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Presse: "Es ist besser als nichts, aber nicht gut"

Die internationalen Pressestimmen zum Bundesliga-Start sind sich uneins:

Presse: Foto: © getty

Die Augen der Fußball-Welt sind an diesem Wochenende auf die deutsche Bundesliga gerichtet.

Als erste große Liga hat Deutschland den Wiederbeginn nach der Corona-Pause gewagt, selbstverständlich unter strengen Auflagen. Die ersten Spiele waren weit von der gewohnten Normalität entfernt, aber boten aus sportlicher Sicht brauchbare Kost.

Dementsprechend zwiegespalten geht die internationale Presse mit dem ersten Praxis-Test des "Corona-Fußballs" um.

"Die Rückkehr der Bundesliga fühlte sich funktional, kalt und seelenlos an - aber das ist alles, was wir im Augenblick haben", meint etwa der britische "Telegraph".

In Frankreich fragt sich "L'Equipe": "Warum den Spielern verbieten, sich im Tunnel anzunähern, wenn sie (bei Cornern) fast aufeinanderklettern? Warum Musik nach dem Spiel spielen, wenn niemand da ist, der sie hört?"

 

(Gesammelte Pressestimmen unter dem VIDEO):

Internationale Pressestimmen zum Wiederbeginn der deutschen Bundesliga:

ITALIEN:

"La Stampa": "Wir müssen Gary Linekers Definition aktualisieren: Fußball ist nicht mehr der Sport, bei dem 22 Männer dem Ball nachjagen und am Ende die Deutschen gewinnen. Sondern es ist das, was - wer weiß, für wie lange noch - nur sie spielen. Jetzt können sie es. Willkommen zurück in der Bundesliga."

"Gazzetta dello Sport": "Bundesliga hat Fußball zum Leben erweckt. Hätten wir für die Menschheit einen Fußballer wählen müssen, nur um diesem Bastard eines Virus ins Gesicht zu schlagen, hätten wir uns für Erling Haaland entschieden. (...) Er ist es, der herabsteigt und den ersten Schritt auf diesem unbekannten Planeten tut, die Augen der Welt auf ihm, und sein Hemd so gelb wie der Mond. Der erste Schritt von Neil Armstrong ist noch mal etwas anderes, aber das Tor des Norwegers ist Geschichte. Die Bundesliga hat den Fußball nach Monaten des Todes und der Angst wieder zum Leben erweckt, hat die Weichen für die anderen gestellt, die immer noch nach Mut und Protokollen suchen."

 

GROSSBRITANNIEN:

"Independent": "Es mag nicht Fußball gewesen sein, wie wir ihn kennen. Aber es war Fußball. Und irgendwie war es wohl passend, dass Erling Haaland, der weithin als die Zukunft dieses Spiels gesehen wird, das erste Tor der neuen Post-Covid-Ära geschossen hat. Die Bundesliga hat gezeigt, wie es geht. Sie hat für diesen Sport einen Präzedenzfall geschaffen. Das wird helfen, das Denken zu verändern. Sicher war dies nicht die Art und Weise, die wir uns für das Comeback des Fußballs gewünscht hätten. Ganz bestimmt war das keine Derby-Atmosphäre, insbesondere keine Revierderby-Atmosphäre. Es hatte überhaupt keine Atmosphäre. Das ist natürlich nicht zu bevorzugen, denn es ist einfach nicht dasselbe ohne die Fans. Aber es ist immer noch besser, als gar kein Fußball. Und sicherlich besser, als keine Fußballclubs mehr zu haben."

"Telegraph": "Die Rückkehr der Bundesliga fühlte sich funktional, kalt und seelenlos an - aber das ist alles, was wir im Augenblick haben."

"Observer": "Die Premier League wird aus Angst vor dem Verlust von Marktanteilen ohne Zweifel nun schauen, dass sie ihre eigene Rückkehr beschleunigt."

"Mail on Sunday": "Es war nicht Fußball, wie wir ihn kennen, es war nicht Fußball, wie wir ihn gerne hätten. Aber alles in allem war es auch kein totales Desaster."

 

SPANIEN:

"Sport": "Die Bundesliga stand gestern zum ersten Mal in ihrer Geschichte im Zentrum der Welt. Und wer weiß, vielleicht auch zum letzten Mal. Die Spiele erlaubten einen Vorgeschmack auf die düstere Zukunft, die dem Fußball auch bei uns und im Rest Europas bevorsteht, wenn es wieder losgeht. Es waren bestürzende Szenen zu beobachten: leere Tribünen, die Rufe der Spieler, die in der Stille der Stadien widerhallten, nach merkwürdigen Toren der Jubel ohne Umarmungen und unter Wahrung der Abstandsregeln, auf der Ersatzbank Spieler mit Masken und zwei Metern Abstand zwischen sich und Interviews mit Mikrofonen an meterlangen Stangen. Fußball ohne Publikum ist kalt, unnatürlich und wirkt gekünstelt. Ohne Heimspiele ähneln die Begegnungen mehr einer Trainingsrunde als dem herrlichen Spektakel, das sie sein sollten. Ist das eine ideale Lösung? Ohne Zweifel ist sie das nicht, aber schlimmer wäre, es gar nicht erst zu versuchen."

 

FRANKREICH:

"L'Equipe": "Es war manchmal merkwürdig und die Widersprüchlichkeiten waren nie ganz weg. Warum den Spielern verbieten, sich im Tunnel anzunähern, wenn sie (bei Cornern) fast aufeinanderklettern? Warum Musik nach dem Spiel spielen, wenn niemand da ist, der sie hört? Aber hinter der Abnormalität dieser Fragen steckte Fußball - und der bewegte sich nicht wirklich."

"Le Figaro": "Die Wiederaufnahme der Bundesliga am Samstag hat gezeigt, dass Fußball und Coronavirus auf Kosten stiller Tribünen und gesundheitlicher Vorsichtsmaßnahmen nebeneinander existieren können. Dass das erfolgreich ist, muss sich vor einem ersten großen europäischen Match aber erst noch beweisen."

 

RUSSLAND:

"Komsomolskaja Prawda": "Ganz Europa und sogar die ganze Welt schaut auf Deutschland. Nicht wegen des Spiels, sondern weil es historisch ist. Es geht darum, wie man Fußball ohne Emotionen spielt. In Dortmund steht das größte Stadion Deutschlands, Tausende Plätze sind aber leer geblieben. Nach den neuen Regeln dürfen nur 322 Menschen anwesend sein. Und die pedantischen Deutschen haben genau gezählt. Bis hin zu den Balljungen und den Journalisten. Und kein Mensch mehr."

"Moskowski Komsomolez": "Die Deutschen haben der ganzen Welt gezeigt, wie Fußball nach der Quarantäne aussehen kann - und die leeren Tribünen war bedrückend."

"Sport Express": "Der Wiedereinstieg der Bundesliga nach der Corona-Pause hat nicht nur aus medizinischer Sicht für Skepsis gesorgt. Doch die ersten Spiele haben gezeigt: Nichts Schlimmes ist passiert."

 

NIEDERLANDE:

"De Telegraaf": "Ganz Europa schaut zu, wie Deutschland als Vorreiter den Profifußball in der Coronazeit wieder aufnimmt. Angesichts der Gefahr möglicher neuer Infektionsausbrüche ist das disziplinierte Verhalten der Fans bei der Wiederaufnahme der Bundesliga ein großer Glücksfall. Die deutschen Fußballfans zeigen fast alle sehr viel Disziplin und bleiben zu Hause, um die Spiele am Fernseher zu verfolgen."

 

SCHWEIZ:

"Sonntagszeitung": "Die Schreie der Trainer und Spieler prallen an den Tribünen ab. Es hallt durch die Stadien, als ob in Höhlen gespielt würde. (...) Wie war's an diesem Geisterspiel-Premierentag? Schon sonderbar immer wieder. Dortmund stürmt aufs Schalker Tor – im Stadion bleibt's still. Freiburgs vermeintliches 2:1 gegen Leipzig Sekunden vor Schluss wird vom Videoschiedsrichter aberkannt – null Aufregung. Vergebene Großchance? Irgendwie auch nicht so schlimm wie sonst. Ist das der Fußball, den die Welt sich wünscht? Nicht unbedingt. Doch besser als nichts ist es. Im Moment zumindest. Wie es in drei, vier Wochen aussieht, ist eine andere Frage."

 

DÄNEMARK:

"BT": "Protokolle, Regeln, Abstandsvorgaben und Infektionsrisiko. Zum Teufel damit."

"Politiken": "Dies war ein Tag, auf den viele Fußballfans nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa sehnsüchtig gewartet haben."

 

NORWEGEN:

"Aftenposten": "Obwohl das Spiel am Samstag ohne Zuschauer ausgetragen wurde, werden viele es dennoch als eine Art Sieg an sich betrachten."

 

SCHWEDEN:

"Dagens Nyheter": "Es ist besser als nichts, aber es ist nicht gut."

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