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Gehaltsobergrenze? DFB plant Fußball-Revolution

5-Punkte-Plan! So will man in Deutschland den Fußball neu aufstellen:

Gehaltsobergrenze? DFB plant Fußball-Revolution

Die Corona-Krise hat den Fußball verändert.

Geisterspiele, Maskenpflicht auf der Betreuerbank oder Distanz-Jubel werden hoffentlich bald wieder der Vergangenheit angehören, die Auswirkungen der Pandemie könnten den Fußball aber noch über Jahre beschäftigen. 

In Deutschland setzt man sich deshalb schon jetzt mit dem Fußball der Zukunft auseinander. Der DFB hat am Dienstag einen Fünf-Punkte-Plan für mehr Nachhaltigkeit im Geschäft mit dem runden Leder vorgestellt. 

"Die Krise bietet jetzt die Chance, den Blick nach vorne zu richten und den Fußball neu aufzustellen, um ihn für die kommenden Generationen zu erhalten", sagt DFB-Präsident Fritz Keller.

Das Ziel: Der gesamte Fußball soll sich wieder auf die Grundwerte besinnen und näher an die Menschen heranrücken. 

Gehaltsobergrenze angedacht

Die aktuelle Krise habe Probleme des Fußballs, die vorher von immer neuen Rekorden überlagert wurden, nun offen zu Tage treten lassen. Kommerzialisierung, horrende Gehälter und Ablösesummen, aber auch "manche Vorgänge in den Fußball-Verbänden rund um die Vergabe von Weltmeisterschaften" hätten zu einer teilweisen Entfremdung vom Fußball beigetragen und sollen der Vergangenheit angehören. 

Deshalb sieht der Plan des DFB unter anderem eine Gehaltsobergrenze vor. Der Profi-Fußball müsse den Menschen wieder nähergebracht werden.

"Wir müssen über eine Gehaltsobergrenze nachdenken", sagt Keller und spricht von irritierenden und entfremdenden Summen im weltweiten Fußball-Business. 

"Um eine Reform des Financial Fair Play für den gesamten Fußball zu diskutieren, werde ich mit meinen Kolleg*innen auf nationaler und internationaler Ebene sowie dem UEFA-Präsidenten Aleksander Ceferin Kontakt aufnehmen. Am Ende muss eine europarechtskonforme Regelung stehen, die auch für Großbritannien gilt", so Keller. 

Der 63-Jährige hatte zuletzt mit Kritik aufhorchen lassen. Ihm sei es dabei um das Gesamtbild der Branche gegangen, die in der Corona-Krise sehr viel Kritik einstecken musste. Wenn einige Fußballprofis Bilder aus Learjets oder Luxuskarossen in den sozialen Netzwerken posteten, habe dies "mit einer Vorbildfunktion nichts zu tun". Das schade dem Fußball ebenso wie die "unsinnigen Gehälter und Ablösesummen, die nicht mehr glaubhaft sind und für die man sich fremdschämt", erklärte Keller. "Man denkt, das ist von einer anderen Welt. Wir müssen über eine Gehaltsobergrenze reden."

Der Fünf-Punkte-Plan des DFB-Präsidenten im Wortlaut:

(Text wird unter dem Video fortgesetzt)

1. DFB-Netzwerk für Präventiv-Tests nutzen

Wir kämpfen gegen ein gefährliches Virus. Als fest verankert in der Gesellschaft sehe ich den Fußball in der Verantwortung, sich mit seiner positiven Kraft einzubringen: Präventive und möglichst großflächige Testung könnten helfen, das Virus zielgerichtet einzudämmen, bis ein Impfstoff entwickelt sein wird. So können wir weitere Schritte in Richtung einer Öffnung wagen, ohne eine zweite Infektionswelle zu riskieren. Sollten sich Politik und Wissenschaft für den Weg der Präventiv-Testung entscheiden, wird der Fußball seinen Beitrag zum Gelingen dieser Maßnahme leisten: mit seiner verbindenden Kraft, seiner Popularität, Logistik und Infrastruktur, vor allem aber mit seinen sieben Millionen Mitgliedern und rund 25.000 Vereinen. Entsprechende Angebote habe ich bereits mit Vertreter*innen der Politik besprochen.

2. Gehaltsobergrenzen und sinnvolle Regulierung des Fußballs

Wir müssen auch den Profifußball wieder näher zu den Menschen bringen. Wir müssen über eine Gehaltsobergrenze nachdenken. Um eine Reform des Financial Fair Play für den gesamten Fußball zu diskutieren, werde ich mit meinen Kolleg*innen auf nationaler und internationaler Ebene sowie dem UEFA-Präsidenten Aleksander Ceferin Kontakt aufnehmen. Am Ende muss eine europarechtskonforme Regelung stehen, die auch für Großbritannien gilt.

Provisionen für Spielerberater und immense Transfersummen irritieren die Gesellschaft zunehmend und entfremden sie von unserem geliebten Sport. Der gesamte Fußball ist aufgefordert, endlich zufriedenstellende Antworten auf diese Problemstellungen zu geben.

3. Enkeldenken: Wir brauchen neue Maßstäbe für Erfolg

Die vielfältigen Themen der Nachhaltigkeit - auf ökonomischer, ökologischer und sozialer Ebene - müssen im Fußball einen höheren Stellenwert einnehmen als bisher. Gute Unternehmensführung bedeutet insbesondere das Denken in langfristigen Perspektiven und nicht von Saison zu Saison. Gemeinsam mit unseren Mitgliedsorganisationen und den Profiklubs müssen wir verbindliche Nachhaltigkeits-Standards entwickeln, die dann auch in der Lizenzierung Beachtung finden. Gemeinsam mit den Städten, Kommunen und unseren Partnern wollen wir die EU-Initiative für ein klimaneutrales Europa 2050 unterstützen. Die EURO 2024 in Deutschland wird dabei ein besonders wichtiger Meilenstein sein.

4. Fußball zukunftssicher machen - Ehrenamt stärken

Ich möchte diejenigen stärker unterstützen, die sich jeden Tag ehrenamtlich in unseren Vereinen engagieren. Wir müssen die Bedingungen, unter denen diese Heldinnen und Helden des Alltags freiwillig ihre Freizeit investieren, ganz praktisch verbessern. Digitalisierung ist hier ein wichtiges Stichwort. Wir müssen uns zudem dafür engagieren, dass die Infrastrukturen des Fußballs und des Sports zukunftsfest sind und dazu gehört auch, dass Vereine künftig Rücklagen bilden dürfen.

5. Breiter Dialog mit allen Interessensgruppen auf Augenhöhe

Alle genannten Maßnahmen möchte ich mit den Menschen abstimmen, die davon betroffen sind. Dazu werde ich einen breiten Dialog für mehr Nachhaltigkeit im Fußball starten. Ich werde all diejenigen, die Freude am Fußball haben, Verantwortung tragen oder betroffen sind – unsere Verbände, Vereine, Fans, Partner, NGOs, Politik, Wissenschaft und Wirtschaft – einladen, sich an diesem Dialog aktiv und auf Augenhöhe zu beteiligen. Die Stärkung des Fan-Dialogs als ein Teil unserer Dialogoffensive ist mir persönlich dabei besonders wichtig.

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