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Watzke: "Unmoralisch gibt es im Fußball nicht"

Der BVB-Boss kommentiert die explodierenden Transfersummen.

Watzke: Foto: © getty

Hans-Joachim Watzke nimmt als durch Ousmane Dembele direkt Betroffener im Interview mit dem "Business-Insider" zum aktuellen Transfer-Wahnsinn Stellung.

"Die Summen übersteigen auch meine Vorstellungskraft, sie sind zu hoch, das Ganze ist extrem, aber 'unmoralisch' würde ich es deswegen nicht nennen. Das gibt es im Fußball bezogen auf Ablösesummen nicht. In diesem Geschäft gilt, dass der Stärkere gewinnt, und das lässt sich eben nicht sozialistisch regeln", so der Dortmund-Boss.

Letztlich sei es eine Frage dessen, was der Markt hergibt. "Wenn Ihnen der Chef plötzlich fünf Millionen Euro zahlt, weil er Sie für unverzichtbar hält, sagen Sie ja auch nicht: 'Das verstehe ich nicht, das empfinde ich als unmoralisch, das lehne ich ab!' Fast jeder würde das Geld nehmen, wenn wir mal ehrlich sind", sagt der BVB-Geschäftsführer.

"Ich kann jeden verstehen, der sagt, die Summen seien nicht mehr nachvollziehbar, aber bei dem Begriff 'unmoralisch' sollte man vorsichtig sein. Wenn ein Geschäft zwischen zwei Partnern nicht sittenwidrig ist, dann passt das", hat er kein Problem damit, mehr als 105 Millionen Euro für Dembele in Empfang zu nehmen.

Keine Zuneigung für Regulierungsideen

Dementsprechend hält Watzke auch nichts von allerlei Ideen, den steigenden Transfersummen auf künstlichem Wege Einhalt zu gebieten: "Es wurde meines Wissens auch noch nie so viel Alkohol getrunken wie zu Zeiten der Prohibition. In dem beschriebenen Fall würden Ablösesummen wahrscheinlich über andere Wege gezahlt. Dann macht Katar eben einen Sponsoringvertrag mit dem jeweiligen Klub."


VIDEO - Dembele erklärt BVB-Abgang:

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Der Knackpunkt sei, dass Geld eben nur Zahlen auf Papier oder Bildschirm ist. "Ein Spieler ist weder 100 noch 222 Millionen Euro Wert. Zum Vergleich: Auch Apple oder Amazon können nicht Hunderte von Milliarden wert sein, das ist einfach eine abstrakte Diskussion."

Dementsprechend sei es gar nicht möglich, die Diskussion auf eine moralische Ebene zu heben. Entscheidend sei einzig, ob die Ökonomie funktioniere.

"Nach den ökonomischen Regeln sind Paris St. Germain oder Manchester City ja keine Erfolgsgeschichten. Ganz im Gegenteil. Aber es gibt eben Scheichs und Oligarchen, denen das völlig egal ist. Solange es einen stetigen Geldfluss aus Ölstaaten in den Fußball gibt, haben wir ökonomisch kein Gleichgewicht. Sicher, 99 Prozent der Fußballvereine wirtschaften nach ökonomischen Gesetzen, aber ein paar eben nicht."

Eine Rüge für Dembele

Unmoralisch ist für den Borussen-Chef hingegen etwas anderes: Das Verhalten von Ousmane Dembele, der seinen Wechsel zum FC Barcelona mit einem Trainingsstreik erzwang. "Es war wichtig, dass wir uns von diesem Verhalten nicht in die Knie haben zwingen lassen und von unseren Forderungen gegenüber Barcelona keinen Millimeter abgewichen sind", ist Watzke mit dem eigenen Verhalten in der Causa zufrieden.

Und würde es jederzeit wieder so handhaben, wenngleich er nicht auf eine Wiederholung hofft.

"Ich kann im Sinne des Fußballs und einer möglichst hohen Identifikation zwischen den jeweiligen Klubs, den Spielern und den Fans nur hoffen, dass ein solches Verhalten die Ausnahme bleibt."

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