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Patrick Pentz: Was lief schief bei Stade Reims?

Flucht vor einer ausweglosen Situation? Die aktuelle Nummer eins funktioniert, der ÖFB-Goalie konnte sich nicht sofort anpassen.

Patrick Pentz: Was lief schief bei Stade Reims? Foto: © GEPA

ÖFB-Goalie Patrick Pentz hat es bei Stade Reims gerade alles andere als leicht.

Den Tiefpunkt erreichte der 26-Jährige Anfang Jänner, als er in der ersten Hauptrunde der Coupe de France beim 7:0-Kantersieg bei Amateur-Verein FC Loon-Plage erneut 90 Minuten auf der Ersatzbank Platz nehmen musste.

Ursprünglich hatte Trainer Will Still geplant, den österreichischen Schlussmann von Beginn an einzusetzen, damit er ein bisschen Spielpraxis bekommt.

Doch wenige Stunden vor dem Anpfiff entschied er, Yehvann Diouf erneut das Vertrauen auszusprechen und Pentz auf der Bank zu lassen.

Garcia setzte ursprünglich auf Pentz

Dabei verlief der Einstand von Pentz in der Region Champagne eigentlich vielversprechend: Der viermalige ÖFB-Teamgoalie genoss das volle Vertrauen des damaligen Trainers Oscar Garcia und verpasste an den ersten sieben Spieltagen in der französischen Meisterschaft keine einzige Spielminute.

Doch das Vertrauen konnte er zu selten rechtfertigen, um dauerhaft seinen Status als Nummer eins zu verteidigen.

"In der Ligue 1 wird halt anders gespielt als in der österreichischen Liga, das ist Fakt. In Frankreichs Elite sind die meisten Spieler größer und robuster."

Oscar Garcia

Obwohl ihm kein einziger Patzer unterlief, konnte der gebürtige Salzburger in keinem Spiel die Null halten.

Mit mickrigen sechs Zählern nach sieben Spieltagen lag sein neues Team weit unten in der Tabelle. Um eine Art Hallo-Wach-Effekt zu erzeugen, entschied sich Garcia für Diouf als neue Nummer eins im Tor.

Man muss sofort das beste Gesicht zeigen

"Patrick kann man nicht viel vorwerfen", erzählte der Spanier und meinte weiter:

"Er hat grundsätzlich seine Sache ordentlich gemacht, aber wir erwarten von unserem Torwart, dass er auch mal starke Paraden zeigt und seinen Kasten sauber hält, was ihm kein einziges Mal gelungen ist. Wenn man mehrere Spiele hintereinander nicht gewinnt, muss man es wagen, mutige Entscheidungen zu treffen, um eine Art Trotz-Reaktion zu erzeugen, was uns tatsächlich gelang."

Nur das erste der zwölf folgenden Liga-Matches ging verloren. Es folgten elf Spiele mit vier Siegen und sieben Remis, Diouf spielte dabei sechs Mal zu Null.

"Ich habe den Eindruck, dass Patrick eine längere Zeit für seine Integration benötigt. In der Ligue 1 wird halt anders gespielt als in der österreichischen Liga, das ist Fakt. In Frankreichs Elite sind die meisten Spieler größer und robuster. Auf der anderen Seite muss man auf dem höchsten Niveau als Neuzugang in der Lage sein, sich sofort anzupassen und sein bestes Gesicht zu zeigen, sonst ist der Zug schnell abgefahren", urteilt Garcia.

Klare Hierarchie

"Ich habe eine klare Hierarchie etabliert mit Diouf als Nummer eins und Pentz als seinem Herausforderer."

Will Still

Seitdem hat der ehemalige Trainer des FC Red Bull Salzburg den Verein verlassen. Unter seinem Nachfolger Will Still hat sich die Lage von Pentz keineswegs verbessert:

"Ich habe eine klare Hierarchie etabliert mit Diouf als Nummer eins und Pentz als seinem Herausforderer. In den letzten Wochen hat Diouf die Erwartungen komplett erfüllt, so dass es in meinen Augen keinen Grund gibt, daran etwas zu verändern."

Ursprünglich konnte man Pentz bei seinem Wechsel nach Frankreich von der Wiener Austria im Sommer weitaus bessere Chancen zuschreiben, schließlich war er in Reims als Nummer eins eingeplant.

Dazu erhielt er von seinem Arbeitgeber keine Freigabe für die November-Länderspiele gegen Andorra (1:0) und Italien (2:0), weil der Trainingsauftakt auf den 18. November festgelegt wurde, was ihn tief enttäuschte.

Was nun?

"Patrick muss lernen, sein Positionsspiel besser im Griff zu haben und sein Spielverständnis sowie seine Kommunikation mit seinen Vorderleuten zu verbessern, allein schon bei den Trainingseinheiten", erklärt Jean-Pierre Caillot, der Präsident von Reims, "aber vor allem muss er öfter entscheidender sein, sich noch mehr zeigen, doch das ist ihm bisher nicht gelungen."

Was nun? Sein Vertrag läuft noch bis Juni 2025. Seine Aussichten beim derzeitigen Elften der Ligue 1 sehen düster aus, auch weil Diouf konstant gut hält und Still nicht an einen kurzfristigen Torwartwechsel denkt.

Eine Leihe wäre für alle Seiten sinnvoll, vor allem im Hinblick auf den Start in der EM-Qualifikation Ende März gegen Aserbaidschan und Estland - Gerüchte bezüglich eines Wechsels gibt es auch.

Denn ohne jegliche Spielpraxis wird ihn ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick wohl nicht nominieren…


Alexis Menuge

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