten Fußball-Gemeinschaft Antworten liefern, bevor weitere Schritte unternommen werden", so Johnson.

Fanvereinigungen der englischen Klubs laufen Sturm gegen die Pläne ihrer Vereine. Die Liverpool-Anhänger-Gruppe "Spirit of Shankly" zeigt sich in einer Stellungnahme "entrüstet". "Die Fenway Sport Group (Besitzer des FC Liverpool, Anm.) hat die Fans in ihrem unnachgibigen und gierigen Streben nach Geld ignoriert. Der Fußball gehört uns, nicht ihnen. Unser Fußballklub gehört uns, nicht ihnen".

Der "Chelsea Supporters' Trust" bezeichnet die Vorgehensweise als "unverzeihlich", die Mitglieder hätten wie Fußball-Fans auf der ganzen Welt "den ultimativen Betrug" erfahren. Der Supporters' Trust von Arsenal spricht vom "Tod von Arsenal als Sport-Institution". Die offzielle Fan-Vereinigung von Manchester City meint, dass die involvierten Parteien "keine Achtung vor der Tradition des Spiels" hätten.

Der "Manchester United Supporters' Trust" nennt die Pläne "komplett inakzeptabel", die ESL würde allem, wofür Fußball und Manchester United stehen sollten, widersprechen. Die Super League ist ein "Konzept, das auf Habgier und Selbst-Interesse auf Kosten der intrinsischen Werte des Spiels, das wir so lieben, basiert", so der Tottenham Hotspur Supporters' Trust.

DAZN und Klubs distanzieren sich

Der Streaming-Gigant DAZN, der laut einem Bericht des "Corriere dello Sport" in die Super League involviert sein soll, distanziert sich in einem Statement gegenüber Reuters davon. "Weder DAZN, noch Herr Blavatik (Inhaber von DAZN-Mutterkonzern Access Industries, Anm.) sind in irgendeiner Art und Weise involviert oder interessiert, in Diskussion über die Etablierung der Super League zu treten, noch haben Gespräche stattgefunden.

Die US-Bank JP Morgen hat ihre Beteilung allerdings bestätigt und sich dazu bekannt, als Financier zu fungieren.

Die TSG Hoffenheim hat sich als einer der ersten Klubs von der Super League distanziert. Man bestärke die Sichtweise von DFL-Chef Seifert, der bereits am Sonntag von seiner Ablehnung bezüglich des Konzepts sprach. Auch Borussia Dortmund spricht sich in Person des Vorsitzenden der Geschäftsführung, Hans-Joachim Watzke, gegen die Super League aus. (Alle Infos >>>). Der BVB wurde in der Vergangenheit als mögliches Gründungsmitglied kolportiert.

Humor nicht verloren

Es gibt aber auch weniger ernste Reaktionen auf die Super-League-Pläne. Ein Twitter-User stellt beispielsweise exklusiv den Spielball des Bewerbs vor:

Und auch aus Österreich kommt eine Reaktion, nämlich vom FC Wacker Innsbruck. Die Tiroler ziehen #LigaZwa jedenfalls dem neugeschaffenen Bewerb vor. "Jede Liga mit uns ist eine #SuperLeague. Noch mehr aber wenn wir wieder Fans bei uns begrüßen dürfen", so die Innsbrucker auf Twitter.

Der spanische Klub Real Betis hat indes die abtrünnigen Klubs Atletico Madrid, FC Barcelona und Real Madrid aus der Tabelle auf der vereinseigenen Homepage entfernt und befindet sich somit auf Champions-League-Kurs.

Ein in den letzten Stunden oft geteiltes Bild stammt von einem Freundschaftsspiel zwischen dem Club Africain aus Tunesien und PSG im Jänner 2017. Eine Fangruppierung zeigte ein Spruchband mit der Aufschrift "Von den Armen erfunden, von den Reichen gestohlen", im Bezug auf den Fußball. Es steht wohl sinnbildlich für die Entwicklungen der vergangenen Stunden.

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